Jennifer Schlachter

"In meiner Jugend bin ich gerne ins Kino gegangen", erzählt Richard Gandor. Der pensionierte Bäcker erinnert sich gerne an diese Zeit zurück. Durch seine Wanderschaft ist der heute 79-Jährige nach Konstanz gekommen, wo er später ein eigenes Geschäft gegründet hat. Berufsbedingt konnte er nur nachmittags oder samstags ins Kino. "Dort konnte man den Alltag vergessen", schwärmt er. "Das Scala war das schönste Kino von allen und genoss einen guten Ruf."

An einzelne Filmtitel kann sich der 79-Jährige nicht mehr erinnern: "Ich weiß aber, dass im Kino am Stephansplatz vorwiegend Räuberfilme und Western gezeigt wurden, die waren natürlich bei uns Jungen sehr beliebt. Es gab aber auch Alt-Heimat-Filme – das waren Schnulzen!"

Damals fieberte er seinem 16. Geburtstag entgegen

Viele Filme waren wegen des Jugendschutzes erst ab 16 Jahren freigegeben: "Man hat deshalb seinem 16. Geburtstag entgegengefiebert. Das war sogar wichtiger als der Führerschein", sagt er schmunzelnd. "Eine Frau vom Amt hat das Alter streng kontrolliert." Am Eingang der Kinos gab es immer lange Schlangen: "Die Plätze wurden damals noch von Platzanweisern vergeben. Wenn alle belegt waren, hatte man Pech und musste wieder gehen", erzählt er.

"Die Amerikaner waren damals die Filmstars", Gandor erinnert sich besonders an John Wayne, aber auch deutsche Schauspieler wie Nadja Tiller und Johanna Matz sind ihm im Gedächtnis geblieben. Von seiner eigenen Schauspielerei kann er einige Anekdoten erzählen: "Einmal saß ich zusammen mit Christiane Hörbiger in der Maske und sie hat mich gefragt, in welchem Theater ich arbeite. Da wurde ich verlegen und bin der Frage ausgewichen. Ich bin ihr heute noch eine Antwort schuldig", lacht er.

Gandors Kinder brachten ihm zur Schauspielerei

Auch die Geschichte, wie er zur Schauspielerei gekommen ist, lässt ihn schmunzeln: "Douglas Wolfsperger suchte über den SÜDKURIER nach einem korpulenten Herrn für seinen neuen Film. Meine Kinder haben sein Gesuch gelesen und ohne mein Wissen ein Bild von mir an ihn geschickt. Darauf ist er in meine Backstube gekommen und hat mich engagiert." Im Film "Lebe kreuz und sterbe quer" spielt er einen Bäcker, der gegen den wirtschaftlichen Ruin kämpft.

Beim Drehen reizt ihn der Umgang mit Menschen. "Wenn man vier Wochen dreht, fühlt man sich danach wie eine Familie", erzählt er. Das Auswendiglernen der Texte habe ihm Probleme bereitet, erinnert sich Gandor: "Ich habe immer Angst gehabt, sobald die Klappe gefallen ist und sofort meinen Text vergessen."