Frickingen – Ohne die beiden anderen Programmpunkte geringschätzen zu wollen: Die junge, bereits recht arrivierte Schlagzeugerin Vivi Vassileva wirbelte sich am Sonntagabend in der Graf-Burchard-Halle mit ihrem „Recycling Concerto“ in den umjubelten Mittelpunkt des Salemertal-Herbstkonzerts.

Schon vor Beginn zog ihr Instrument erwartungsvolle Aufmerksamkeit auf sich: eine große, dreidimensionale Stellage, auf die montiert eine Vielzahl an Geräuschgebern – Töpfe, Blechdosen, Plastikflaschen, Kronkorkenrasseln, Metallfolien, aber auch zwei Xylophone – auf ihren knallenden, schnarrenden, klingenden und raschelnden Einsatz warteten. Auf dem Weg zu ihrer Spielstätte vermüllte Vassileva mit großer Wegwerfgestik den Boden vor und auf der Bühne noch mit allerhand Plastik- und Korkenabfall und unterrichtete das Publikum über den Zweck des Ganzen: kein sinnfreier Performance-Gag aus dem abstrakten Baukasten der Neuen Musik. Vielmehr möchte Komponist Gregor A. Mayrhofer hier die ökologischen Übel der Wegwerfgesellschaft plakatieren. Folglich waren die Klangobjekte zuvor auch aus dem Müll – „Not trash“ lautete der Titel des Konzertabends – am Bodenseeufer zusammengeklaubt worden.

Das begleitende Orchester versuchte sich darin, zwischendurch ein paar bekannte akustische Versatzstücke aus der Konsummittelwerbung unterzubringen, schloss sich aber immer wieder den Artikulationen aus der Blech- und Plastikecke an. Die Perkussionistin indes tanzte mit irrwitziger Spielfreude in ihrer Apparatur herum und zog mit einem Plastikflaschen-Solo das Auditorium in der ausverkauften Halle endgültig in ihren Bann.
In ihrer künstlerischen Ausstrahlung durchaus nicht nebensächlich waren die klassischen Orchesterwerke, die vor und nach der Müll-Session zu Ohren kamen.

Soeben in „Bodensee Philharmonie“ umbenannt, zeigten sich die Musiker voll auf der gewässerkundlichen Höhe, als sie zunächst Felix Mendelssohn Bartholdys Konzertouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“, schließlich aber Robert Schumanns „Rheinische“ Sinfonie Nr. 3 abfallfrei in den Hafen brachten, vom souveränen Chef-Steuermann Gabriel Venzago sicher gelotst.