Ehrenamt wird in Bermatingen großgeschrieben, viele Bürger engagieren sich in Vereinen, sozialen Einrichtungen oder der Kommunalpolitik. Sonja Heger ist im Mesnerhaus aktiv und engagiert sich in unterschiedlichen Gruppen. Hubert Sträßle ist in Ahausen tief verwurzelt, war Ortsvorsteher und fast 40 Jahre in der Feuerwehr aktiv.
Sonja Heger liebt es, Ideen zu entwickeln
Sie mag Menschen jeden Alters, Vielfalt, Herausforderungen und ihre Heimat. Das alles spiegelt sich in ihrem Engagement für andere wider. Sonja Heger bringt Leben ins Dorf, stößt Neues an, vernetzt Leute. Schon als Leiterin des von ihr initiierten Familientreffs erweiterte sie die Angebote, bei denen sie auch Familien miteinander in Kontakt bringt. Zunächst als Beisitzerin, dann als stellvertretende Vorsitzende wuchs sie ins Amt der Vorsitzenden des Vereins „Miteinander im Mesnerhaus“ in Bermatingen hinein. „Ich habe mir das lang überlegt, da ich viel zu tun hatte. Aber ich bin gern in mehreren Gruppen und mag unterschiedliche Altersstufen. Mein Halbtagsjob, ein Privileg, und ein klasse Team, das mir Unterstützung zusagte, machte mir die Entscheidung leicht und ich sehe mich als Teamplayer.“
Die 52-Jährige liebt die Abwechslung, mag es, verschiedenste Menschen zusammenzubringen, die gemeinsam Ideen entwickeln und etwas auf die Beine stellen. „Das ist es, was es braucht. Für mich ist das absolut befriedigend.“ Aktuelles Projekt ist ein Backhäusle am Mesnerhaus, für dessen Bau und Betrieb sie rund 20, teils ihr noch nicht bekannte Leute begeistern konnte. „Toll, dass immer wieder neue Menschen kommen. Da entwickelt sich was, manchmal anders, als man denkt. Das ist spannend. Probleme zu lösen und sich Herausforderungen zu stellen, macht mir einfach Spaß.“

So reaktivierte sie auch den Lesetreff im Mesnerhaus. Sie ist involviert bei der regelmäßigen Vorlesestunde in der Bibliothek und pflegt die Lesepatinnen mit Leiterin Annette Stöcklin mit regelmäßigen Kaffeetreffen. Als Mitglied des Kulturkessel organisiert sie den weihnachtlichen Kunsthandwerkermarkt und gab Ines Burkhardt Starthilfe für den jüngsten Mesnerhaus-Treff „Z´ämme esse“. Dass sie alles auf die Reihe bringt, führt sie auf ihr Aufgehobensein in Familie und in ihrer Heimat Bermatingen zurück. „Ich finde es grundsätzlich schön, in einer kleineren Gemeinde zu leben, in der man die Leute kennt und Beziehungen hat. Und Bermatingen bietet viel. Die Infrastruktur stimmt, es gibt viele Vereine, eine schöne Art, sich zu begegnen. Ich bin ein Naturmensch, laufe gern im zehn Minuten entfernten Wald und bin auch schnell am See. Die Gegend hier hat einen unschätzbaren Wert.“
Sonja Heger ist neugierig und immer auf Empfang. Gerne spricht sie Leute an und macht ihnen Lust auf bestimmte Projekte oder Gruppen. Was sie zurückbekommt? „Mir macht das alles einfach Spaß. Ich bin gern unter Menschen und wenn alles läuft, freut mich das riesig!“
Hubert Sträßle ist Rekordhalter beim Projekt Bürgersaal
Dass man als Ortschafts- und Gemeinderat und früherer Ortsvorsteher das Wohl seiner Gemeinde im Blick hat, setzt man voraus. Dass Hubert Sträßle sich aber übers Maß hinaus engagiert(e), ist nicht selbstverständlich. Verwurzelt in seiner Heimat Ahausen, ist er nicht nur als Landwirt bodenständig. Sein Beruf war für ihn Berufung, sich kommunalpolitisch zu engagieren, gepaart mit der emotionalen Verpflichtung gegenüber seinem Vorgänger Hubert Ehinger, das ihm angediente Amt anzutreten. Das verlief unkonventionell: Mehr auf dem Feld, bei Festen und über seine Frau im Dorfladen, als in der offiziellen Sprechstunde, bekam er Sorgen und Wünsche mitgeteilt.
Er packt selbst mit an, ist sich für nichts zu schade. Hubert Sträßle ist mit über 300 Arbeitsstunden Rekordhalter beim Projekt Bürgersaal, er malte, mauerte, organisierte Helfer. „Da bin ich ein klein wenig stolz auf mich“, sagt er bescheiden, wie er sich auch sonst zurücknimmt. 36 Jahre diente er dem Gemeinwohl in der Feuerwehr, schuftete bei der Freizeitanlage mit. Fürs Ackerkonzert baute er früher Kartoffeln an, deren Erlös dem Musikverein zufloss, und der Narrenverein freut sich immens über seine Molkebar beim Nachtumzug. „Ich mag meine schöne Heimat und ich habe gern Kontakt zu den Leuten“, sagt er.

„Man kann halt nicht Nein sagen, das ist das Problem“, sagt er lächelnd. Doch helfen ist ihm Bedürfnis, weil er mit dem Dorf und der Gemeinschaft verbunden und weil jedes Fest für ihn wie Urlaub ist, auch wenn man selbst eingebunden ist: „Man trifft Leute, lernt Neubürger kennen, genießt gute Musik. Feste sind wichtig. Sie erhalten das Dorfleben und den Dorfcharakter.“ Dass er einen guten Draht zu allen Generationen hat, beweist das vor ein paar Jahren von ihm mitinitiierte dreitägige private „Festival“ mit Musik und Lagerfeuer, bei dem rund 60 Leute, jung und alt, Spaß haben und für das er mit Obstkisten einen Pool baute. Gemeinsam etwas zu machen ist ihm ein Anliegen, ein gelingendes Projekt, das andere freut, Ansporn. Positive Rückmeldungen berühren ihn.

Das Miteinander hat ihn früh geprägt, erinnert sich der 60-Jährige an seine Jugend mit den abendlichen Treffs an der Molkebar, wo „gschwätzt und was getrunken wurde und jeder jeden kannte“. Und an die tiefe Verbundenheit und Freundschaften, an den Zusammenhalt, der alle befähigte, etwas zu machen und zu bewegen und von dem er hofft, dass dies auch in Zukunft so bleibt.
Bermatingen in Zahlen, Daten, Fakten
- Fläche in ha: 1545
- Einwohner: 3981
- Einwohner pro km²: 258
- Durchschnittsalter: 43,7
- Miete pro qm: 7,63
- Wohnung Kaufpreis pro qm in Euro: 3613,02
- Haus Kaufpreis pro qm in Euro: 4170,54
- Einpendler: 940
- Auspendler: 1854
- Bildung: Grundschule mit Ganztagsbetreuung (1)
- Bautätigkeiten: Derzeit gibt es keine Bauplätze und keine neuen Baugebiete.
- Fernverkehr: nein
- Regionalbahn: ja
- Schwimmbäder: nein
- Gastro: ja
- Hausärzte: 1
- Pflegeheime/Seniorenzentren: nein
- Kitaplätze: 181 Plätze Ü3 / 40 Plätze U3; Ganztags für Ü3 und U3 möglich; Betreuungsquote Ü3: 87 Prozent, U3 31 Prozent