Die dringendste Frage ist vielleicht die nach seinem Spitznamen. Stefan Müller wird seit Jahrzehnten nur „Bifi“ genannt. Doch wie kam es dazu? Stefan Müller erklärt schmunzelnd: „Ich war immer sehr, sehr klein. Im Englischunterricht wollte unsere Lehrerin die Namen auf Englisch sagen. Aus Stefan wurde Steve, daraus wiederum Stevie und irgendwann dann Bifi, die Minisalami.“
Geschadet hat‘s nicht, ein erfolgreicher Gastronom ist Stefan Müller nun seit 42 Jahren – und das wird auch so bleiben, auch wenn sich der 59-Jährige Stück für Stück aus dem stressigen Geschäft zurückzieht. 2019 hat er das Brigantinus abgegeben, nun folgt der Steg 4, den er seit 23 Jahren führte. „Ich glaube, der Herzschmerz ist bei meiner Frau größer als bei mir. Steg 4 war immer ihr Baby.“

Doch auch an ihm geht das nicht spurlos vorüber: „Natürlich gibt es auch etwas Wehmut. Doch ich bin in erster Line froh und glücklich, dass der Übergang zu den neuen Pächtern so gut ablief.“ Das Gastro-Trio Martin Mure (35), Marco D‘Arca (33) und Servat Karaaslan (37) sind die Neuen in der Hafenstraße. Es ist immer schön zu wissen, wenn das Baby in guten Händen ist. Auch wenn es das der Frau ist.
Nach dem Ende im Steg 4: Woran sich Stefan „Bifi“ Müller am liebsten erinnert
Die Frage nach der schönsten Erinnerung in seiner Zeit im Steg 4 ist schnell beantwortet. „Das war damals, bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Da haben wir hier gemeinsam mit anderen Gastronomen und dem SÜDKURIER Unglaubliches auf die Beine gestellt“, erzählt Müller mit strahlenden Augen.

„Die riesige Arena fürs Public Viewing beim Sea Life, die vielen Menschen, Interviews mit ehemaligen Fußball-Stars wie Paulo Sergio auf der Bühne. Wenn 11.000 Fans die Nationalhymne singen und alle super drauf sind, das ist schon etwas Besonderes. Da bekomme ich heute noch eine Gänsehaut.“

Über Tiefpunkte möchte er eigentlich nicht so gerne reden. Aber eine Sache wurmt ihn nach wie vor – auch wenn die nichts mit dem Steg 4 zu tun hat: „Mein Fasnachtszelt wurde 2012 nach 17 Jahren aufgrund von Sicherheitsbedenken plötzlich verboten.“ Mehr wolle er dazu nicht sagen.
Als Teenager war er bereits in der Gastronomie tätig. Bei seinem Bruder Markus half er in der „Markus Bar“, dem heutigen „Pfiff“, in der Küche aus. Der Bruder führt heute zusammen mit Michaela von Müsch den Burghof in Wallhausen. Stefan Müller absolvierte eine Koch-Lehre auf der Insel Reichenau und tauchte fortan tief ab in die Konstanzer Gastronomie.

Die Liste seiner Stationen liest sich wie ein nostalgischer Ritt durch die Konstanzer Gastro-Historie: Markus Bar, Kings Arms, Pastis, Latinos, Brigantinus, Alte Metzgerei, Weinfest, Fasnachts-Zelt beim Job-Center, Bewirtung der Schiffe Karlsruhe, Stuttgart, Überlingen sowie der historischen Fähre, Steg 4, Hafenmeisterei – zu Beginn seiner Karriere war er als Geschäftsführer tätig, später machte er sich selbstständig.
Stefan Müller will „auf seinen Körper hören“
Was bleibt, ist die Hafenmeisterei. „Die betreibe ich gerne noch weiter“, sagt Stefan Müller. Wie lange das noch sein wird? Das weiß er selbst nicht. Wichtig war zunächst, etwas mehr auf sich zu achten, mehr Zeit für Familie und Freunde aufzubringen.

Den einen Grund, warum er sich zurückziehen möchte, kann er nicht nennen. Es sei einfach an der Zeit, mit fast 60 Jahren gebe es wichtigere Dinge als den Full-Time-Job als Unternehmer mit mehreren Gastronomien und der Verantwortung für unzählige Mitarbeiter. Von großen gesundheitlichen Problemen möchte er nicht reden, „doch es gibt Anzeichen und man muss auf seinen Körper hören.“
Stefan Müller möchte sich nun mit der Gestaltung seiner Zukunft beschäftigen. „Ich plane einige Wanderungen“, sagt er. „Von der Normandie nach Andalusien zum Beispiel. Oder eine Bergtour in Peru.“