Mehr als 1,2 Millionen Schweizer sind inzwischen schon vollständig geimpft. 1,4 Millionen weitere Schweizer haben eine Erstimpfung erhalten, Tendenz steigend. Doch ein digitales Zertifikat zum Nachweis ihres Impfschutzes, das ihnen im Alltag bis zur Aufhebung der Infektionsschutzmaßnahmen vieles erleichtern würde, gibt es nicht.

Die Arbeit an einem entsprechenden digitalen Ausweis, den man etwa mit dem Smartphone immer dabei haben kann, hat gerade erst begonnen. Beim Bundesamt für Gesundheit verweist man darauf, dass erst seit März die gesetzliche Grundlage für ein solches Zertifikat bestehe. Aber entsprechende Vorbereitungen wären schon früher möglich gewesen, monieren Kritiker.

Inzwischen arbeitet das Bundesamt für Information und Telekommunikation an einem „fälschungssicheren Covid-Zertifikat“. Wie das gewährleistet wird, will das Amt auf Anfrage nicht sagen. An diesem Mittwoch verkündete das Bundesamt, dass die ersten Covid-Zertifikate ab dem 7. Juni schrittweise eingeführt werden – zunächst für Geimpfte, später auch für Genesene und Getestete. Spätestens Ende Juni sollen die Zertifikate dann für all diese Gruppen genutzt werden können.

Zuvor hatte eine Datensicherheitslücke das Land aufgerüttelt. Deshalb wurde das Modul myCOVIDvac.ch, das von der Stiftung meineimpfungen.ch im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) entwickelt wurde, abgeschaltet. Es sollte Nutzern die Möglichkeit geben, jederzeit einen digitalen Nachweis ihrer Corona-Impfung abzurufen. Tatsächlich war es nicht fälschungssicher und die Daten leicht von Unbefugten einsehbar.

Covid-Zertifikat nur für wenige Bereiche geplant

Dabei überrascht, dass das Zertifikat in vielen Bereichen gar nicht zur Anwendung kommen soll. So ist die Nutzung in Behörden, am Arbeitsplatz, in Schulen und sogar in Läden nicht möglich. Selbst in Bars, Restaurants und Cafés, in Sportanlagen oder bei Veranstaltungen soll es nur dann zur Anwendung kommen, wenn die Infektionslage sich verschlimmert und andernfalls Schließungen drohten. Dann sollen Menschen mit Zertifikaten weiter Zutritt bekommen. Die Zertifikate können in diesen Bereichen aber freiwillig genutzt werden.

Bei Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen oder in Diskotheken soll das Covid-Zertifikat dagegen Pflicht werden, weil dort die Ansteckungsgefahr größer ist. Der Plan des Bundesrats steht noch zur Abstimmung, am 18. Juni will die Schweizer Regierung dann entscheiden.

Reisen mit Zertifikat

Der Schweizer Impfausweis soll aber auch für die Einreise in andere Länder genutzt werden können. Deshalb soll er mit dem geplanten digitalen EU-Impfausweis, dem Digital Green Certificate, kompatibel sein. Gerade haben sich die Mitgliedstaaten, die EU-Kommission und das Parlament auf die Eckpunkte geeinigt. Die Abstimmung im EU-Parlament ist für die Plenarsitzung in der zweiten Juniwoche geplant. Bis Ende Juni soll es bereitstehen.

Vorerst wenige Erleichterungen für Geimpfte

So lange es in der Schweiz kein Zertifikat für Geimpfte gibt, gelten in der Schweiz weiter fast alle Einschränkungen für alle. Lediglich bei der Quarantäne gilt seit Mitte Mai: Wer Kontakt zu einem Infizierten hatte, aber selbst innerhalb der vergangenen sechs Monate mit Covid infiziert war und wieder gesund ist, muss nicht in Quarantäne. Gleiches soll künftig für Reiserückkehrer aus Risikogebieten gelten. Für Reisende, die aus einem Virusvariantengebiet zurückkehren, sollen die Ausnahmen von der Test- und Quarantänepflicht bei der Einreise in die Schweiz aber eingeschränkt bleiben.

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