Erst wollte Nena Barbulovic nicht viel herauslassen. Nur so viel: „Ja, ich würde gerne den Pachtvertrag für das Scharfe Eck aus privaten Gründen beenden, aber es ist noch nichts spruchreif. Erst kommt die Sitzung mit der Stadt.“ Dann wurde im Gemeinderat darüber informiert, dass die Gemeinde Allensbach das Ende der Zusammenarbeit zum 30. Juni beschlossen hat.
„Frau Barbulovic hätte eigentlich erst zum Halbjahr oder zum Ende des Jahres kündigen können, mit einer Halbjahresfrist“, erklärt Hauptamtsleiter Stefan Weiss, „doch da die Gaststätte gekuppelt ist mit der Vierzimmerwohnung darüber, haben wir der Kündigung von Ende April zugestimmt. Die Zusammenarbeit mit Frau Barbulovic war hervorragend, da wollen wir ihr jetzt keine Steine in den Weg legen.“
Scharfes Eck in Allensbach: Am 30. Juni ist Schluss für die bisherigen Pächter
„Wir haben einfach keine Lust mehr, ganz einfach“, erklärt Veljko Barbulovic, der seine Frau unterstützte und selbst bis Sommer 2024 Wirt des Alet Stüble nur wenige Minuten entfernt war.

Damals kündigte er seinen Vertrag mit Hausbesitzer Karl-Bernhard Ruppaner aufgrund gesundheitlicher Probleme, des Personalmangels und der gestiegenen Kosten. „In der Gastronomie arbeitet man mittlerweile nur noch für andere und nicht für sein Leben“, sagt er. „Meine Frau ist schon für die Spitalstiftung aktiv und hat planbare Arbeitszeiten. Wir können einfach nicht mehr.“
Bis Ende Juni wollen sie das Scharfe Eck weiter betreiben und auch weiterhin in der Wohnung bleiben, „danach ziehen wir nach Konstanz und beginnen ein einfacheres Leben.“ Der Beruf des Gastronomen und Wirtes sei zwar schön, „aber es lohnt sich nicht mehr wirklich. Vor allem, wenn man gesundheitlich angeschlagen ist wie ich.“
Laut Ortsverwaltung soll der laufende Betrieb bis 30. Juni fortgesetzt werden, für die Zeit danach wird ein neuer Pächter oder eine Pächter-Familie gesucht. Im Idealfall, so die Vorstellung von Stefan Weiss, soll das Scharfe Eck weiterhin ein Treffpunkt für die Menschen aus Allensbach bleiben. „Das war schon unter dem Vorbesitzer Thomas Wehrle so. Hier kommen die Menschen seit Jahrzehnten zusammen. Das hat immer funktioniert und es ist uns ein Anliegen, dass das weiterhin gelebt wird.“

Vor rund fünf Jahren erstand die Gemeinde das Gebäude und verpachtete es 2021 an Familie Barbulovic, die dort gut-bürgerliche Küche anbot. „Es wäre wünschenswert, wenn das Konzept beibehalten würde“, sagt Stefan Weiss. Aktuell seien Gaststätte und Wohnung öffentlich ausgeschrieben, die Pacht betrage weiterhin zwölf Prozent des Umsatzes, „was schon seit Jahren der Fall ist. Wir haben uns da mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga ausgetauscht und kamen so zu dieser Pacht.“
Die ersten Anfragen für das Scharfe Eck sind bei der Gemeinde eingegangen
Natürlich werde sich die Gemeinde alle Bewerber anhören, „das könnten natürlich auch Anbieter von Döner-Gerichten, asiatischer oder indischer Küche sein. Letztlich wird der Gemeinderat darüber entscheiden, wer den Zuschlag erhält.“
Laut Hauptamtsleiter können die neuen Pächter das Restaurant innerhalb kürzester Zeit in Betrieb nehmen: „Die Küche ist mit zwölf Quadratmetern zwar recht klein, aber der Zustand von Herd und Spülmaschine ist einwandfrei. Wir als Gemeinde tauschen die Dunstabzugshaube immer mal wieder aus, ebenso die Möbel. Auch gestrichen wird regelmäßig.“
Bewerbungen habe die Gemeinde bisher nicht erhalten – wohl aber gab es erste lose Anfragen. „Wir haben das Exposé bereits ein paar Mal verschickt und freuen uns auf die Bewerbungen für diesen attraktiven Platz“, hofft Weiss. Sollte bis 30. Juni keine geeignete Nachfolge gefunden werden, sei die Gemeinde bereit, das Haus in einer Übergangsphase leer stehenzulassen.
„Doch es wäre wünschenswert, wenn wir einen nahtlosen Übergang hätten und im Sommer der bekannte Treffpunkt und Anziehungspunkt mitten im Ort weiterhin Bestand hätte“, so Stefan Weiss.