
Wer hat an der Uhr gedreht? Vor 150 Jahren hätte die Antwort lauten können: Reisende. Zumindest diejenigen, die Grenzen unterschiedlicher Herrschaftsgebiete passieren mussten. In jeder Region galt damals eine andere Uhrzeit. Wer unterwegs war, musste also hin und wieder die Uhr umstellen. Am Bodensee sah das dann so aus:
Wenn es in Konstanz 12 Uhr schlug, war es in Kreuzlingen erst 11.56 Uhr und in Friedrichshafen schon 12.03 Uhr. Der Grund für die verschiedenen Zeitzonen: Die Uhren waren nach dem Stand der Sonne geeicht – und deren Höchstpunkt ist nicht überall gleich.
Viele Länder – viele Zeiten
Deshalb hatte lange Zeit jeder Ort seine eigene Uhrzeit. Im 19.Jahrhundert wurden Standardzeiten eingeführt. Ab diesem Zeitpunkt hatte nur noch jedes Land eine eigene Uhrzeit. Rund um den Bodensee führte das zu fünf verschiedenen Zeitzonen. Die Zeiten waren nach der Hauptstadt des Landes benannt. In Konstanz wurden die Uhren nach Karlsruher Zeit gestellt, in Friedrichshafen galt Stuttgarter Zeit und in Kreuzlingen tickten die Uhren nach der Berner Zeit.
In der Schweiz gab es nur eine Zeit
Die Schweizer waren schon einen Schritt weiter: Im Nachbarland gab es bereits damals nur eine offizielle Zeit. Hatte ein Reisender das Land einmal betreten, musste er seine Uhr nicht mehr umstellen. Ob in Bern, Zürich oder Genf, die Uhrzeit war immer die gleiche.
Mitteleuropäische Zeit von Staatsbahn eingeführt
Um Chaos zu vermeiden, führten die deutschen Staatsbahnen 1880 die Mitteleuropäische Zeit ein. Drei Jahre später wurde die Zeit im Gesetz für ganz Deutschland festgelegt und ab da tickten die Uhren des Landes alle gleich.
Heute zeigen zwar alle Uhren der Region die gleiche Uhrzeit an, aber die Zeit vergeht in manchen Situationen langsamer als in anderen – jedenfalls gefühlt. Wer im Stau steht, kennt dieses Phänomen. Dieser Fakten-Freitag zeigt, wo die Stau-Hauptstädte Baden-Württemberg sind.