Frickingen – Ruhig und beschaulich ging es nicht zu beim 90. Geburtstag, den Alois Wiedmann am Dienstag feierte. Vielmehr war zu spüren, wie sehr der Jubilar in der Ortsgemeinschaft verwurzelt ist. Während des Gratulationsbesuchs von Bürgermeister Jürgen Stukle läutete es mehrmals an der Tür. Hubert Keller überbrachte Glückwünsche der Spielvereinigung FAL. Im Namen des Narrenvereins Altheimer Drachen kamen Marlene Vogler und Susanne Reichle zum Gratulieren. Entsprechend der Vereinssage vom nächtlich umherfliegenden Lindwurm hatten die beiden Frauen einen Riesenkuchen mit Riesendrachentier dabei.

Auch des Jubilars rüstige Ehefrau Irmgard Wiedmann hatte für den Geburtstag gebacken. Die 85-Jährige hieß alle Gäste herzlich willkommen. Seit 66 Jahren sind die beiden miteinander verheiratet. „Im Alter merkt man besonders, wie man den Partner braucht“, unterstreicht Alois Wiedmann. Frisch verheiratet, kamen beide damals zusammen mit seinen Eltern aus der Gegend um Schwäbisch Gemünd nach Frickingen. Den elterlichen Hof hatten sie wegen Gebietserweiterung verkauft und stattdessen den Obsthof in Heimatsweiler am Rande des Frickinger Ortsteils Altheim übernommen. Vor ihrem Umzug hatte sich das Hochzeitspaar der Nachbarschaft offiziell vorgestellt, weil sie sich rasch in die Hofgemeinschaft integrieren wollten.

Noch immer freut sich der Jubilar über die freundliche Aufnahme in Heimatsweiler. Mit Traktoren und Hängern hätten ihm die Bewohner der Nachbarhöfe geholfen, die Umzugsgüter vom Frickinger Bahnhof ins neue Zuhause zu transportieren. Drei Kinder haben Wiedmann und seine Ehefrau auf dem Hof groß gezogen. Wegen schlechter wirtschaftlicher Zeiten hat der Obstbaumeister über 18 Jahre hinweg beim Überlinger Straßenbauamt für den gesamten Bodenseekreis gearbeitet, während seine Frau sich um die Obsternte und die Kinder kümmerte. In seiner Freizeit singt Wiedmann nach wie vor im Altheimer Kirchenchor Sankt Pankratius.

Der 90-Jährige lacht gern und viel. „Im Freundeskreis lachen sie schon, sobald ich komme“, scherzt Wiedmann. Doch es habe nicht nur sonnige Zeiten gegeben in ihrem Leben, resümiert der Jubilar. Er habe sich nie unterkriegen lassen. Den Ausspruch seines Vaters „hinfallen ist nicht schlimm, aber liegen bleiben“, habe er zu seinem Leitspruch gemacht. Er selbst ist mit 14 Geschwistern aufgewachsen und erfreut sich an seinem Nachwuchs sowie seinen neun Enkeln und sechs Urenkeln. Dass sein Junior Joachim zusätzlich zu seiner Technikfirma noch den elterlichen Hof übernommen hat und gleich nebenan wohnt, ist für Wiedmann ein Glück. „Ich freue mich, dass das, was ich geschaffen habe, nicht umsonst war“, sagt er. Gefeiert wird noch einmal heute im Beurener Gasthof Adler.