„Ich finde die Initiative grundsätzlich super“, betont Claus-Michael Haydt gleich mehrmals. Auch der Geschäftsführer der Kulturhaus Caserne gGmbH sieht „viel Luft nach oben“ für Friedrichshafen als Gemeinde und das kulturelle Geschehen in der Stadt. „Eigentlich haben wir uns aus genau derselben Debatte heraus gegründet. Wir waren unzufrieden mit dem bestehenden Angebot und wollten es ergänzen“, erinnert er sich an die mehr als 20 Jahre zurückliegende Gründung des Kulturhauses zurück. „Machen statt Motzen“ habe ihr damaliges Motto gelautet. Ein offener Ort sollte entstehen, einer, dessen Pforten all jenen offen stünden, die auch etwas anpacken wollten und zwar so niederschwellig wie möglich.

Mehr Offenheit, weniger Abgrenzung
Bis heute gelte: Wer für ein Projekt einen Raum suche, sei hier jederzeit willkommen. „Daher finde ich es traurig, dass ‚Aufleben in FN' uns nicht von Anfang an einbezogen hat“, sagt Haydt. Er wünsche sich von der Initiative generell mehr Offenheit und weniger Abgrenzung – auch räumlich, da zu Friedrichshafen mehr zähle als die Fußgängerzone: „Der erste Schritt wäre doch, sich einmal Friedrichshafen genau anzugucken und zu schauen: Was ist diese Stadt überhaupt und was fehlt?“ Stattdessen lese er in der Initiativen-Facebookgruppe häufig, dass der Fallenbrunnen ja gar nicht zur Stadt gehöre oder das Fehlen von Formaten bemängelt werde, die längst vor Ort etabliert seien: Poetry Slams (die in der Caserne stattfinden) oder eine Open Stage (die das Jugendzentrum Molke seit Jahren veranstaltet) sind Beispiele. Er verweist auf das bisher in der Gruppe unerwähnte Kulturentwicklungskonzept: „Da hat sich in den vergangenen zwei Jahren viel bewegt und es ist ein Prozess, an dem man sich beteiligen sollte, wenn man vor Ort etwas verändern will.“

„Wer mehr Leben und Gastronomie will, muss auch rausgehen“
Mauro de Moliner, Restaurantleiter des „s‘Wirtshaus am See“, sieht besonders diejenigen, die Veränderung wollen, in der Verantwortung: „Wer mehr Leben und Gastronomie will, muss auch rausgehen, zu den Angeboten hingehen und auch Geld dalassen.“ Er selbst wolle allerdings nicht von einem „Friedhofshafen„ sprechen, betont er, und deutet auf die selbst dienstagabends gut besuchte Uferpromenade, an der das Restaurant liegt.
Stadtverwaltung versteht Vorwurf „Friedhofshafen“ nicht
Auch die Stadtverwaltung selbst versteht den Vorwurf „Friedhofshafen“ nicht und verweist auf das Angebot von interkulturellem Stadtfest über Graf-Zeppelin-Haus und Caserne bis hin zum ZF-Firmenlauf, räumt aber ein: „Selbstverständlich soll und wird sich das Angebot weiterentwickeln, auch gerne aufgrund der Ideen, die die Initiative hervorbringt.“
Auf diese Angebote verweist die Stadt

Sind Beschwerden typisch FN?
Ob die Stadtverwaltung den kollektiven Eindruck der Initiative teilt, dass Anwohnerbeschwerden “typisch Friedrichshafen“ seien? Die Frage wird verneint: „Im medialen Fokus standen in letzter Zeit die beiden Open-Air Konzerte beim GZH. Vermehrte Beschwerden oder Anzeigen wegen anderer Veranstaltungen in oder um Gastronomiebetriebe haben wir nicht festgestellt.“ Allerdings sei die Stadt gesetzlich verpflichtet, Anzeigen und Klagen nachzugehen, selbst wenn sich diese letztlich als unbegründet erwiesen.
Auf die weitergeleitete Idee des Aufleben-Stammtisches, die „Meckerer“ durch das Angebot einer Reise während der Veranstaltung zu besänftigen, erläuterte eine Pressesprecherin, dass die Stadt darum bemüht sei, solche Ausgleiche zwischen Veranstaltern und Anwohnern herzustellen. Jedoch sei niemand dazu verpflichtet, ein solches Angebot auch anzunehmen.