Imposant steht er da, mit seinen 264 Metern Höhe ist der Rottweiler Testturm nicht zu übersehen. Und das schon seit einigen Jahre, 2017 wurde er offiziell eröffnet. Jetzt wurde auch die internationale Presse auf ihn aufmerksam – und regt mit ihrer Berichterstattung zum Schmunzeln an.
Über den „Wolkenkratzer, in dem niemand lebt“ schreibt der amerikanische Nachrichtensender CNN und auch das britische Boulevard-Magazin Sun widmet dem Rottweiler Testturm einen Artikel. Denn dieser sei immerhin fast so hoch wie der Londoner Wolkenkratzer The Shard, wie das britische Magazin neidlos anerkennt.
Doch anders als der 310 Meter große Wolkenkratzer an der London Bridge steht der Rottweiler Testturm nicht etwa mitten in einer Weltstadt – sondern nahe dem Schwarzwald.
Ein moderner Kontrast zum mittelalterlichen Rottweil
Nämlich genauer gesagt nahe des „mittelalterlichen Städtchens Rottweil“, wie die Sun schreibt und dazu „in starkem Kontrast zu seiner historischen Umgebung und den Wäldern.“
Das österreichische Magazin Futurezone setzt bei seiner Berichterstattung über den Rottweiler Testturm noch einen drauf und schreibt von einem Turm „mitten in der deutschen Einöde“ – die Rottweiler müssen sich von der internationalen Presse also ganz schön was anhören.

Zugegeben – das hohe und moderne Gebäude sticht aus der malerischen Landschaft heraus, dabei sei der Grund für den Standort in Rottweil laut der Managerin des TK Elevator Testturms rein „strategischer“ Natur gewesen.
Der Standort wurde unter anderem gewählt aufgrund der guten Anbindung zu Universitäten und Fachhochschulen in Stuttgart, Konstanz und der Schweiz und zu Produktionsstätten von TK Elevator in Deutschland.
Der eigentliche Zweck des Rottweiler „Turms in der Einöde“, das Testen und Entwickeln von Aufzugtechnologien, fasziniert in England und den USA – dabei hat die USA selbst einen solchen Testturm. Der steht in Atlanta im Bundesstaat Georgia, ein weiterer in Zhongshan, China. Aufzüge und Rolltreppen von TK Elevator sind unter anderem im One World Trade Center in New York verbaut.
Aufzug bestellen per Handy
In Rottweil teste man mittlerweile das Aufzugsmodell EOX, welches laut Höhnle speziell für Wohngebäude mit wenigen Stockwerken entwickelt worden sei. Mit diesem Modell sei etwa eine „nahtlose Verbindung mit Mobilgeräten“ möglich – so könne man die nächste freie Kabine quasi mit dem Handy bestellen.
Bei dem Multi, einem seillosen Aufzug, der sich nicht nur in der Höhe, sondern auch seitlich bewegen kann, arbeiten die Ingenieure noch immer an der Zertifizierung. Die Zulassung für das allgemeine Konzept sowie für das Sicherheitskonzept habe man bereits erhalten. Auch teste man „High-Speed-Aufzüge“, mit Geschwindigkeiten von bis zu 64 Kilometern in der Stunde auf Testfahrt geschickt werden.
Doch – und so schreibt es die britische Sun – sei der Testturm nicht nur eine „Industrieanlage, sondern auch ein kulturelles Wahrzeichen“. Der Turm habe auf 232 Meter die, nach Angaben von TK Elevator, „höchste Besucherplattform Deutschlands“. 900.000 Besucher könne der Testturm seit Eröffnung laut der Turm-Managerin verzeichnen.
Die Stadt Rottweil freut‘s – so habe man im Rathaus über die Berichterstattung von CNN, Sun und aus Österreich geschmunzelt, erklärt Pressesprecher Tobias Hermann. Auch habe man auf einen Social-Media-Post des amerikanischen Nachrichtensenders reagiert und die Amerikaner kurzerhand nach Rottweil eingeladen.
Der Testturm habe sich laut Hermann als Touristen-Magnet etabliert und bringe viele Menschen auch dazu „die historische Altstadt zu entdecken“. Und weil er nachts leuchtet, wird er von der Rottweiler Stadtverwaltung als „Leuchtturm“ bezeichnet, der für das moderne und fortschrittliche Rottweil stehe – seine Daseinsberechtigung hat er also, dieser Wolkenkratzer im Schwarzwald.