Wie kann man einen Lebenshof für unerwünschte Tiere bekannt machen, um Spenden und Unterstützung für das Projekt einzuwerben? Mit dieser Frage befassen sich 30 Studenten aus sieben Nationen. Am Anfang steht ein Treffen bei Franziska Schlitner und ihrem Ehemann Martin Müller auf dem Pony- und Pferdehof Birkenweiler bei Frickingen.
Im Rahmen einer Projektwoche der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Ravensburg und Partnerhochschulen erarbeiten die 30 Studenten Ideen, das Konzept des Lebenshofs bekannt zu machen und nach Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen. Vor allem in den Bereichen Fundraising und Sponsoring sind die Studenten schließlich aktiv. Angestoßen hat die Aktion Thomas Dobbelstein, seit 2002 Professor im Bereich Marktforschung an der DHBW Ravensburg – und im Privatleben Nachbar des Ehepaars und seines Pferdehofs.
Frickingens Bürgermeister Jürgen Stukle preist beim Besuch vor Ort das „bemerkenswerte Lebensprojekt“ des Birkenweiler Ehepaars, welches Tieren eine Heimat gibt, die sonst niemand mehr will. Gleichzeitig freut sich Stukle über das Engagement vonseiten der Hochschule.
Ein Youtube-Video gab den Ausschlag

Bevor die Studenten loslegen mit konkreten Ideen und der Entwicklung eines Konzeptes, lernen sie die Tiere auf dem Gnadenhof oberhalb von Frickingen kennen. Professor Thomas Dobbelstein als Organisator erklärt zum Auftakt, ein Youtube-Video über die 100 Birkenweiler Pferde habe den Ausschlag für das Projekt gegeben. Zu sehen ist in dem Film das abendliche Ritual, wie Franziska Schlitner ihre Herde von deren Weidehügel zum Stall lockt. 96 Millionen Mal sei das Pferdevideo geklickt worden und habe 319.000 Follower. „Ein riesiges ungenutztes Potenzial“, meint Dobbelstein, Professor im Bereich Marktforschung. Daraus erwuchs bei den Projektteilnehmern die Fragestellung nach weiteren Quellen zur Unterstützung und Finanzierung des Hofs.
Zwei- und Vierbeiner sind neugierig aufeinander
Gleich zu Beginn des Besuchs können die Studenten die im Video gezeigte Szene live erleben. Dicht gedrängt stehen die jungen Frauen und Männer und beobachten, wie Pferde verschiedener Größen von ihrem Weidehügel aus hinunter zum Hofplatz galoppieren. Dort verteilen sie sich und im Nu sind die jungen Besucher von den Rössern umringt. Vorsichtig nehmen sie gegenseitig Kontakt auf, auch das eine oder andere Selfie mit Pferd entsteht.
Tiere sollen so naturnah wie möglich leben
Die Hofbesitzer laden zur Führung. Schließlich sollen die jungen Marktforscher die Situation vor Ort kennenlernen. Zu sehen bekommen sie unter anderem Schlitners erklärtes „Lieblingszimmer“: Die Pferde können die imposante Reithalle als Spielplatz nutzen. Wie Franziska Schlitner erklärt, animiere der weiche Boden die Tiere dazu, sich zu wälzen. Das sei ein natürliches Verhalten der Pferde, welches die Reittherapeutin und ihr Ehemann unterstützen.

Rund um die große Reithalle hat das Paar einen Trail angelegt. Dort ist Futter so verteilt, dass die Vierbeiner animiert werden, sich zu bewegen. 16 Stunden pro Tag verbringen die Pferde mit der Futteraufnahme, wie Schlitner erklärt. Das Heulager ist beachtlich groß, bis zur Decke ist Ballen auf Ballen gestapelt. Die meiste Arbeit auf dem Hof ist Handarbeit, doch zum Wuchten der Ballen kommt ein Stapler zum Einsatz.
Neben 100 Pferden auch Esel, Schafe, Ziegen, Hühner und Lamas
Zwei Großballen Heu futtern die Pferde täglich weg, hinzu kommen Stroh, Salz und Mineralien. HIer fallen hohe Kosten an, von Tierarztkosten ganz zu schweigen. Zudem leben neben den 100 Pferden noch Esel, Schafe, Ziegen, Hühner und Lamas auf dem Hof, die ebenfalls versorgt werden wollen. Das Ehepaar ist sehr aktiv, um die hohen Kosten für den Unterhalt des Gnadenhofs aufzubringen: Es betreibt eine Pferdepension, bietet Reitferien an und organisiert Veranstaltungen.

„Trotzdem sind unsere Mittel begrenzt“, sagt Franziska Schlitner, während sie die Studenten über den Hof führt. Die Initiative ihres Nachbarn Thomas Dobbelstein kommt da sehr gelegen. Die Studenten und Dozenten hat der Einblick in das verantwortungsvolle Setting des Pferde-Schutzhofs sehr beeindruckt. Die Studenten haben einen kurzen Film auf Facebook gestellt, in dem sie selbst sowie auch das Betreiberpaar zu Wort kommen und die Tierschar des Lebenshofs zeigen. Zu sehen ist das öffentliche Video der DHBW Ravensburg unter: https://www.facebook.com/reel/1339941170460578