Wettschuld eingelöst: Einen halben Arbeitstag habe ich bei brütender Hitze für die Technischen Betriebe geschwitzt und geschuftet. Was ich daraus gelernt habe? Dass die 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bauhofs eine große Anerkennung für ihren Job verdienen.
Sonnenhut und Sicherheitsschuhe
Um 7 Uhr morgens beginnt mein Dienst. Reiner Hegner, Leiter der Technischen Betriebe, stattet mich in seinem Büro mit Arbeitsbekleidung, Handschuhen, Warnweste und Sicherheitsschuhen aus, setzt mir einen Strohhut auf und gibt mir Sonnencreme mit. Wie jeden Morgen gibt es eine kurze Besprechung mit dem Personal, dass aufgrund der Pfingstferien dünner ist als sonst. Hegner schickt mich zu Wasili Sarri, der mit seinem Pritschenwagen unterwegs ist, um die Stadt zu reinigen.
Teppich auf dem Gehweg
Unser erster Halt ist der Entlastungweg am Theuerbach, an dem viele Lastwagen anhalten und die Fahrer ihren Müll in den Tonnen entsorgen. Im Schneckentempo setzen wir unsere Reinigungstour fort. Ich bin entsetzt, wie viel Müll herumliegt – am Busbahnhof, im Stadtgarten, in der Altstadt. „Die Leute schmeißen alles irgendwo hin“, sagt Sarri und zeigt auf einen Teppich auf dem Gehweg an der Alte-Post-Gasse. Ich packe mit an, werfe den stinkenden Müll auf seinen Pritschenwagen.

Der nächste Job
Sarri setzt mich im Bauhof ab, wo bereits Maximilian Vogler auch mich wartet. Der 28-Jährige ist der Jüngste im Team, „das einen guten Zusammenhalt hat“, wie er sagt. Vogler ist gelernter Landschaftsgärtner und kümmert sich um alles in der Stadt, was grünt und blüht. Mein nächster Job? Unkraut jäten in einem Blumenbeet am alten Spital. „Du musst Disteln ziehen“, sagt er zu mir. Ich folge natürlich seiner Anweisung und stecke den Spieß in die Erde, um die stacheligen Disteln mitsamt Wurzeln zu entfernen.
„Ich muss hier noch ein bisschen nacharbeiten.“Maximilian Vogler, Bauhof-Mitarbeiter
Nach und nach füllt sich der Korb. Meine Hände und Arme fangen an zu brennen, meinen Rücken merke ich auch schon. Ist halt was anderes als in der Redaktion bequem auf einem Stuhl zu sitzen und Texte zu schreiben. Und ich bin froh, dass ich den Hut trage, denn einen Schattenplatz gibt es hier nicht. Maximilian Vogler hat indes die Ruhe weg, obwohl der Schwerlastverkehr ganz knapp an ihm vorbeifährt. Meine Arbeit erledige ich – na ja – nicht ganz so, wie es sich der Profi vorstellt. „Ich muss hier noch ein bisschen nacharbeiten“, sagt Vogler. Im meinem Arbeitszeugnis würde demnach stets bemüht stehen.
Blumenbeet vor dem Kriegerdenkmal

Wir fahren weiter in den Stadtgarten, wo wir am schön angelegten Beet vor dem Kriegerdenkmal beschäftigt sind. Erst kürzlich wurden dort etwa 60 Blumen gestohlen. Die Lücken sind deutlich zu sehen. „Das ist natürlich sehr ärgerlich“, sagt Vogler, der mir nebenbei noch eine Lektion in Pflanzenkunde erteilt, mir erklärt, dass falsche Rosen daran zu erkennen sind, dass sie eine andere Blatt- und Blütenform hat als die veredelte Rose. Nächste Station ist die Stadthalle, vor der ebenfalls die Beete in regelmäßigen Abständen gepflegt werden. Und schon wieder liegt Müll herum, obwohl ein Mülleimer in der Nähe steht.

Steile Hänge
Das ist noch nicht alles an diesem Tag. Mit Valeri Schrainer fahre ich an den Stadtsee. Für einen kurzen Moment hoffe ich, mich auf die Wiese legen zu können, um mich auszuruhen. Daraus wird nichts: „Wir mähen jetzt den Rasen“, sagt Schrainer zu mir. Kein Problem, denke ich mir, dass mache ich zu Hause auch. Aber zu Hause ist der Rasen eben. Am Stadtsee aber sind es steile Hänge, die gemäht werden müssen. Bei Valeri Schrainer sieht es so einfach aus, bei mir nicht. Denn es kostet verdammt viel Kraft, den Rasen im Steilstück zu mähen. Jetzt darf ich mich bloß nicht blamieren und mit dem Rasenmäher im Stadtsee landen. Mein Arbeitskollege ist deutlich routinierter, schafft die gesamte Rasenfläche rund um den Stadtsee locker an einem Arbeitstag. Ich würde eine ganze Woche dafür brauchen.

Mehr Wertschätzung
Gegen Mittag treffen sich die Mitarbeiter im Bauhof, wo Bürgermeister Ralph Gerster auch da ist, um zu sehen, ob ich meinen Wetteinsatz auch eingelöst habe. Mein Fazit steht schnell fest: Viele Bürger wissen wahrscheinlich gar nicht, was die Mitarbeiter der Technischen Betriebe alles leisten. Sie sollten viel mehr Wertschätzung erfahren.