Der lange Weg zum Familienhotel beginnt vor acht Jahren. Nachdem die Zieglerschen die Klinik in Rubacker auf dem Höchsten aufgegeben hatten, kaufte "Höchsten"-Wirt Hans-Peter Kleemann 2010 das Gelände mitsamt der Gebäude. Sein Plan: Die Klinik zu geschätzten Kosten in Höhe von 5 Millionen Euro in ein Familienhotel umzubauen. Nach Ausarbeitung einer Konzeption und der Detailplanung ergaben sich baurechtliche Schwierigkeiten.

Höchstenwirt Hans-Peter Kleemann muss einen sehr langen Atem beweisen, um sein Familienhotel-Projekt zu realisieren.
Höchstenwirt Hans-Peter Kleemann muss einen sehr langen Atem beweisen, um sein Familienhotel-Projekt zu realisieren. | Bild: Wolf-Dieter Guip

Das Problem: Das Gelände mit verschiedenen geplanten Gebäudeerweiterungen befindet sich teilweise auf der Gemarkung Deggenhausertal und teilweise auf der Gemarkung Illmensee. Somit sind die Landratsämter Bodenseekreis und Sigmaringen sowie die Baurechtsämter in Markdorf und Pfullendorf involviert, ebenso der Regionalverband.

Im Februar 2016 trafen sich die Vertreter der verschiedenen Behörden – 16 Personen an der Zahl – vor Ort auf dem Höchsten, um die erforderlichen Schritte abzustimmen. Zu den wichtigsten Themen gehörten die Änderung des Flächennutzungsplans (FNP), die Aufhebung eines alten Landschaftsschutzgebiets und ein erforderliches Zielabweichungsverfahren. Seinerzeit war geschätzt worden, dass die Abwicklung der Verfahren bis zu drei Jahre dauern könnte – was nun tatsächlich eingetreten ist.

Gemeinderat stimmt für Änderungsantrag

Der Gemeinderat stimmte jetzt für einen Änderungsantrag zur Baugenehmigung zum Teilabriss der ehemaligen Fachklinik mit Umbau und Erweiterung zu einem Familienhotel. Es handelt sich hierbei um den Bereich, der auf der Gemarkung der Gemeinde Deggenhausertal liegt. Über den Bauantrag war bereits entschieden worden. Aufgrund der Bausubstanz soll nun mehr von der Gebäudeeinheit abgebrochen werden als ursprünglich beantragt. Das hat Bauherr Hans-Peter Kleemann zum Anlass genommen, die Sauna zu verlegen und zehn weitere Appartements einzuplanen. Dadurch verändert sich die Südansicht des geplanten Gebäudes. Der Standort befindet sich im baurechtlichen Innenbereich.

Die ehemalige Fachklinik in Rubacker auf dem Höchsten soll zu einem Familienhotel umgebaut werden. Doch zuvor waren noch zahlreiche ...
Die ehemalige Fachklinik in Rubacker auf dem Höchsten soll zu einem Familienhotel umgebaut werden. Doch zuvor waren noch zahlreiche verwaltungstechnische Probleme zu lösen. Jetzt soll mit dem Bau begonnen werden. | Bild: Wolf-Dieter Guip

Weiterhin ist geplant, im Gewächshaus südlich unterhalb des Projekts ein Indoorspielhaus einzurichten. Es liegt zwar im baurechtlichen Außenbereich, allerdings wird das bestehende Gewächshaus lediglich umgebaut und umgenutzt, sodass das Baurechtsamt dem Vorhaben zustimmen könnte.

Sind nun alle Verfahren abgeschlossen?

