Ein dreitägiges Open-Air-Festival in der Region, über das die Presse nicht berichtet? Das gibt es. Die fünf Shows von Project Germany auf dem Gelände des Sportvereins sind vorüber und es werden weder Artikel noch Fotos erscheinen – nicht gedruckt und auch nicht online: Der Mitarbeiterin des SÜDKURIER wurde am Samstag der Zutritt untersagt.

Project Germany wirbt mit Open-Air-Shows für jeweils bestimmte Zielgruppen. Es gibt eine Show für Kinder, eine mit 90er-Musik, eine mit dem Motto „Baller Malle“. Dazu versprechen die Veranstalter Pyroeffekte, Feuer und Laser. Es dreht sich alles um Musik, Gäste können gruppenweise Tische buchen. Die Macher nennen es „Eventshows für jede Zielgruppe auf internationalem Show- und Effektstandard“.

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Finden in Markdorf, Salem, Meersburg oder Tettnang die Open-Air-Festivals statt, berichten SÜDKURIER und andere Medien in großen Aufmachungen und umfangreichen Online-Bilder-Storys. So erfahren auch all jene, die nicht dabei waren, was Sarah Connor, Hubert von Goisern oder Zaz auf der Bühne abgeliefert haben. Und so war es auch beim Festival am Wochenende in Bermatingen vorgesehen. Online aktuell und für die gedruckte Ausgabe am Montag war die Berichterstattung eingeplant.

Im Verein war die Begeisterung nach dem Zuschlag riesig. „Wir sind euphorisch, dass so ein Event nach Bermatingen kommt“, hatte der Vorsitzende Christoph Hafen gegenüber unserer Zeitung gesagt. Vom SVB waren 150 bis 200 Helfer im Einsatz, über die Vorbereitungen hatten wir berichtet.

Mit großen Trucks und jeder Menge Equipment kam der Tross von Project Germany am Wochenende nach Bermatingen. Am Sonntagabend ging es ...
Mit großen Trucks und jeder Menge Equipment kam der Tross von Project Germany am Wochenende nach Bermatingen. Am Sonntagabend ging es weiter zur nächsten Veranstaltung. | Bild: Christiane Keutner

Haben die Helfer alles vorbereitet, rücken die Trucks an. Die Shows werden von Freitagabend bis Sonntag durchgezogen, dann zieht der ganze Tross weiter zum nächsten Veranstaltungsort. Karten und Infos gibt es nur online, über die Social-Media-Kanäle. Dass die Presse beim Festival selbst nicht erwünscht sei, habe er zu Beginn des Wochenendes vom Veranstalter mitgeteilt bekommen, sagt Hafen. SÜDKURIER-Mitarbeiterin Christiane Keutner, die von der Redaktion beim Verein als Reporterin angemeldet wurde, hatte diese Info jedoch nicht mehr rechtzeitig erreicht. Sie stand am Eingang, die Security verwehrte ihr den Einlass.

„Wir haben auch schon RTL vor die Tür gesetzt“

Der Veranstalter habe ihm mit „klaren Worten“ gesagt, dass er keine Presse wünsche, sagt Hafen auf Anfrage: „Der war schon ziemlich deutlich.“ Was genau „deutlich“ heißt, erfährt die Redaktion beim Anruf in Nürnberg, wo die DFC Group Germany sitzt, die hinter Project Germany steht. Fünf Minuten nachdem wir unsere Nachricht aufs Band gesprochen haben, klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Leitung ist Dominik von Falkenhausen, nach eigenen Angaben einer der Gesellschafter der DFC Group.

Project Germany wirbt mit spektakulären Lasershows für seine Open-Airs. So ähnlich könnte es am Freitag- und Samstagabend auch auf dem ...
Project Germany wirbt mit spektakulären Lasershows für seine Open-Airs. So ähnlich könnte es am Freitag- und Samstagabend auch auf dem Gelände des SV Bermatingen ausgesehen haben. | Bild: Project Germany

„Wir wollen bei unseren Veranstaltungen die Presse nicht, weil die eh falsch berichtet, und auf unsachliche Kritik haben wir keine Lust“, sagt von Falkenhausen geraderaus. Er habe bereits Erfahrungen mit „falschen Tatsachen“, die Zeitungen verbreiten würden und lasse die Presse deswegen nicht mehr aufs Gelände.

Was genau „falsche Tatsachen“ sind? Es sei geschrieben worden, dass das Bier teuer sei oder dass zwei Hüpfburgen für 300 bis 400 Kinder nicht ausreichen würden, sagt der Eventmanager. „Wir haben auch schon RTL und die Bild-Zeitung vor die Türe gesetzt“, ergänzt er und schiebt ein kräftiges Lachen hinterher. Deswegen fahre die DFC Group eine „klare Strategie“: Alles werde nur noch digital kommuniziert, die Besucher sollen auf den Social-Media-Kanälen Werbung und Mund-zu-Mund-Propaganda machen. Das reiche aus. 25.000 Euro stecke die Firma außerdem in Online-Kampagnen. „Und wir sind immer ausverkauft“, betont von Falkenhausen. Die Presse brauche er dafür nicht.

Das stimmt nicht ganz: Hilfreich ist sie für ihn zumindest im Vorfeld: Vor der Veranstaltung bekam die Redaktion von Project Germany eine Pressemitteilung für eine Vorankündigung zugesendet.

Ballermann-Flair in Bermatingen: Frauen auf der Bühne heizen den Besuchern des Open-Air-Festivals ein.
Ballermann-Flair in Bermatingen: Frauen auf der Bühne heizen den Besuchern des Open-Air-Festivals ein. | Bild: Christiane Keutner

Vierstelliger Betrag für die Vereinskasse

In Bermatingen bedauern die Vereinsleute, dass die örtliche Presse nicht berichtet. Das sei schade, sagt Hafen. Zumal das Open Air ein großer Erfolg gewesen sei. Rund 4000 Besucher seien an den drei Tagen aufs Gelände geströmt. Für den Verein bedeutet das einen schönen Geldsegen: Ein deutlich vierstelliger Betrag dürfte an Einnahmen in der Kasse verbleiben, schätzt Hafen. Seine Helfer würden von Project Germany nach Anzahl der Personen und Stunden entlohnt.