Es geht um ein internationales Geldwäschenetzwerk, organisierte Kriminalität und viele Millionen Euro: Die Staatsanwaltschaft Berlin hat am Dienstag 58 Wohn- und Geschäftsanschriften in Deutschland durchsucht, eine Spur führt an den Bodensee. Razzien gab es zudem in Lettland, Frankreich, Italien und Malta.

Mehr als 100 Durchsuchungen meldet Europol. In Konstanz gab es ebenfalls eine Durchsuchung, wie der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft dem SÜDKURIER bestätigte. Auch hier wurden Datenträger sichergestellt, mit denen man die Aktivitäten des Netzwerks aufklären will.

Die Beschuldigten sollen ein Firmengeflecht mit zahlreichen Scheingeschäftsführern aufgebaut haben, um so illegale Geldflüsse vornehmen und die illegale Herkunft des Geldes verschleiern zu können. Ein Finanzinstitut in Malta soll mindestens 4,5 Euro Millionen Euro gewaschen haben.

Ermittelt werde bislang gegen elf Verdächtige im Alter von 31 bis 58 Jahren wegen banden- und gewerbsmäßiger Geldwäsche, erklärte die Berliner Staatsanwaltschaft. Einer der Hauptverdächtigen, ein 53-jähriger Mann, wurde nach Angaben des Sprechers im brandenburgischen Lindow festgenommen. Drei weitere Personen wurden außerhalb Deutschlands festgenommen, meldet Europol dazu.

Köpfe des Geldwäschenetzwerks saßen in Berlin und Riga

Die Geldwäsche soll spätestens ab Juli 2021 über eine Bank in Malta abgewickelt worden sein. Nach den bisherigen Ermittlungen soll die Gruppe überwiegend von Berlin und Riga aus aktiv gewesen sein, so die Staatsanwaltschaft. Aus ihrer Sicht agiert das Netzwerk im Bereich der russisch-eurasischen organisierten Kriminalität (REOK).

Den Durchsuchungen gingen nach Angaben der Staatsanwaltschaft umfangreiche Ermittlungen mit Observationen und abgehörten Telefonaten voraus. Seit Dezember 2023 gebe es eine gemeinsame Ermittlungsgruppe zwischen Lettland und Deutschland. Auch Ermittler in Malta sowie der europäischen Polizei- und Justizbehörden Europol und EuroJust seien beteiligt gewesen, ebenso Behörden in Estland, Frankreich und Italien.

So viel Geld soll gewaschen worden sein

In Deutschland war der Schwerpunkt der Aktion klar in Berlin: 51 von 58 Razzien haben in der Hauptstadt stattgefunden, vor allem im Stadtteil Charlottenburg-Wilmersdorf. Weitere Razzien in Deutschland gab es in Konstanz, im sächsischen Leipzig sowie in den brandenburgischen Orten Neuruppin, Ludwigsfelde und Ruhlsdorf.

Rund 460 Polizeikräfte waren daran beteiligt. Parallel gab es in Lettland, überwiegend in Riga, Razzien an etwa 20 Orten, wie es hieß. In Malta seien die Bank durchsucht und Geld auf acht maltesischen Konten gesichert worden.

Laut Staatsanwaltschaft wurden Geschäftsunterlagen, Datenträger und Handys sichergestellt, die nun ausgewertet werden. Die Gesamtsumme gewaschener Vermögenswerte soll im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen.