Landesverkehrsminister Winfried Hermann verliert langsam die Geduld beim B33-Ausbau im Kreis Konstanz: Er prüft nun, die Planung dem Regierungspräsidium Freiburg zu entziehen und sie der staatlichen Projektgesellschaft Deges, der deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, zu übertragen. Das sagte er in einem Interview mit dem SÜDKURIER in Konstanz.
Die Option, die Deges zu beauftragen, hatte der SÜDKURIER bereits im März 2023 in die öffentliche Debatte eingebracht. Damals hatte das Stuttgarter Ministerium sich noch zurückhaltend gezeigt.

Nun hat sich die Ausgangslage deutlich verändert. Noch vor wenigen Monaten hatte auch das Regierungspräsidium erklärt, die Planung nicht aus der Hand geben zu wollen. Für den B33-Ausbau wurde die Option Deges „nicht in Erwägung gezogen“, teilte die Freiburger Behörde damals auf Anfrage mit.
Weicher Untergrund erschwert den Bau
2035 – das ist das Jahr, in dem momentan die Fertigstellung des B33-Ausbaus anvisiert ist. Über zehn Jahre soll es also noch dauern, die letzten wenigen Kilometer der Schnellstraße nach Konstanz zu bauen. Das belastet nicht nur Anwohner und Autofahrer vor Ort, sondern ärgert inzwischen auch den baden-württembergischen Verkehrsminister. „Mit dem B33-Ausbau bin ich nicht zufrieden, es ist ein schwieriges Vorhaben“, erklärte Winfried Hermann (Grüne) dem SÜDKURIER im Interview.
Zu viele beteiligte Akteure, fehlerhafte Planung, fehlendes Personal im federführenden Regierungspräsidium Freiburg: Gründe für die Verzögerungen beim Bau scheint es viele zu geben. „Man hat da Probleme entdeckt, die man angeblich nicht vorhersehen konnte. Das ist für mich schwer zu akzeptieren“, sagt Hermann über den weichen Untergrund im Bereich Hegne. Dieser erschwert den Bau eines dortigen Tunnels.

Der Minister zeigte sich vor allem mit den zeitlichen Abläufen unzufrieden: „Im Laufe der Planungen und bei genauerer Betrachtung wurde festgestellt, dass es auf ehemaligem Sumpf- und Fließgelände große Probleme mit der Statik gibt, da hier nichts hält“, bemerkt Hermann kritisch. Tatsächlich hatten SÜDKURIER-Recherchen schon Anfang des Jahres gezeigt, dass bereits vor Jahrzehnten nahe der heutigen Baustelle Bodenproben genommen wurden. Und dass Menschen in Hegne seit jeher wissen, dass sich dort jedes aufgebuddelte Loch sofort wieder füllt.

Aktuell gehen die Arbeiten weiter
Den künftigen Bauprozess skizziert der Verkehrsminister so: Der Tunnel Allensbach soll ab kommendem Jahr gebaut werden, diesen Termin hat das das Regierungspräsidium zuletzt auch nochmals bestätigt. Die Arbeiten an der nötigen Umleitungsstrecke wurden ebenfalls wieder aufgenommen. Beim Tunnel Hegne nennt Winfried Hermann nun einen möglichen Baubeginn ab 2029. Dann soll es bis zu weitere sechs Jahre dauern, bis die ersten Autos durch den Tunnel fahren können. „Ich sage: Wir müssen schauen, wie es schneller gehen kann“, sagte Hermann dazu.
Die Verantwortung für die lange Bauzeit weist der Grüne von seinem Haus ab: „Wir als Verkehrsministerium planen diese Straßen nicht, sondern das Regierungspräsidium.“ Dieses wolle er nun entlasten. „Ich habe jetzt eine weitreichende Entscheidung getroffen: Wir prüfen, alle Projekte entlang des Bodensees an die Deges zu übergeben.“
Dies würde unter anderem den Lückenschluss an der B31 zwischen Meersburg und dem Neubauabschnitt bei Immenstaad umfassen, einschließlich der vor Ort hoch umstrittenen Umgehung des Nadelöhrs Hagnau. Perspektivisch stehen für den Bund auch noch die Umgehung von Espasingen sowie die Neuordnung seiner Straßen im Raum Stockach an.
Welche konkreten Auswirkungen eine Übertragung der Projekte auf die Deges hätte, blieb zunächst offen – zum Beispiel, ob auch die bisher mit dem Projekt beauftragten Mitarbeiter samt ihrem Fachwissen zur Deges wechseln könnten.
Deges beschleunigt Bauvorhaben
Die vierspurige Umgehungsstraße entlastet seit August 2021 die Stadt Friedrichshafen; nach Übernahme durch die Deges kam das Vorhaben nach Angagen örtlicher Akteure deutlich schneller voran. Auch bei der A98 hatte zunächst, wie im Bereich Allensbach, das Regierungspräsidium Freiburg die Federführung. Die Deges hatte nach eigenen Angaben im April 2018 das Vorhaben vom RP Freiburg übernommen. Auch hier ist das Echo aus der Region positiv.
Im Falle der B33 ist die Übergabe allerdings noch nicht in trockenen Tüchern: Die Deges müsse sich zunächst bereit erklären, die Projekte zu übernehmen. Die Anfrage erhält sie auf jeden Fall: „Die Sitzung ist in den nächsten Wochen“, sagt Hermann. Für die Regierungspräsidien ergebe sich dadurch mehr Raum für andere Aufgaben, die „dringend und wichtig“ seien, etwa die Sanierung von Straßen und Brücken und der Radwegebau.
Was Verkehrsminister Hermann unterdessen nicht in Frage stellt: Die B33 wird wie geplant vierspurig ausgebaut. Obwohl als Verfechter dreispuriger Lösungen mit wechselnder Überholmöglichkeit bekannt, schloss er im Gespräch mit dem SÜDKURIER eine komplette Neuplanung des Projekts aus. Er erklärte dazu wörtlich: „Manche Fehler sind extrem schwierig zu korrigieren (Anm. d. Red: Damit meint er den geplanten vierspurigen Ausbaustandard). Die Krux ist: Das ist alles bereits planfestgestellt. Wenn es mal so weit ist, ist es schwierig das aufzuschnüren. Weil alle befürchten, dass es deutlich länger dauert, von Null zu starten.“