Lustig, liebevoll, kurios oder provokant: Viele Städte und Gemeinden haben ihre ganz eigenen Spitznamen und auch deren Bewohner bekommen mal mehr, mal weniger schmeichelhafte Bezeichnungen verpasst. Sie heißen je nach Region etwa Pflasterschisser, Schlammbeiser, Beerlesklopfer, Muckeschnapper, Kuhwürger oder Schwieschwanzdrehär. Hat sich eine solche Bezeichnung erst einmal etabliert, ist sie eigentlich kaum noch wegzudenken.
Und so haben auch unsere vorarlbergischen Nachbarn irgendwann ihren ganz eigenen Necknamen bekommen. Wussten Sie, dass die Bregenzer als Seebrünzler bezeichnet werden, weil ihnen nachgesagt wird, heimlich in den Bodensee zu brünzla? Bitte was? Ein Blick ins Ländlikon – ein Lexikon für Vorarlberger Dialektwörter – verrät, brünzla bedeutet urinieren oder pinkeln.
Dass die Bregenzer diese spöttische Unterstellung mit Humor nehmen, zeigt das Abbild eines kleinen Mannes, der im Städtle ganz ungeniert ins Wasser pinkelt. In der Kirchstraße – auf dem Weg zwischen Unter- und Oberstadt – begegnet Besuchern seit 2013 der Bregenzer Seebrünzler aus Bronze. Die kleine Statue darf in keinem Reiseführer fehlen, ist inzwischen sogar eine kleine, aber feine Sehenswürdigkeit der Landeshauptstadt, die so manchem Besucher ein Lächeln ins Gesicht zaubert. In den Google-Bewertungen wird der Seebrünzler als witzig und amüsant beschrieben. Und wenn er einmal kein Wasser lässt, weil der Winter zu kalt ist, ist die Enttäuschung groß.
Doch damit nicht genug: Eine Mini-Version der Statue wird inzwischen sogar alljährlich an Bregenzerinnen und Bregenzer verliehen, die sich um die Stadt besonders verdient gemacht haben. Der Ehrenseebrünzler ist eine Auszeichnung für besonderes ehrenamtliches Engagement und gilt mittlerweile als inoffizieller Orden der Stadt. Und so ist aus einer leicht abschätzigen Bezeichnung, die man den Bregenzern mit dem Namen Seebrünzler gab, schon fast ein Kompliment geworden.