Streicht der Bund die Maskenpflicht in Innenräumen weitgehend aus den Corona-Regeln? Das ist der Plan der Ampel-Koalition. Trotz großen Widerstands gerade aus Baden-Württemberg will man daran festhalten. Doch was spricht dafür und was dagegen? Zwei Südkurier-Redaktionsmitglieder legen dar, warum sie bei dieser Frage unterschiedlicher Meinung sind

Das Ende der Maskenpflicht hilft Kunden, dem Einzelhandel und der Umwelt, sagt SÜDKURIER-Redakteur Dominik Dose. Und wer will, kann sich ja weiterhin schützen

Erinnern Sie sich noch an den Februar 2020? Corona war neu, wir alle ungeimpft, ältere Mitbürger schutzlos – und Einkaufen waren wir ohne Maske. Das führte aber nicht zu einer unendlichen Welle, nein, es blieb viel mehr bei Inzidenzen, die aus heutiger Sicht beinahe goldig wirken.

Bald überflüssig? Die Maskenpflicht könnte weitestgehend fallen. Achtlos weggeworfene Masken wie diese sind jedoch ein unterschätztes ...
Bald überflüssig? Die Maskenpflicht könnte weitestgehend fallen. Achtlos weggeworfene Masken wie diese sind jedoch ein unterschätztes Umweltproblem. | Bild: Karl-Josef Hildenbrand

Damit soll nicht gesagt sein, dass Masken nutzlos sind, sie haben etwa in vollgestopften Bussen und Bahnen auch weiterhin ihre Berechtigung. Aber die Behauptung, dass ohne Masken eine Pandemie sofort außer Kontrolle gerät, ist kaum haltbar. Dafür wird ein Einkauf wieder freier, spontaner, unbeschwerter – was sich die Kunden verdient haben, vor allem aber auch die gebeutelten Einzelhändler. Dass ich in schlecht belüfteten Bars stundenlang vor mich hin aerosolen darf, für zehn Minuten in riesigen Supermarkthallen aber eine Maske brauche, ist ohnehin fragwürdig.

Und, vernachlässigter Aspekt: Auch die Umwelt profitiert. Sie leidet unter den Maskenmüllbergen – nachdem die Teile zuvor aus China hierher geschiffsdieselt worden sind. Es dauert Jahrzehnte, bis eine weggeworfene Maske in der Umwelt abgebaut wird – und wir reden von weltweit über Milliarden davon.

Gleichzeitig sind FFP2-Masken längst flächendeckend verfügbar, wer also weiterhin auf Nummer sicher gehen will, kann das tun und sich selbst schützen, es wird ja kein Maskenverbot ausgesprochen. Allen anderen eröffnet sich derweil wieder der Weg der größtmöglichen Freiheit – der immer unser Ziel sein sollte.

Es ist weiterhin Geduld gefragt, sagt SÜDKURIER-Redakteurin Beate Schierle: Die Masken sollten erst einmal bleiben

Keine Frage – die Masken nerven, uns alle. Aber sie ausgerechnet jetzt beim Einkaufen wegzulassen, ist keine gute Idee. An kaum einem Ort kommen wir mit mehr Leuten zusammen, die wir nicht kennen. Und dort finden sich ja die Zeitgenossen, die einem in der Schlange mit dem Wagen von hinten auf 30 Zentimeter aufrücken und ihren Atem ins Genick blasen. Da ist es beruhigend, wenn der Rüpel zumindest eine Maske trägt.

Der 20. März wurde als Enddatum für die Schutzmaßnahmen festgelegt, als wir alle noch nicht wussten, wo bei Corona die Reise hingeht. Jetzt gibt es jeden Tag neue, atemberaubende Inzidenzen. Und jeder hat zahlreiche Fälle im Familien- und Bekanntenkreis.

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Diese Virus-Variante ist superansteckend, und trotz Impfung ist die Erkrankung kein Schleck. Auch Geboosterte liegen schon mal eine Woche flach. Klüger ist es, die Lockerungen am Sinken der Inzidenzen festzumachen. Dann können auch die Masken wegbleiben. Der Frühling kommt mit großen Schritten, und Viren mögen im Allgemeinen kein Sommerwetter.

Der Wunsch nach Lockerungen ist verständlich. Aber jetzt ist es der falsche Zeitpunkt. Hamburg etwa plant, erst zu Anfang April zu lockern. Dass die Maßnahmen ein zeitliches Ablaufdatum hatten, war richtig, denn Deutschland ist eine Demokratie und kein Land, in dem einer entscheidet, was gemacht wird. Wenn die Lage sich ändert, muss man aber nachsteuern können. Auf zwei oder drei Wochen kommt es jetzt echt nicht an, Leute.