Gemeinderat Christof Gartmann (FWV) wollte in der Sitzung wissen, ob denn nun alle Verfahren zum Bau des Familienhotels abgeschlossen seien. Darauf Hauptamtsleiter Peter Nothelfer: "Es hätte schon gebaut werden können, weil der vorherige Bauantrag ja bereits genehmigt wurde. Durch den jetzt geplanten Teilabriss musste der Bauantrag jetzt geändert werden." Wolfgang Rößler (FWV) ergänzte: "Vor vier Jahren hatten wir im Gemeinderat diskutiert, ob die Ansicht aus Süden nicht sehr dominant ist. Jetzt wird es durch die zusätzlichen Appartements vergrößert. Ist das jetzt noch massiver?" Bürgermeister Fabian Meschenmoser erklärte, dass der Gebäudetrakt mit den neuen Zimmern etwas zurückversetzt wird und dadurch homogener würde.

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Bauherr Hans-Peter Kleemann: "Während des Verfahrens wurden alte Auflagen durch neue Gesetze überholt"

"Höchsten"-Wirt Hans-Peter Kleemann kaufte 2010 das Gelände und die Gebäude in Rubacker auf dem Höchsten. Er will die Klinik in ein Familienhotel umbauen.

Wann haben Sie die ehemalige Suchtklinik gekauft, mit Planung des Umbaus zum Familienhotel begonnen und ab wann gab es Probleme mit den Behörden?

Ich habe Grundstück und Gebäude im Oktober 2010 gekauft und mit den Planungen im Frühjahr 2012 angefangen. Die ersten Schwierigkeiten mit Behörden begannen ab dem Jahr 2015.

Welche Behörden waren alle involviert?

Insgesamt waren 41 Behörden und Interessensverbände zwischen Friedrichshafen und Stuttgart haben sich mit der Thematik befasst.

Welche Verfahren mussten abgewickelt werden?

Aufhebung des Naturschutzgebietes über die bestehenden Gebäude, Regionalplanänderung, Bebauungsplan und dann die Bauanträge über zwei Gemeinden und Landkreise. Lobenswert ist, dass es mit den lokalen Behörden und Nachbarn keinerlei Probleme gab und gibt. Am aufwendigsten war das sogenannte „Zielabweichungsverfahren“ über das Regierungspräsidium Tübingen mit allen dazugehörigen Gutachten.

Sind alle baurechtlichen Fragen geklärt?

Ich hoffe, dass jetzt nichts Neues dazukommt. Während des langjährigen Verfahrens waren durch neue Gesetze die alten Auflagen schon wieder überholt, beispielsweise im Brandschutz und durch sich widersprechende Auflagen verschiedener Behörden.

Wann wird der Teilabriss der Klinik beginnen, welche Teile bleiben stehen?

Wenn nichts dazwischen kommt, werden im kommenden Frühjahr das alte Schwimmbad und der mittlere Gebäudeteil abgerissen. Die bestehenden Gebäudeteile werden dann hauptsächlich als Spielbereiche, Abstellbereiche und für Mitarbeiterwohnungen genutzt.

Sind die beiden Gebäude zwischen Altbestand Hotel und Klinik neu dazugekommen?

Durch Auflagen im Landschaftsschutz mussten wir die komplette Planung ändern und den Bade- und Wellnessbereich in den vorgesehenen Hotelbereich verschieben. Dadurch müssen wir einen Teil vom neuen Hotelbereich an das bestehende Hotel andocken.

Wann beginnt der Bau der neuen Gebäude?

Ich hoffe, im kommenden Frühsommer.

Wann ist geplant, dass die ersten Gäste einziehen sollen/können?

Ursprünglich war 2014 geplant, dann 2016, dann 2019, jetzt hoffentlich 2020.

Wollen Sie etwas zu den Kosten sagen?

Die Kosten sind durch Auflagen, Umplanungen und Baukostensteigerungen von ursprünglich 16 Millionen auf über 20 Millionen Euro gestiegen. Ich hoffe, dass mir die Großbanken, mit denen ich in Kontakt bin, die Stange halten und ich keine asiatischen Großinvestoren benötige. Die Aussichten sind nicht schlecht.

Fragen: Wolf-Dieter Guip