Besuch aus Berlin hatte die Gemeinde Frickingen jetzt: Leonard Meyer von der Bundesgeschäftsstelle des "European-Energy-Awards" war aus der Hauptstadt angereist, um das Auditing zur Zertifizierung der Gemeinde vorzunehmen – und um sie sofort zu bewerten. Frickingen hatte sich zum ersten Mal an diesem Europäischen Wettbewerb beteiligt und wurde mit dem Erreichen von 70 Prozent auf Anhieb ausgezeichnet. Die Auszeichnung selbst wird der Umweltminister Baden-Württembergs, Franz Untersteller, voraussichtlich im Februar 2018 vornehmen.
Zusammen mit Walter Göppel und Christina Günther von der hiesigen Energie-Agentur und dem aus Bürgern bestehenden Energie-Team, hatte sich die Gemeinde auf den, laut Göppel, "nicht einfachen Weg" dieser Zertifizierung gemacht. Mit Spannung erwartete Frickingen nun das Verkünden des Ergebnisses und freute sich über den Erfolg. Bürgermeister Jürgen Stukle dankte allen Anwesenden, vor allem auch seiner Verwaltung, insbesondere Florian Keller und Markus Vollstädt.

"Es ist sehr wichtig, dass die Verwaltung mitspielt, denn auf die kommt eine Menge mehr Arbeit zu durch eine Zertifizierung", kommentierte Göppel. Bürgermeister Jürgen Stukle erklärte: "Wir freuen uns sehr und können als Gesamtgemeinde sehr stolz sein. Der Klimawandel erfordert Handeln im Kleinen und wir wollen uns auch weiterhin anstrengen und verbessern".
Stukle nannte diesen Tag "einen sehr wichtigen Tag für den Klimaschutz". Leonard Meyer zeigte sich beeindruckt vom dem, was Frickingen bisher erreicht hat und nannte als ein Beispiel die Photovoltaik-Anlagen. Diese seien ihm bereits bei seiner Anreise aufgefallen. "Es ist der richtige Weg, auf dem sie als Gemeinde vorangehen und damit können sie auch viele private Hausbesitzer mit auf diesen Weg nehmen", so der Auditor. Meyer bezeichnete es als langen und auch kostspieligen Weg, die nächsten fünf Prozent zu erreichen um damit den European-Energy-Award in Gold gewinnen zu können. Meyer berichtete von vielen Gemeinden, die bei ihrer Erstbeteiligung nicht auf 50 Prozent kämen und machte damit den Frickinger Erfolg besonders deutlich. " Sie machen hier eine gute Arbeit, gerade in ihrem Bundesland und insgesamt in Deutschlands Süden sind die Beteiligungen der Gemeinden am Award sehr stark", freute sich der Energie-Fachmann.
Walter Göppel beschrieb die Stellschrauben, an denen sich Frickingen noch verbessern könnte und nannte beispielsweise den Fahrrad-Weg nach Überlingen. Hier wartet die Gemeinde auf Landeszuschüsse, möchte aber laut Bürgermeister Stukle, jetzt in die Vorplanung gehen und diese auch vorfinanzieren, "damit es da weitergeht". Der Energie-Fachmann aus Ravensburg nannte die Holzschnitzel-Anlage, die gemeindlichen Gebäude in Holzbauweise, das Energie-Management und die hohe Effizienz bei der Abwasserentsorgung als einige wichtige Bausteine des konsequent beschrittenen Weges der Gemeinde.
Walter Göppel gratulierte der Gemeinde mit einem freundlichen "weiter so" und nannte es eine herausragende Leistung, in welchem Tempo Frickingen die Maßnahmen zum Unwetterschutz geplant und umgesetzt habe. "Es ist doch faszinierend, dass wir die ersten Ergebnisse zum Hochwasserschutzkonzept heute schon betrachten können", lobte Göppel. Die Gewitter nähmen ständig zu auch an Intensivität und so gehe Frickingen, wie auch auf seinem konsequenten Holzweg, wieder den richtigen WegErst vor wenigen Wochen hatte die Gemeinde die Auszeichnung "Holz-Pro-Klima" erhalten.
Nun darf sich die Gemeinde Frickingen den blauen Streifen, der jene Gemeinden auszeichnet, die erfolgreich am European-Energy-Award teilgenommen haben, über seine Ortsschilder montieren.
Der European Energy Award
Ende der 1990-er Jahre, im Zuge einer Evaluierung von über 500 kommunalen Energiekonzepten, habe der Architekt und Wirtschaftsingenieur Armand Dütz und sein Team den dringlichen Bedarf nach einem ganzheitlichen, umsetzungsaktivierenden Managementsystem für kommunale Energiearbeit erkannt, heißt es auf der Internetseite zum Energy Award. Das Team entwickelte in Zusammenarbeit mit Kommunen, Schweizer und Österreichischen Partnern und mit Unterstützung der Europäischen Union und Nordrhein-Westfalen den European Energy Award: Ein Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsverfahren für kommunale Energieeffizienz und Klimaschutz, das lokale Potenziale erkennt und nutzt sowie die Akteure vor Ort einbindet.