In manchen Wahlkreisen in Baden-Württemberg war die Landtagswahl auch eine Abstimmung über einzelne Spitzenpolitiker – immerhin standen sie in manchen Kreisen als Direktkandidat auf den Wahllisten. Ein Überblick, welcher der bekannten Kandidaten es in den Landtag geschafft hat und welcher nicht.
Winfried Kretschmann
Der Ministerpräsident wohnt zwar in Laiz im Kreis Sigmaringen, tritt aber traditionell im Wahlkreis Nürtingen an. Diesen gewann er mühelos: 38,8 Prozent der Wähler stimmten für ihn und die Grünen, 3,9 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Sein CDU-Kontrahent Thaddäus Kunzmann, Demografiebeauftragter des Landes, erreichte nur 21,6 Prozent der Stimmen.
Susanne Eisenmann und Winfried Hermann
Es war das Prominenten-Duell der Landtagswahl: Im Wahlkreis Stuttgart II hängte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die CDU-Spitzenkandidaten Susanne Eisenmann im Kampf um das Direktmandat deutlich ab. 39,8 Prozent der Wähler stimmten für die Grünen und Hermann, 21,7 Prozent für die CDU und Eisenmann. Sie ist damit nicht im neuen Landtag vertreten.
Thomas Strobl
Innenminister Thomas Strobl sollte für die CDU den Wahlkreis Heilbronn zurückerobern. Geklappt hat das nicht. Zwar schnitt seine Partei im Kreis leicht besser ab als vor fünf Jahren (23 Prozent, 0,3 Prozentpunkte mehr als 2016), dennoch unterlag er der Grünen-Kandidatin Susanne Bay deutlich (30 Prozent). Auch ein Zweitmandat errang Strobl nicht. Ein Ministeramt könnte Strobl dennoch weiterhin übernehmen, dafür muss man kein Abgeordneter sein.
Manfred Lucha
Neben Susanne Eisenmann ist Sozialminister Manfred Lucha der zweite Minister im Amt, der für sein Corona-Management viel Kritik einstecken muss. Geschadet hat es ihm und seiner Partei im Wahlkreis Ravensburg nicht wirklich. Entgegen dem Landestrend konnten Lucha und die Grünen ihr Ergebnis zwar nicht steigern, es blieb aber stabil bei 33,1 Prozent, während die CDU deutlich verlor – 7,3 Prozentpunkte auf nur noch 23,7 Prozent. Kandidat August Schuler kann sich aber immerhin mit einem Zweitmandat trösten.
Guido Wolf
Justizminister Guido Wolf musste im Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen deutliche Verluste hinnehmen, verlor 4,4 Prozentpunkte und kam auf 29,3 Prozent. Dennoch verteidigte er sein Direktmandat knapp vor den Grünen um Kandidat Jens-Michael Metzger, der auf 28,1 Prozent kam.
Nicole Hoffmeister-Kraut
Ein Achtungserfolg gelang Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut im Wahlkreis Balingen. Hatte sie vor fünf Jahren nur rund 500 Stimmen Vorsprung auf die Grünen, waren es nun mehr als 4000. 32,6 Prozent der Wähler stimmten für sie, 3,1 Prozentpunkte mehr als 2016 – ein deutlicher Erfolg gegen den Landestrend.
Theresia Bauer
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer gewann im Wahlkreis Heidelberg völlig ungefährdet. In der Universitätsstadt sammelte sie 41,7 Prozent der Stimmen, nach 41 Prozent vor fünf Jahren. Die CDU wird am Neckar dagegen zur Kleinpartei: Nur 15,3 Prozent der Wähler stimmten im Wahlkreis Heidelberg für die Christdemokraten.
Peter Hauk
Auch der Minister für ländlichen Raum konnte sein Mandat verteidigen. Im Wahlkreis Neckar-Odenwald sammelte er 31,6 Prozent der Stimmen. Damit verlor er leicht an Zustimmung, während die Grünen mehr Stimmen sammelten – mit 23,7 Prozent sind sie aber immer noch weit entfernt von den Werten der CDU.
Andreas Stoch
Kein einziger SPD-Politiker im Land konnte ein Direktmandat gewinnen, auch Spitzenkandidat Andreas Stoch bildet da keine Ausnahme. Im Wahlkreis Heidenheim erreichte er aber immerhin 20,2 Prozent der Stimmen, lag also deutlich über Landesschnitt. Damit errang er ein Zweitmandat, die meisten Stimmen holte im Wahlkreis Martin Grath von den Grünen, 25,8 Prozent.
Hans-Ulrich Rülke
Der Spitzenkandidat der FDP holte in Pforzheim 16,1 Prozent der Stimmen, was für ein Zweimandat reichte und ein beachtlicher Sprung im Vergleich zu den 10,5 Prozent vor fünf Jahren war. Mit 26,2 Prozent der Stimmen gewann Felix Herkens von den Grünen den Wahlkreis.
Bernd Gögel
Der AfD-Spitzenkandidat lag im Enzkreis mit 12,9 Prozent der Stimmen zwar über dem Landesschnitt, im Vergleich zu den 19,2 Prozent bei der vorherigen Wahl verlor die AfD aber deutlich. Gögel wird über ein Zweitmandat weiter im Landtag sitzen.
Andreas Schwarz
Der bisherige Fraktionsvorsitzende der Grünen wird als möglicher Nachfolger von Winfried Kretschmann gehandelt. In seinem Wahlkreis Kirchheim baute er den Vorsprung auf die CDU aus, er kam auf 33,1 Prozent der Stimmen.
Muhterem Aras
Die Landtagspräsidentin von den Grünen holte für ihre Partei des beste Wahlkreis-Ergebnis im ganzen Land. Im Kreis Stuttgart I errang sie 44,8 Prozent der Stimmen, die CDU kam nur auf 17,9 Prozent.
Wolfgang Reinhart
Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU verlor im Wahlkreis Main-Tauber deutlich an Zustimmung. 2011 wählten noch 35,4 Prozent der Wähler CDU, nun nur noch 29,6 Prozent. Da die Grünen jedoch 27,1 Prozent holten, bleibt Reinhart der gewählte Direktkandidat. Mit ihm, Schwarz, Stoch, Gögel und Rülke bleiben damit alle Fraktionsvorsitzenden im Landtag.