Auch für dieses Jahr waren wieder viele gemeinsame Veranstaltungen mit Friedrichshafen geplant. Josef Büchelmeier, Vorstand der Partnerschaftsvereins Amici die Imperia, war deshalb in die Partnerstadt an der ligurischen Küste gereist und wollte weitere Vorbereitungen treffen. Die IBO-Messe war bereits abgesagt, was eine herbe Enttäuschung für die sechs Aussteller aus Imperia war. Dann, Montagnacht, erklärte die italienische Regierung ganz Italien zur roten Zone. „Wir hatten plötzlich Angst, dass wir Italien nicht mehr verlassen können“, erzählt er und beschloss mit seiner Frau, bereits am Dienstag unplanmäßig abzureisen.

So leer waren die Mautstellen auf der Autobahn zwischen Genua und Mailand am Dienstagnachmittag.
So leer waren die Mautstellen auf der Autobahn zwischen Genua und Mailand am Dienstagnachmittag. | Bild: privat

“Als wir den Pfändertunnel hinter uns hatten, entwich uns ein Seufzer der Erleichterung“, sagt er. Die Fahrt, so schildert der ehemalige OB von Friedrichshafen, sei gespenstisch gewesen. Auf der normalerweise stark befahrenen Autobahnstrecke zwischen Genua und Mailand zählte er gerade einmal fünf private Autos, die die unverändert langen Lastwagen-Karawanen überholten. Die üblicherweise notorisch verstopfte Umfahrung von Mailand war nahezu autofrei; an den Mautstellen, an denen sich sonst über die gesamte Breite lange Schlangen bilden, war kein einziges Auto zu sehen. Die Parkplätze der Raststätten – leer gefegt.

Die Autobahnen sind leer Video: Anette Bengelsdorf

„Wir haben nirgendwo angehalten und keine Kaffeepause eingelegt, um uns keiner Gefahr auszusetzen“, sagt Büchelmeier und war erstaunt, dass an der Autobahnausfahrt keine Kontrollen stattfanden. Am Grenzübergang in Chiasso kontrollierten Schweizer Zöllner mit Atemschutzmasken und Gummihandschuhen die Selbsterklärungen zu Ziel und Zweck der Reise von Lenkern zweier italienischer Fahrzeuge. Josef Büchelmeier und seine Frau durften passieren, nachdem sie versichert hatten, auf der Durchreise nach Deutschland zu sein. Vor ihnen ein Fahrzeug, hinter ihnen nichts. „Wir hatten mit viel schärferen Kontrollen gerechnet“, wundert er sich. Die Zollstation in Götzis war nicht besetzt und der spärliche Verkehr rollte ungehindert von der Schweiz nach Österreich.

Gespenstisch: Die Tiefgarage eines Supermarktes in Imperia.
Gespenstisch: Die Tiefgarage eines Supermarktes in Imperia. | Bild: privat

„Die Straßen von Imperia waren beinahe menschenleer“, berichtet er vom Tag seiner Abreise. Die Tiefgarage eines großen Supermarktes in der Innenstadt – verwaist. Vor einem anderen Lebensmittelgeschäft hatte sich eine lange Schlange gebildet. Im Abstand von jeweils einem Meter zum Vordermann warteten die Kunden mit Gelassenheit, bis sie an die Reihe kamen, erzählt Josef Büchelmeier. Mit Mundschutz und Gummihandschuhen bewehrt, gewährte ein Ordner Einlass, wenn ein anderer Kunde den Markt verließ.

Imperia ist eine Geisterstadt Video: Anette Bengelsdorf

In einem anderen Geschäft standen Flaschen mit Desinfektionsmitteln an der Eingangstür. Küsschen wurden im Freundeskreis durch dezente Berührungen der Ellenbogen ersetzt.

„Sofort nach unserer Rückkehr haben wir Fieber gemessen“, berichtet Josef Büchelmeier. Dann habe er sich mit seiner Hausärztin in Verbindung gesetzt. Obwohl er keine erhöhte Temperatur festgestellt hatte, konnte diese keine Entwarnung geben. 14 Tage lang sei er ein potenzieller Verbreiter des Corona-Virus. Und erst wenn er Grippe-Symptome zeige, könne er auf die Lungenkrankheit getestet werden.

Josef Büchelmeier ist froh, wieder in Friedrichshafen zu sein.
Josef Büchelmeier ist froh, wieder in Friedrichshafen zu sein. | Bild: Anette Bengelsdorf

Für Josef Büchelmeier und seine Frau heißt das mehr oder weniger zwei Wochen Hausarrest. Fernbleiben von größeren Menschenansammlungen, kein Kontakt zu schwangeren Frauen, Atemwegserkrankten und krankheitsbedingt geschwächten Personen. Daran will er sich halten und sagt: „Unsere sozialen Kontakte sind zwar eingeschränkt, aber ich habe viele Bücher und im Garten gibt es auch schon genug zu tun“.