Neue Mietverhältnisse sind teurer als alte. Das ist üblich. Dass der Unterschied zwischen Bestandsmieten und Angebotsmieten nirgends im Bodenseekreis so groß ist wie in Bermatingen, klingt hingegen ungewöhnlich. Dort kosten neu angebotene Mietverhältnisse im Schnitt 5 Euro pro Quadratmeter mehr als bestehende Verträge.

Woher kommt die Diskrepanz?

Auf Anfrage erklärt der Bermatinger Bürgermeister Martin Rupp: „Wie im gesamten Bodenseekreis ist die Situation am Wohnungsmarkt auch bei uns angespannt und vereinzelt erhalten wir auch Anfragen nach Mietwohnraum. Insbesondere für Familien scheint es schwer, eine bezahlbare Wohnung zu bekommen.“ Eine Mischung aus hoher Nachfrage und überschaubarem Angebot treibt laut Rupp den Preis nach oben. Dazu kämen einige größere Neubauten, deren Mieten einen „enormen Unterschied“ zum günstigen Altbestand ausmachen.

Martin Rupp, Bürgermeister von Bermatingen.
Martin Rupp, Bürgermeister von Bermatingen. | Bild: Freie Wähler

Winfried Kropp, Vorsitzender des Mieterbundes Bodensee, sieht weniger eine hohe Nachfrage, sondern ein generell geringes Angebot an Mietverhältnissen verantwortlich. „Wie in vielen kleineren Gemeinden wohnt die Mehrheit im selbst genutzten Wohneigentum.“ Während Mieterhaushalte im Kreis die Mehrheit bilden, liege der Anteil in Bermatingen bei nur 34,6 Prozent.

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„In Bermatingen werden nur wenige Mietwohnungen angeboten. Diese sind meist in neu errichteten Gebäuden, sodass zwangsläufig eine relativ hohe Angebotsmiete verlangt wird“, erklärt Winfried Kropp weiter. Dazu komme, dass viele Mietverhältnisse auf dem Land schon länger Bestand haben und daher niedriger sind als neue. Auch die Siedlungsstruktur schraubt die Mietkosten laut Kropp nach oben. So würden in Bermatingen weniger Wohnanlagen mit kleineren Wohnungen gebaut, sondern mehr bei Mieten teure Ein- und Zweifamilienhäuser.

Was kann die Gemeinde tun?

Winfried Kropp vom Mieterbund sagt, die Zahl der neu gebauten Wohngebäude in der Gemeinde hat sich stark verringert. „Während von 2010 bis 2015 noch 92 neue Wohngebäude fertiggestellt wurden, waren es seit 2016 nur noch 56.“ Der Mieterbund wünscht sich, dass die Gemeinde bei Verkäufen von Grundstücken zum Wohnungsbau künftig mehr darauf achtet, die Flächen an gemeinwohlorientierte Wohnungsbaugesellschaften zu verkaufen, die ein Interesse an bezahlbarem Wohnraum haben. Außerdem könne die Gemeinde über den Bebauungsplan einen sparsameren Umgang mit der Fläche bewirken, sodass neue Projekte dichter bebaut werden als in kleinen Gemeinden üblich.

Winfried Kropp, Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes Bodensee.
Winfried Kropp, Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes Bodensee. | Bild: Hanser, Oliver

Bürgermeister Martin Rupp betont, dass sich die Gemeinde in den Bebauungsplänen bereits um Nachverdichtungen bemühe und auch dichter gebaut wird als früher üblich. „So wurde zuletzt über einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf dem Areal der Oberen Mühle in Ahausen sechs Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 36 Wohneinheiten ermöglicht.“ Es sei aber auch immer ein Spagat zwischen Nachverdichtung und dem Erhalt des dörflichen Charakters.

Auch vergünstigter Wohnraum soll mit dem geplanten Wohnquartier „In der Breite“ kommen. Den Kommunen müssten aber auch von Bund und Land mehr Flächen zugestanden werden. „In den letzten Jahren wurden uns die Möglichkeiten, neues Bauland für Wohnungsbau zu entwickeln, leider immer weiter eingeschränkt“, sagt Rupp.