Seit Februar 2024 gehört Simone Lindenmayer (33) zum Team der Stadtjugendpflege Stockach. Die Schulsozialarbeiterin wirkt an den Grundschulen Winterspüren, Zizenhausen und Wahlwies. Dass ihre Arbeit schon bei den jüngsten Schülern notwendig ist, erklärt sie so: „In der Grundschule kommen ungefiltert alle Kinder zusammen.“ Es sei ein Ort des Lernens, aber auch ein Ort voller Konfliktpotenzial.
Von den Jüngsten werde im schulischen Alltag so viel Disziplin, Konzentration und Benehmen verlangt, sodass man schnell vergesse, wie viel sie jeden Tag leisten. Lindenmayer benennt die Problemfelder: „Heutzutage ein Schulkind zu sein, vielleicht mit Einschulung während der Pandemie, digitale Mediennutzung im Unterricht, Kinder aus unterschiedlichen Haushalten im Klassenzimmer – das sind Herausforderungen für die Familien.“
Die Frau aus Bodman hat Bildungswissenschaften und Lebenslanges Lernen an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg studiert und bis zur Elternzeit – ihre Töchter sind zwei und vier Jahre alt – in der außerschulischen Jugendbildung gearbeitet. Jetzt findet sie es schön, dass sie als „Gast im Schulsystem“, wie sie es nennt, dabei sein darf.
Hilfe bei Streit und Konflikten
Schulsozialarbeit bietet den Kindern auf der Basis von Freiwilligkeit und Vertrautheit eine Ergänzung des Schulalltags. Gefragt ist Hilfe im Fall von Streit und Konflikt und soziales Lernen, das viele Familien heute nicht mehr leisten. Deshalb baut Lindenmayer ein Netzwerk auf, damit Kinder und Eltern wissen, was Schulsozialarbeit ist und sich Beratung holen können.
Sie wünscht sich mehr Verständnis füreinander. „Sich in den Anderen hineinzuversetzen ist etwas, das wir als Gesellschaft verlernt haben“, kritisiert Lindenmayer. Sie will dazu beitragen, „dass die kommenden Generationen und meine eigenen Kinder hilfsbereiter, weniger egoistisch und sozial kompetent miteinander umgehen“.
Schüler kommen aus eigenem Antrieb
Die Schüler kommen aus eigenem Antrieb zu ihr und werden nicht von den Lehrern geschickt. „Ich bin die Frau für die Probleme und habe ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte.“ Wenn sie nicht da ist, können die Kinder in den Briefkasten neben ihrem Büro vorbereitete Zettel mit einem Gesprächswunsch einwerfen.
Es gehe weniger um psychosomatische Themen wie häufig bei den Älteren, sondern meist um Emotionen und Verhaltensweisen. Die Kinder beschäftigten das Miteinander, Konflikte und Freundschaften, aber auch Trennung der Eltern und Krankheiten von Angehörigen.
Es muss nicht sofort eine Lösung geben
Jedes Kind habe seine eigene Wahrheit, die man ernst nehmen müsse, macht Lindenmayer klar. Nach einem ersten Gespräch frage sie das Kind, ob es ihm genüge, dass es von seinem Problem erzählt habe oder ob es wolle, dass sie mit der Lehrerin spreche. „Die Eltern werden in jedem Fall informiert. Ich kann das Kind stärken, aber die Eltern sind die Experten für ihr Kind.“

Es müsse nicht immer sofort eine Lösung geben, vielmehr sei es wichtig, herauszufinden, wie alle Beteiligten in Zukunft mit einer Problemsituation umgehen können. Wenn von der Familie eine Schweigepflichtentbindung vorliegt, darf sie mit den beteiligten Erwachsenen über das Kind sprechen. Steht eine Kindeswohlgefährdung im Raum, zieht sie die Lehrer hinzu.
Die Schulsozialarbeiterin freut sich, wenn sie sieht, wie die Grundschüler auch emotional wachsen. Der Klassenraum ist eben nicht nur ein Ort für Unterricht, sondern auch ein Übungsfeld, in dem man übt, wie man miteinander auskommt. Denn man lernt nicht für die Schule, sondern für das Leben.