Der Frühling ist da, aber der Schnupfen geht nicht weg: Millionen Menschen klagen auch noch nach Wochen über eine verstopfte Nase und einen trockenen Hals. Anders als sonst, scheinen die Symptome in diesem Jahr besonders lange anzuhalten. Stimmt das? Und was hilft dagegen? Fachleute geben Antwort.

Noch immer ziehen Millionen Menschen wegen Atemwegserkrankungen zum Arzt

Krankheitserreger haben laut Robert-Koch-Institut (RKI) weiterhin Saison. Obwohl es nun wärmer wird, zieht es deutschlandweit immer noch Millionen Menschen zum Arzt. Die Inzidenz entspricht laut Daten des RKI einer Gesamtzahl von etwa 5,4 Millionen akuten Atemwegserkrankungen.

Aus der Praxis berichtet Allgemeinmediziner Olaf Boettcher aus Laufenburg (Kreis Waldshut). Er bestätigt, seit Beginn des Jahres deutlich mehr Patienten mit lang anhaltenden Erkältungssymptomen empfangen zu haben. Viele klagten über Schnupfen, Husten und Abgeschlagenheit – über Wochen hinweg.

„Das ist im Vergleich zu den Vorjahren ungewöhnlich“, so der Mediziner. Betroffen seien Menschen aller Altersgruppen, besonders häufig Kinder. Doch was sind die Gründe für eine gefühlte Dauer-Erkältung?

Olaf Boettcher ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin in Laufenburg (Baden).
Olaf Boettcher ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin in Laufenburg (Baden). | Bild: Nico Talenta

Das sind Gründe für eine gefühlte Dauer-Erkältung

1. Zeitgleiche Infektionen mit verschiedenen Krankheitserregern könnten verantwortlich sein, erklärt Cordelia Steffek, Pressesprecherin der AOK Gesundheitskasse Hochrhein-Bodensee. Laut RKI kursierten verschiedene Erreger – zum Beispiel Rhinoviren, RS-Viren und Coronaviren. Aus den Daten des Instituts zieht der Mediziner Boettcher, dass Deutschland derzeit auch eine ausgeprägte Grippewelle erlebe.

„Wenn mehrere Viren gleichzeitig auftreten, können die Symptome stärker oder auch länger andauern“, sagt er zu den Auswirkungen. Die gute Nachricht: Erste Hinweise würden darauf hindeuten, dass der Höhepunkt der Welle bald erreicht sein könnte.

2. Zeitlich nah nacheinander liegenden Infektionen könnten ebenfalls für ein dauerhaftes Krankheitsgefühl verantwortlich sein, berichtet Steffek. Denn nach einer ersten Erkältung durch Viren hätten Bakterien leichteres Spiel, durch die bereits gereizte Schleimhaut einzudringen. Boettcher bestätigt aus der Hausarztpraxis: „Leider erleben wir aktuell auch schwere bakterielle Infekte in Form von Lungenentzündungen, die sich auf die Viren aufsatteln.“

Er führt aus, dass viele Menschen die Infekte in Wellen erlebten. Gerade, wenn sie sich etwas besser fühlten, käme ein Rückschlag. „Das ist belastend, aber in den meisten Fällen nicht gefährlich – nur eben hartnäckig“, so Boettcher.

3. Auch andere Erkrankungen könnten sich hinter vermeintlichen Erkältungssymptomen verbergen, führt die AOK-Pressesprecherin weiter. So könnte anhaltender Husten etwa durch Asthma ausgelöst werden. Deshalb sollte bei Beschwerden, die sich nicht innerhalb eines angemessenen Zeitraums bessern, zur Abklärung ein Arzt aufgesucht werden.

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Wie sind Erkältungserscheinungen am besten zu kurieren?

Handelt es sich tatsächlich um eine Erkältung, rät die Praxis Boettcher zu Geduld und ausreichend Erholung. Da es sich dabei meist um einen viralen Infekt handele, würden Antibiotika in der Regel nicht helfen. Diese würden nur noch bei einem bakteriellen Infekt eingesetzt. Wichtig blieben vorbeugende Maßnahmen, betont der Mediziner.

Wie kann man sich vor einer Ansteckung schützen?

„Wer sich selbst vor Ansteckung schützt, beugt nicht nur im eigenen Interesse vor, sondern schützt auch andere vor einer Infektion“, bestätigt Steffek. Die AOK Hochrhein-Bodensee führt Tipps auf, die helfen, einer Ansteckung vorzubeugen:

  • Hygiene im Alltag: Nicht mit den Händen in das Gesicht greifen, denn über Augen, Mund und Nase gelangen Erreger in die Schleimhäute. Gründlich und regelmäßig Hände waschen. Handtücher häufig wechseln, nicht mit anderen teilen oder Papiertücher verwenden. Während einer heftigen Infektionswelle auf Händeschütteln verzichten. Kranke Menschen und Menschenansammlungen meiden. Rücksichtsvoll in die Armbeuge niesen und husten – Abstand zu anderen Menschen halten. Papiertaschentücher nur einmal verwenden und sofort entsorgen. Wer einen Infekt mit sich schleppt, sollte keine Schwangeren, chronisch Kranken oder alten Menschen besuchen
  • Immunsystem stärken: Stress, psychische Belastungen und körperliche Überbelastung vermeiden, auf Alkohol und Nikotin verzichten, genug und vielfältig essen, länger schlafen, ausreichend bewegen.
  • Jährliche Grippeschutzimpfungen: Impfung gegen Influenza-Viren vor allem für Risikogruppen wie chronisch Kranke, beispielsweise Asthmatiker, Diabetiker und Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schwangere und Personen über 60 Jahre. Weitere Impfungen entsprechend den STIKO-Empfehlungen.
  • FFP2-Masken: Die Erfahrungen zeigen, dass FFP2-Masken das Risiko für Infektionen senken. Insbesondere Menschen mit geschwächter Immunabwehr sollten nach Abwägen des Nutzens und der Risiken für sich entscheiden, ob sie eine entsprechende Maske in Zeiten von Infektionswellen tragen möchten.