Friedrichshafen – Es ist dunkel und schwül. In der Ferne sind Maschinen zu hören. Wasser tropft auf den Boden und sammelt sich in einer Ecke. Wer derzeit das Parkhaus am See derzeit betritt, hat den Eindruck, in eine andere Welt einzutauchen. Während hunderte Passanten auf der Karlstraße flanieren und die Sonne genießen, wird unter ihren Füßen gearbeitet. Seit Januar laufen die Sanierungsarbeiten in der Tiefgarage, die Ende Dezember durch Brandstiftung schwer beschädigt worden ist.
Großer Schaden durch Qualm
Von dem Feuer selbst ist heute nichts mehr zu sehen. Kein Anzeichen dafür, dass hier insgesamt sechs Autos ausbrannten. Dabei sorgten nicht nur Flammen und Hitze für schwere Schäden. Auch der Qualm machte der Einrichtung des Parkhauses zu schaffen, wie Norbert Schültke, Leiter Mobilität beim Stadtwerk am See, erläutert. Durch den Rauch seien große Flächen verschmutzt worden. „Das Metall fängt dann schnell an zu rosten.“ Deswegen ist bereits Anfang Januar mit den Reinigungsarbeiten begonnen und „jeder Zentimeter gereinigt“ worden. Viele Gerätschaften wurden nahezu komplett zerstört. Davon zeugen drei Kassenautomaten. Von außen betrachtet scheinen sie völlig in Ordnung. Aber der Rauch drang in die Maschinen ein und beschädigten die Platinen und Elektrik.
Rund drei Kilometer Kabel wurden während der Sanierung des Parkhauses ausgewechselt. Allerdings ist vorher nicht an jeder Stelle geprüft worden, ob ein Schaden vorliegt. Denn es war zeitsparender, alle Leitungen ungeprüft auszutauschen. „Durch die notwendige Spezialreinigung, die Baumaßnahmen, die Anschaffung neuer Geräte und den Erlös-Ausfall ist ein Schaden von mehr als drei Millionen Euro entstanden“, erläutert Schültke. Wie hoch der finanzielle Schaden am Ende aber tatsächlich ist, kann aber erst gegen Ende des Jahres gesagt werden, wenn alle Zahlen da sind.
Glück im Unglück gehabt
Es hätte aber noch schlimmer kommen können: Wenn nämlich die Träger, die die Karlstraße stützen, hätten ersetzt werden müssen. „Dann hätten wir die Straße sperren müssen“, sagt Norbert Schültke. Untersuchungen der Materialprüfanstalt der Universität Stuttgart kamen aber zu dem Ergebnis, dass es zwar große Schäden gab, diese aber im Bestand saniert werden können. Auch in finanzieller Sicht kann mittlerweile ein wenig Entwarnung gegeben werden. Die Zusammenarbeit mit der Versicherung läuft gut. Die Stadtwerke Friedrichshafen werden als Besitzerin des Parkhauses einen großen Teil der Kosten ersetzt bekommen.

Einer der größten Eingriffe wurde direkt vor der Ein- und Ausfahrt notwendig. Unter dieser Stelle standen drei Autos in Flammen. Deswegen wurde hier eine neue Tragkonstruktion notwendig. Die hätte zwar auch mit Stützpfeilern funktioniert, aber dadurch wären Stellplätze verloren gegangen. Stattdessen entschieden sich die Verantwortlichen, den Bereich vor der Einfahrt herauszunehmen und durch einen neuen, mit einem Stahlgewebe verstärkten Beton zu ersetzen.
Bis der Beton dann vollständig ausgehärtet ist, wird es rund fünf Wochen dauern. Danach bekommt der Boden eine neue Beschichtung, die Technik wird eingebaut und die CO-Warnanlage getestet. Auch die Einrichtung einer neuen Ladestation für Elektroautos gehört zu den abschließenden Arbeiten.

Nächste Baustelle bereits geplant
Wie lange die Arbeiten im Parkhaus am See noch dauern werden? „Wenn alles gut läuft, sollten wir im Oktober soweit sein“, zeigt sich Norbert Schültke optimistisch. Dann soll zumindest ein Großteil der Parkfläche wieder zur Verfügung stehen. Die nächste Baustelle ist aber steht schon in der Warteschleife. Nach der Sanierung des Parkhauses am See soll es mit dem Parkhaus Altstadt weitergehen. Die Arbeiten dort wurden aufgrund des Brandes vorübergehend unterbrochen, um in der Innenstadt Parkplätze anbieten zu können. Vorgesehen ist unter anderem ein neues Parkleitsystem, das Parkhausbesucher zu den freien Stellplätzen leitet. Stellenweise ist dieses bereits eingebaut und in Betrieb.
Historie des Brands
- Sonntag, 30. Dezember: Gegen Mitternacht brennt es in einer Lagerhalle beim Stadtbahnhof. Kurz nach 5 Uhr stehen Autos im Parkhaus am See und ein Geschäft in der Karlstraße in Flammen. Am Abend meldet die Polizei, dass ein 29-Jähriger Tatverdächtiger in Untersuchungshaft sitzt.
- Samstag, 5. Januar: Die Arbeiten im Parkhaus beginnen. Eine Fachfirma beginnt mit der Reinigung.
- Mittwoch, 5. Juni: Am Landgericht Ravensburg beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen Brandstifter.
- Donnerstag, 6. Juni: Der Tatverdächtige wird wegen verminderter Schuldfähigkeit freigesprochen.