Friedrichshafen – Er steht nicht gern im Rampenlicht, viel lieber vor Kindern. Doch seit einem Jahr ist Steffen Rooschüz Geschäftsführender Schulleiter in Friedrichshafen und damit quasi die Stimme der Rektoren in der Stadt. Genau so versteht er auch diese Zusatzaufgabe neben der Leitung der Merianschule und dem Chefposten beim Betreuungsverein. „Wir wollen mit einer Stimme sprechen, ein klares Meinungsbild abgeben“, sagt der 47-Jährige. Er spricht von einem guten Miteinander.

Schulleiter aller Schulen verständigen sich regelmäßig über Themen

Gemeint sind die Verantwortlichen von insgesamt 25 Schulen, wovon zwölf städtisch sind. Drei bis vier Mal im Jahr treffen sich die Schulleiter von der Grund- bis zur Berufsschule, egal ob öffentlich oder privat getragen, um sich über Themen zu verständigen, die alle angehen: von der Schulentwicklung in Friedrichshafen bis zur Frage, ob man Kinder kurz vor oder nach den Ferien beurlauben soll. Die Antwort auf letztere Frage ist vergleichsweise einfach: „Wir fahren eine einheitliche Linie. Solche Anträge der Eltern werden – bis auf wenige Ausnahmen – nicht genehmigt“, sagt Steffen Rooschüz.

Gutachten für Schulentwicklungsplan ging von sinkenden Schülerzahlen aus

Viel schwieriger wird es, wenn es um die Schulentwicklung geht. Zwar hat die Stadt hier erst im Februar 2016 nach langer Diskussion um das Biregio-Gutachten einen Plan für die nächsten Jahre verabschiedet. Nur haben sich die Vorzeichen geändert. „Wir werden uns das alles neu anschauen müssen. Die prinzipielle Frage lautet: Haben wir ausreichend Schulraum in der Stadt?“, sagt Steffen Rooschüz. Denn während das Biregio-Gutachten davon ausging, dass die Schülerzahlen wie überall im Land um bis zu 20 Prozent zurückgehen, sagen Statistiker heute, es werden eher mehr Schüler.

Stadt will jedes Jahr 400 neue Wohnungen schaffen

In Friedrichshafen wird es definitiv mehr Schüler geben, weil der Gemeinderat im Mai 2017 das Ziel formuliert hat, jedes Jahr 400 neue Wohnungen zu schaffen. Das bedeutet Zuzug, dadurch steigt die Einwohnerzahl. In einer Stellungnahme aus dem Rathaus Friedrichshafen heißt es dazu: „Der Verwaltung ist selbstverständlich bewusst, dass dies auch die Grundlage für die Schulentwicklungsplanung vom Februar 2016 gravierend verändern wird.“

Stadt: Man gehe davon aus, dass mehr Schulraum benötigt werde

Wie sich das konkret auswirkt, müsse „schulstandortscharf überprüft werden“. Tendenziell gehe man davon aus, dass in Zukunft mehr Schulraum benötigt werde.

Für den Geschäftsführenden Schulleiter und seine Kollegen wirft das andere Fragen auf als die, die zuletzt beleuchtet wurden. Bisher wurde die Debatte vor allem auf Schularten bezogen geführt. „Das macht keinen Sinn mehr“, sagt auch Steffen Rooschüz. Der Ansatz sei nun eher stadtplanerisch zu sehen. Wo entstehen neue Wohngebiete, welche werden wachsen, wie viel Schule braucht man wo? „Wir benötigen diese Gesamtschau und faktenbasierte Zahlen“, sagt Rooschüz.

Rooschüz: "Veränderungen mit den Schulen abstimmen"

Er dringt darauf, dass eventuell nötige Veränderungen mit den Schulen abgestimmt werden. Die enge Zusammenarbeit gerade mit dem Fachamt lobt er als „geradlinig, zuverlässig und fachlich versiert“. Und für Bildung werde in Friedrichshafen schon immer viel Geld zur Verfügung gestellt.

Albert-Merglen-Schule wartet auf Neubau

Manche Schule in der Stadt wartet dennoch schon viele Jahre auf dringend nötige Investitionen. Ein Beispiel ist die Albert-Merglen-Schule. „Eigentlich sollte nächstes Jahr die neue Schule stehen“, sagt Steffen Rooschüz. Seit über zehn Jahren ist klar, dass die Grundschule im Quartier Heinrich-Heine-Straße nicht nur ein Sanierungsfall, sondern auch viel zu klein für so viele Schüler ist, die ganztags von 7 bis 18 Uhr betreut werden. Doch immer wieder wurde die kleine Schule hintenan gestellt.

"Auf der Prioritätenliste ganz oben"

Dabei ist sich die Häfler Schulgemeinschaft einig, dass die Albert-Merglen-Schule „ganz oben steht“, sagt Steffen Rooschüz. Er verweist auf eine bauliche Prioritätenliste, die die Rektoren im vergangenen Jahr erstmals und einstimmig beschlossen haben. Und wie ist der Stand der Dinge? Die städtische Pressestelle antwortet auf eine entsprechende Anfrage: „Über eine Machbarkeitsstudie werden derzeit Handlungsoptionen für die Albert-Merglen-Schule ausgearbeitet.“ Mit anderen Worten: Im Haushalt 2018 ist nichts, für 2019 eine erste Planungsrate von 250 000 Euro veranschlagt. Vor 2021 rollt dort kein Bagger an.

GMS Schreienesch braucht neue Mensa

Auch die Erweiterung der Mensa der Gemeinschaftsschule (GMS) Schreienesch beispielsweise ist dringend geboten und schon lange geplant. Im Februar 2016 beschloss der Gemeinderat, dass nicht nur die Sprachheilschule, die derzeit im Schulkomplex untergebracht ist, sondern auch die GMS selbst einen Neubau irgendwo zwischen Rotach, Hans-Böckler-Straße sowie Schubert- und Stauffenbergstraße bekommen soll. Zweieinhalb Jahre später arbeite die Verwaltung daran, die „Vorplanung der genauen Standorte“ der beiden neuen Schulgebäude auszuarbeiten.

Ergebnisse der Vorplanung noch 2018 im Gemeinderat

Die Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr den Gemeinderäten vorgestellt werden, teilt die Verwaltung auf Anfrage mit. Bei der Planung werde berücksichtigt, dass die Stadt tendenziell mehr Schulraum benötige.

Vor diesem Hintergrund ist auch klar, warum die Wogen in der Diskussion um das letztlich zu klein gebaute neue Bildungshaus in Berg so hochschlagen. Es wird bei den prognostizierten Schülerzahlen nur Platz für die Erst- und Zweitklässler bieten. Das Rathaus hatte den Gemeinderäten zuletzt in einer Sitzung im Juli vorgestellt, welche Optionen es für die älteren Grundschüler gibt.

Ältere Berger Grundschüler wieder nach Ailingen?

Altes Grundschulhaus weiter nutzen? Am Bildungshaus nochmals zwei Klassenzimmer anbauen? Oder die Dritt- und Viertklässler doch wieder in die Stammschule nach Ailingen schicken, wie es bis 2009 üblich war? In der früheren Hauptschule in Ailingen stünden Klassenräume leer, stand in der Ratsvorlage – „im Moment noch“.