Bermatingen – Hermann Zitzlsperger hat seine Fans. Einige folgten ihm nach der Führung in Markdorf nach Bermatingen. Dort warteten viele weitere, um am Tag des offenen Denkmals mehr über zwei historische Wahrzeichen zu erfahren. Dafür hatte der Lokalhistoriker den Rathausplatz mit seinen Gebäuden und die Kirche ausgewählt.

Rund 60 Besucher lauschten, wenn auch trotz des Autolärms etwas angestrengt, seinen Ausführungen. Sie erfuhren unter anderem, dass es von 1897 bis 1950 eine genossenschaftliche Molkerei gegenüber dem Rathaus gab, die dem Ort eine entscheidende wirtschaftliche Grundlage bot, dass das Rathaus 1799 sechs Wochen lang „Spital“ für 88 Russen war, die im zweiten Koalitionskrieg gegen Frankreich mitgekämpft hatten, und nur vermögende Leute sich Fachwerk leisten konnten. Wie mühsam Geschichtsforschung ist, weiß er aus eigener Erfahrung: „Sie glauben gar nicht, wie schreibfaul die Leute waren. Da stand oft nur ,Es war ein gutes oder schlechtes Erntejahr`.“

Gut war die Entscheidung des Gemeinderats, 1960 den Laubengang am Rathaus nicht der Ortsdurchfahrt zu opfern, wie es mit der Kapelle geschah. Einige Anekdoten bleiben im Gedächtnis: Die Sitte gebot es, beim Trinken jemanden zuzuprosten, ansonsten gab´s Ärger. Das nannte die Konstanzer Geistlichkeit Unsitte und verbot es. Gewitzt wandten sich die Gäste daraufhin den Heiligenbildern an den Gasthauswänden zu mit den Worten „Ich erhebe mein Glas zum Wohl von Josef.“

Rutenschläge auf dem Rathausplatz gab es hingegen für einen Mann, der Frauen belästigte. Nie aufgeklärt wurde der Mord an einem Geistlichen 1510. Deshalb gab es ein Interdikt des Klosters Salem: Drei Jahre durften keine Hochzeiten, Beerdigungen oder Taufen mehr stattfinden. Wissenswertes vermittelte Zitzlsperger auch vor der Kirche, in die rund 20 Leute nach Ende der Führung wegen des Regens flüchteten. Aus einer Frage an Diakon Werner Ströbele, selbst Teilnehmer, ergab sich durch ihn noch rund eine Stunde Kirchenführung.