Die wichtigste Schweizer Narrenhochburg tut einen mutigen Schritt: In Basel werden die närrischen Tage auch 2021 begangen – trotz der Unsicherheit an der Corona-Front. Das beschloss das Comité, das als Dachverband den Morgestraich begleitet und die Route festlegt. Der Morgestraich werde 2021 zwar anders gefeiert als früher, aber er wird gefeiert.

Das letzte Mal war es 2019

Damit preschen die Basler weit vor. in Deutschland wird gerade noch bundesweit über die Fastnacht diskutiert. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn äußerte sich skeptisch zu der Frage, ob im kommenden Winter Karneval oder Fastnacht stattfinden könne. Auch Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha sprach vor wenigen Tagen im Interview mit dem SÜDKURIER über die trüben Aussichten für die Fastnacht. Konkrete Entscheidungen des Landes Baden-Württemberg stehen noch aus.

Viele Narren in Süddeutschland halten sich die Entscheidung noch offen. Roland Wehrle, Präsident des Verbands Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), sagte im SÜDKURIER: „Die Fasnacht kann man nicht absagen. Irgendetwas wird stattfinden.“ Ende September soll über die Fünfte Jahreszeit entscheiden, so der VSAN-Präsident. Andere Hästräger haben ihr Programm für 2021 bereits weiträumig abräumt (wie im Bodenseekreis).

Basel hält dagegen an der Fasnacht fest. Die närrischen Tage sind Weltkulturerbe und inneres Bedürfnis. Der letzte reguläre Morgestraich mit tausenden Pfeifern und Trommlern fand 2019 statt. In diesem Jahr, 2020, wurde er wegen der Pandemie abgesagt. Das war zweieinhalb Tage vor dem viermaligen Läuten des Martinsglöckle, das die größte Fasnacht in der Schweiz einläutet und ein Geschehen öffnet, das scheinbar gar nicht zum geordneten Wesen der Eidgenossen passen will.

Diese Maske für 2020 waren schon fertig und wurde aus aktuellem Anlass noch mit einer Corona-Schutzmaske ausgestattet. Auf die Straße ...
Diese Maske für 2020 waren schon fertig und wurde aus aktuellem Anlass noch mit einer Corona-Schutzmaske ausgestattet. Auf die Straße hat sie es nicht geschafft, da die meisten Basler Cliquen zuhause blieben. | Bild: Yvonne Colombo

„Die Absage war saumäßig“, erinnert sich Yvonne Colombo, die sich seit vielen Jahren in einer Gruppe engagiert und dort Piccoloflöte spielt. Die Absage durch den Bundesrat in Bern (Verbot aller Großveranstaltungen) erwischte ihre Clique mit 30 Leuten kalt, die sonst mit Instrumenten und leuchtenden Kopflaternen durch die Stadt am Rhein ziehen. „Wir haben geheult“, sagt die Fasnachterin im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Und doch zogen gerade in diesem Jahr vereinzelt wilde Trommler durch die Straßen. In den offenen Fenstern tauchten zufällig Pfeifer auf und spielten den Basler Marsch.

Nur zwei Instrumente werden gespielt: das Piccolo und die Trommel.
Nur zwei Instrumente werden gespielt: das Piccolo und die Trommel. | Bild: Daniel Gramespacher

Man kann die Fasnacht verbieten, aber nicht verhindern

Wie die medizinische Lage im Jahr 2021 sein wird, wissen die Basler nicht. Aber sie bereiten den kommenden Morgestraich vor, als ob er stattfinden würde. Selbst im Fall einer Absage von oben werde man „wild gässlen“, sagt Colombo mit Augenzwinkern – also in kleiner Besetzung durch die Gassen der mittelalterlichen Kernstadt ziehen. Das habe ihre Gruppe „Die Zämmegwirflede“ (Die Zusammengewürfelten) bereits beschlossen. Basel betreibe eben kein on/off-Brauchtum. Man kann es zwar amtlich verbieten – und doch nicht verhindern, dass ein Maskierter rein zufällig aus dem Fenster schaut.

Pappmaché, Farbe und viel Geduld: Blick in eine private Narrenwerkstatt.
Pappmaché, Farbe und viel Geduld: Blick in eine private Narrenwerkstatt. | Bild: Yvonne Colombo

Mit einem großen Fragezeichen versehen sind die Besenwirtschaften, die an jenen Tagen öffnen. Sei sind liebevoll dekoriert, allesamt mit närrischen Motiven und alten Masken. Sie öffnen nur über die verrückten Tage. Serviert werden typische Speisen wie eine eingebrannte Mehlsuppe oder Zwiebelwehen. In den Kellern geht es naturgemäß warm und feucht zu. Ob sie öffnen werden, ist doppelt fraglich.

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Sogar im Weltkrieg war Fasnacht

Die Basler Fasnacht ist eingefleischt. Deshalb ist es für die Gruppen dort unvorstellbar, dass man sie einfach ausfallen lässt. Für Akteure wie Frau Colombo sind die vier Tage von Montag bis Donnerstag ein Stück Identität. Nicht einmal im Zweiten Weltkrieg wurde das Brauchtum abgesagt, obwohl das benachbarte Deutsche Reich den Schweizer Nachbarn Frankreich angriff und die Eidgenossen einen Überfall auf ihr Land fürchten mussten.