Windräder in schöner Landschaft. Hässlich oder gerechtfertigt? Die Leute können sich darüber die Köpfe heiß reden. Im Vergleich dazu macht die Öffentlichkeit wenig Aufhebens um die Pläne für eine neue Konzernzentrale von Diehl Defence. Geplant ist der Bau eines fast 36 Meter hohen und 51 Meter breiten Gebäudes, Luftlinie 100 Meter vom Bodensee entfernt. Es wird die Sicht auf Überlingen verändern. Das Nikolausmünster wird – vom Bodensee aus betrachtet – vielleicht schon bald nicht mehr als die markanteste Landmarke wahrgenommen.
Zurückhaltung von Rathaus und Unternehmen
Weiß das die Öffentlichkeit? Wenn die Stadtverwaltung oder der Bauherr wollen würden, dass die Bevölkerung umfassend über die Pläne Bescheid weiß, hätten Rathaus und Diehl jetzt noch die Möglichkeit dazu, den Leuten reinen Wein einzuschenken. Sie halten sich mit Äußerungen zu dem Projekt derzeit aber vornehm zurück. Richtig, es gab die „Offenlage“ im Bebauungsplanverfahren. Wer wollte, der fand Informationen und bekam eine Ahnung von den Dimensionen. Wer nicht aktiv suchte, blieb im Ungewissen über das Kommende. Aktuelle Visualisierungen, ein Stangengerüst oder ein ähnliches Verfahren, das die Dimension anschaulich vor Augen führt? Ist nicht vorgesehen.
Es geht um eine weltpolitisch bedeutende Firma. Diehl Defence baut präzise Waffen zur Verteidigung. So gut, dass der ukrainische Botschafter auf Dankeschönbesuch nach Überlingen kam und betonte, wie das System vom Bodensee täglich Leben in Kiew rettet. Diehl Defence stärkt zugleich den Wirtschaftsstandort Überlingen, bringt Gewerbesteuer in die Stadtkasse, schafft Arbeitsplätze. Da dürfen sich die Verantwortlichen selbstbewusst hinstellen und sagen: Ja, der Neubau hat Auswirkungen auf die Optik von Überlingen, wir erwarten eine Veränderung des Bildes in dieser und jener Weise – und wir akzeptieren es aus guten Gründen.
Die umfassende Information der Öffentlichkeit ist eine Chance. Aktiv aufklären, die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen und einbinden. Maximale Transparenz, so heißt das Zauberwort. Es müsste sich dann niemand mehr verwundert die Augen reiben, wenn der Rohbau immer weiter in die Höhe klettert. Die Erfahrung zeigt doch, dass Belastungen erträglicher sind, wenn sie nicht plötzlich vom Himmel fallen.