„Ich bin in dem Thema ‚Wie können wir vernünftig alt werden?‘ schon von Berufswegen drin“, sagt Gabriele Lenz. Seit Mai steht die selbstständige Pflegeberaterin Charles Nestelhut, Vorsitzender der Seniorenzentrum-Genossenschaft Frickingen, als Stellvertreterin zur Seite. Wie Nestelhut lebt die 60-jährige Stuttgarterin in dem bestehenden Genossenschaftsbau an der Kirchstraße. Gemeinsam arbeiten sie an der Planung für ein aus der Kommunalen Pflegekonferenz entstandenen Wohnprojekts: Auf einem von der Genossenschaft Seniorenzentrum Frickingen erworbenen Grundstück in der Dorfmitte sollen zwei weitere Wohnbauten nach dem Genossenschaftsprinzip entstehen.

Mitten im Frickinger Ortskern sollen die beiden Genossenschafts-Neubauten entstehen in unmittelbarer Nachbarschaft des vorgesehenen ...
Mitten im Frickinger Ortskern sollen die beiden Genossenschafts-Neubauten entstehen in unmittelbarer Nachbarschaft des vorgesehenen Wohn- und Geschäftshauses, das die Gemeinde plant. | Bild: Martina Wolters

Seit dem Grundstückskauf ist ein Jahr vergangen. Wirtschaftliche Aspekte waren es bisher, die das endgültige Go für die Planung der neuen Bauten verhindert haben. „Wenn die Bauzinsen im Laufe des Frühjahrs runtergehen, werden wir die finale Bauentscheidung treffen“, betont Nestelhut bei einem Besuch im Seniorenzentrum. “Wenn wir die Wirtschaftlichkeit nicht sehen, wird nicht gebaut“, fügt der 75-Jährige erklärend hinzu. Es sei auch Aufgabe der beiden Vorstandsmitglieder, den vorhandenen Genossenschaftsbau zu schützen, erläutert Lenz ihre schwierige Mission. “Manchmal denke ich, ich sitze auf einem heißen Stuhl“, beschreibt ihr Vorstandskollege die Problematik von fehlendem Wohnraum auf der einen und hohen Bau- und Energiekosten auf der anderen Seite.

Mindestens drei Jahre bis zur Fertigstellung

Das Gesamtprojekt bewegt sich ihm zufolge in einer Größenordnung von 10 Millionen Euro. Hinzu kommt die lange Warteliste. 62 Frickinger Bürger, davon mehr Singles als Paare, interessieren sich bereits für den neuen Wohnraum in der Ortsmitte. Bis die insgesamt 34 anvisierten Wohnungen umgesetzt werden können, dauert es gemäß Vorstand mindestens noch drei Jahre. Die beiden Häuser seien, weil mitten im Dorf zwischen Kirche und Austraße vorgesehen, noch interessanter als das bestehende, befindet Nestelhut. Es sei auch ein noch größerer Gemeinschaftsraum mit 50 Plätzen angedacht sowie ein großer Platz direkt davor. “Da kann Gemeinschaft gelebt werden“, ist der berentete Sozialarbeiter sicher.

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Bei ihnen im Haus funktioniere das Gemeinschaftsleben seit sechs Jahren immer noch ohne Hausordnung und Hausmeister. Alles Anstehende werde zusammen in den regelmäßig stattfindenden Nutzerversammlungen abgestimmt. Das neue Projekt soll aus den bereits gemachten Erfahrungen mit den potenziellen Bewohnern erwachsen. Nestelhut und Lenz legen Wert darauf, bezahlbaren, barrierefreien Wohnraum im Rahmen des Mietspiegels anzubieten. „Die Wohneinheiten sollen ähnlich den bestehenden Zweizimmerwohnungen im Seniorenzentrum geplant werden. “Der Trend in der gesamten Europäischen Union geht mittlerweile wegen hoher Mietkosten hin zum Minimalismus“, lautet Nestelhuts Begründung.