Medizin-Equipment aus dem 3D-Drucker? Dieser Ansatz sorgt seit einigen Tagen vermehrt für Schlagzeilen. Ein entsprechender Bericht ließ bei Simon Blust den Gedanken aufkommen: „Da könnten wir doch mit einsteigen.“ Schließlich verfügt die EST, an der der Häfler unterrichtet, unter anderem über einen professionellen 3D-Drucker von Hewlett Packard (HP).

Der 3D-Drucker der Elektronikschule Tettnang.
Der 3D-Drucker der Elektronikschule Tettnang. | Bild: Simon Blust

Vom Vorschlag zur Umsetzung binnen weniger Tage

„Mir ist es wichtig, wie wir vor Ort helfen können“, sagt Blust. So beängstigend und nervenaufreibend diese Zeiten sein mögen, so unbürokratisch und schnell lassen sich Initiativen jene von Blust und Markus Bundy, ebenfalls Lehrer an der EST anstoßen. Nicht nur die Schule und HP reagierten umgehend.

Im Häfler Klinikum wurde eruiert, in welcher Form Gedrucktes benötigt wird. Kurz zuvor, so schildert Klinikverbundsprecherin Susann Ganzert, war dort bereits damit begonnen worden, Schutzvisiere nach einer Anleitung des städtischen Klinikums Görlitz selbst zu basteln – „Improvisiere“ sozusagen. Anästhesist Magnus Dötsch nahm Kontakt mit Simon Blust auf und schickte ihm die für die Drucke erforderliche Vorlage, welche ihm zufolge von Hanoch Hemmerich stammt. Am Mittwoch holte Susann Ganzert – selbstverständlich mit angemessener Distanz – zwei Prototypen ab.

Das Visier schützt das komplette Gesicht.
Das Visier schützt das komplette Gesicht. | Bild: Klinikum Friedrichshafen

Fortan wird nur noch eine Zutat der Anleitung aus Görlitz zum Einsatz kommen: In die dreidimensional gedruckten Halterungen wird Laminierfolie gespannt. Die Visiere ersetzen Schutzkleidung nicht, ergänzen sie aber. „Anders als durch den Mundschutz sind damit auch die Augen geschützt“, erklärt Ganzert. „Wir sind total glücklich über das Engagement.“

3D-Drucker in Aktion Video: Simon Blust

Nicht nur an der EST surrt der 3D-Drucker

Neben dem Drucker an der EST surren bei Markus Bundy mehrere Geräte. Insgesamt 100 Halterungen gehen nach und nach ans Häfler Klinikum. Auch in einer Arztpraxis im Bodenseekreis sollen die Halterungen dieser Tage getestet werden, bestätigt Germar Büngener, Vorsitzender der Kreisärzteschaft. Er sei grundsätzlich an allem interessiert, was die Verbreitung des Virus eindämmen kann. „Grundprinzip meiner Tätigkeit ist seit vier Wochen das Vermeiden einer Virusausbreitung auf allen Ebenen“, beschreibt er. Dazu gehört auch, dass Praxen nicht zum Ausbreitungsort werden. Vor wenigen Tagen holte Büngener nach eigenen Angaben eine von den hiesigen Ärzten selbst finanzierte Lieferung von 9500 Atemschutzmasken im Wert von mehr als 70 000 Euro an den See.

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Die Elektronikschule freut sich Blust zufolge über eine Spende an den Förderverein, HP habe Unterstützung bei der Materialbeschaffung zugesagt. Einsatzmöglichkeiten für Gedrucktes gibt es viele und gewiss könnten in der Region zudem weitere Geräte in das Surren mit einfallen. „Mal schauen, wie das jetzt weitere Kreise zieht“, sagt Blust.