Es ist nur konsequent: Boris Palmer wird nicht als Kandidat der Tübinger Grünen für die OB-Wahl im Herbst antreten. Ihm blieb praktisch keine andere Wahl. Denn das schon vor acht Monaten beschlossene Parteiausschlussverfahren gegen ihn hat erst jetzt Fahrt aufgenommen – ebenso wie die grünen Vorbereitungen zur Kandidatenfindung in Tübingen.

Weil Palmer aber nicht nur provoziert, postet und redet, sondern auch handelt, hat er jetzt Fakten geschaffen. Eine Kandidatur für eine Partei, die einen zeitgleich rausschmeißen will, ist zwar satzungsgemäß nicht verboten. Sie wäre aber völlig absurd.

Boris Palmer ist weiter Grünen-Mitglied. Antreten will er bei der OB-Wahl in Tübingen für die Partei aber nicht.
Boris Palmer ist weiter Grünen-Mitglied. Antreten will er bei der OB-Wahl in Tübingen für die Partei aber nicht. | Bild: Bernd Weißbrod/dpa

Palmer kann, dann wohl aber nur ohne Parteibuch, als unabhängiger Kandidat ins Rennen gehen. Seine Chancen wären wohl recht gut. Denn er hat in allen Lagern Gegner – und Unterstützer. Den Grünen dagegen droht maximaler Schaden und ohne ihr kommunalpolitisches Aushängeschild Palmer in Tübingen nach Freiburg und Stuttgart der Verlust des nächsten Großstadt-OB-Sessels. Am Ende könnte dann darauf ein Ex-Grüner sitzen, der grasgrüne Politik macht. War das wirklich der Plan?

Er ist auch selbst schuld

Freilich ist das mutmaßliche Scheitern eines der größten politischen Talente der Grünen an seiner Partei auch Palmers Ego und seinen teils unsäglichen Äußerungen zuzuschreiben. Das Ausschlussverfahren gegen ihn mag daher formal korrekt und vielleicht sogar berechtigt sein.

Ungeklärt bleibt aber unabhängig von dessen Ausgang die Frage, ob ausgerechnet bei den Grünen, zu deren politischer DNA erbitterte inhaltliche Auseinandersetzungen gehören, kein Platz mehr für Abweichler vom Mainstream und Verweigerer einer alle Debatten erstickenden political correctness ist. Wenn das am Ende so ist und Palmer gehen muss, sind auch die Grünen nur noch eine Partei wie alle anderen auch.