Wenn das Markdorfer SÜDKURIER-Team zur Sommerredaktion lädt, spielt das Wetter mit. Im eigens aufgebauten Pavillon vor der Geschäftsstelle finden Besucher am Donnerstagvormittag ein schattiges Plätzchen – perfekt, um bei einem Getränk und einer Brezel ins Gespräch zu kommen.
Fahrradstraße beschäftigt derzeit viele Markdorfer
Herbert Uricher kommt mit dem Fahrrad zur Sommerredaktion. Passend zu seinem Thema: der Fahrradstraße. Uricher wohnt im Schießstattweg und ist eigentlich ein Befürworter der neu eingerichteten Fahrradstraße. Was er aber nicht verstehen kann, sind die Übergänge der Strecke über die Gutenberg- und die Bahnhofstraße. „Die halte ich für grob fahrlässig. Vor allem, weil parkende Autos für wenig Übersicht sorgen und hier auch Busse fahren“, so Uricher. Er würde sich von der Stadtverwaltung wünschen, dass in diesen Bereichen nachgebessert und beispielsweise die Gutenbergstraße zur Tempo-30-Zone wird.
Brigitte Waldenmaier sieht dagegen auch die Fahrradfahrer in der Pflicht. „Als Verkehrsteilnehmer habe ich eine Eigenverantwortung, egal ob ich Rad- oder Autofahrer bin.“ Auch Birgit Wachter spricht die neue Fahrradstraße an und kann die Aufregung darüber nicht nachvollziehen: „Das ist doch eine super Sache.“ Natürlich ist es eine Umstellung – ihr ist es schon passiert, dass sie versehentlich in den Schießstattweg gefahren ist. „Aber ich bin sofort wieder umgedreht.“

Bushaltestelle am Stadtgraben oder an der Stadthalle?
Im weiteren Gesprächsverlauf rund um das Thema Verkehr geht es auch um die Bushaltestelle am Stadtgraben. Nachdem der Baukran abgebaut worden ist, soll die Bushaltestelle nach Beendigung der Baumaßnahme wieder von der Stadthalle dorthin zurückverlegt werden. „Dabei wären dort Kurzzeitparkplätze viel sinnvoller. Warum kann die Bushaltestelle nicht an der Stadthalle bleiben“, fragt Brigitte Waldenmaier. Herbert Uricher scheint die Antwort zu kennen: an der Stadthalle sei der Halt in der Bussenstraße „zu schräg“ und dies führe zu Problemen beim Ein- und Aussteigen.

Nur einige Meter von dem Bauprojekt am Stadtgraben entfernt, liegt die B-33-Unterführung. Der Zustand des Weges verärgert viele Markdorfer, die zur Sommerredaktion kommen. Lose und zerbrochene Steinplatten sowie notdürftig geflickte Asphaltstellen sind reine Stolperfallen, wie Inge Sikora und Betti Schmid berichten. Die beiden Frauen wohnen in Markdorf-Süd und laufen zu Fuß in die Innenstadt. Warum die Verwaltung dies nicht reparieren lasse, verstehen sie nicht.

Kritik an Pflasterarbeiten und Brunnenbau
Für Kritik sorgen auch die Pflasterarbeiten in der Marktstraße, der Bau des neuen Brunnens und die Umgestaltung beziehungsweise Aufwertung des Marktplatzes. „Statt eines Brunnens wäre auch ein Wasserspiel wie in Friedrichshafen toll gewesen und hätte wahrscheinlich auch weniger Geld gekostet“, ist die Meinung von Dieter Stahl. Auch für Folker Schehlmann, der mit Ehefrau Lotte vorbeischaut, ist der Brunnen „eine Geldverschwendung“. Außerdem dauern die Bauarbeiten in der Altstadt länger als „Stuttgart 21“, scherzt er.
Während der „Adler“ so gut wie fertiggestellt ist, sind die Arbeiten in der Marktstraße noch nicht beendet. Auch die ersten Pläne zur Umgestaltung des Marktplatzes überzeugen nicht. „Nur weil man Fördergelder ausgeben muss, muss man ja nicht sinnlos Geld verballern“, sagt Dieter Stahl. Brigitte Waldenmaier ist ähnlicher Meinung. „Ich würde mir wünschen, dass man mehr in die Zukunft schaut und eher auf die Ausgaben verzichtet.“

Ähnliche Probleme auch in Bermatingen
Dass schlechte Straßenzustände und die langsame Umsetzung von Projekten nicht nur Markdorfer Themen sind, zeigt sich im Gespräch mit den Bermatingerinnen Rita Oswald und Antonia Dziewior. „Viele Projekte werden bei uns im Ort einfach nicht umgesetzt und die Straßen sind in einem miserablen Zustand“, sagt Oswald. Dziewior ergänzt: „Ich kenne keine Straße in Bermatingen, die nicht geflickt ist.“ Dafür gibt es von Rita Oswald trotzdem Lob für Bürgermeister Martin Rupp, der im Oktober erneut zur Wahl antritt. „Er ist sehr offen, engagiert und kümmert sich.“
Leserin Birgit Wachter schätzt Arbeit des SÜDKURIER-Teams
Lob gibt es auch von Birgit Wachter – allerdings für den SÜDKURIER. Seit über 30 Jahren ist sie treue Abonnentin und schätzt die Arbeit der lokalen Reporter und freien Autoren, „die man im Lauf der Zeit ja schon gut kennt“. Beim Regionalen verlässt sie sich auf die gründliche Recherche und verlässliche Arbeit der Redaktion.

Ähnlich hält es Karsten Sohns aus Immenstaad, der ebenfalls regelmäßig zum SÜDKURIER greift – allerdings vor allem wegen der größeren, überregionalen Themen. Die lokale Berichterstattung liest er zwar auch, um zu wissen, was direkt vor seiner Haustür passiert. Spannender findet er aber die weitreichenderen Geschichten. Sohns schreibt zudem regelmäßig Leserbriefe. Er schätzt es, seine Meinung so öffentlich äußern und mit der Redaktion in Kontakt treten zu können – bemängelt aber, dass Kürzungen den Texten manchmal die gewünschte Wirkung nehmen.

Zu viel Müll entlang der Biberacherhofstraße
Mit einem konkreten Anliegen kommt Gerhard Kiefer aus Markdorf in die Sommerredaktion. Er stört sich am vielen Müll – vor allem an Zigarettenstummeln – entlang der Biberacherhofstraße. Sein Wunsch: mehr Umweltbewusstsein.

Ob Lob, Kritik oder konkrete Anliegen – die Sommerredaktion haben viele als Gelegenheit genutzt, persönlich ins Gespräch zu kommen. Nach zwei Stunden wird auch die Hitze unter dem Pavillon spürbar. Die letzten Besucher verabschieden sich – dann ist der Vormittag vorbei. Bis zum nächsten Jahr!