Der Spruch auf ihrem T-Shirt ist Programm: „Ich geh leben, kommst Du mit?“ steht da. Und genau das will die 31-jährige Alissa Lipp nun auch für ihre Heimatstadt erreichen. Sie will, dass es hier wieder lebenswert wird, dass die Innenstadt belebt ist, dass Häfler und Touristen nach 18 Uhr auch noch etwas anderes finden, als „hochgeklappte Bürgersteige“. „Ich liebe meine Heimatstadt, sie liegt mir am Herzen und ich will auch nicht hier wegziehen“, sagt die Häflerin lächelnd. Ihre Vision sei es, dass man in der Zeppelinstadt keine Angst haben muss, nach 18 Uhr alleine in einer Bar zu sitzen. „Friedrichshafen entwickelt sich zur Geisterstadt, das muss sich schnell ändern“, findet Alissa Lipp.

Open-Air-Absage gab den Anstoß

Nachdem die beiden Open-Air-Konzerte, die eigentlich am Seeufer vor dem Graf-Zeppelin-Haus stattfinden sollten, ins Innere des Kongresszentrums verlegt wurden, weil zwei Anwohner mit einer Klage gedroht hatten, platzte der Häflerin endgültig der Kragen. „Es kann doch nicht sein, dass zwei drohende Klagen alles kaputt machen“, so Lipp. Sie dachte sich, dass nun der Zeitpunkt richtig sei, sich als Bürger zu engagieren. Sie startete eine Petition im Internet unter dem Titel #AuflebeninFN.

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Schon nach einer Woche haben 823 Menschen, davon 589 aus Friedrichshafen, unterschrieben. „Ich bekomme so viel positive Rückmeldungen, das ist absolut unglaublich“, freut sich die Häflerin. Nicht nur junge Leute meldeten sich bei ihr, sondern auch Senioren. Bereits jetzt hat sie 67 Prozent der Unterschriften zusammen, die sie für das Quorum braucht. Erst mit Erreichen des Quorums werden die Stadträte um eine Stellungnahme zum Sachverhalt gebeten. Die Online-Plattform „Open Petition„ kümmert sich für die Petenten darum.

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Neue Ideen sind gefragt

Sie will mit der Petition vor allem andere Häfler erreichen, um mit ihnen gemeinsam aktiv zu werden. „Egal, mit wem ich spreche: Der Wortlaut ist derselbe: Friedrichshafen ist unbelebt ... Ich möchte mich mit Euch lautstark dagegen stellen ... Lasst uns etwas verändern und Friedrichshafen als Perle scheinen lassen“, heißt es in der Begründung zur Petition. Schon vor einigen Monaten hatte sie sich Gedanken gemacht, wie es voran gehen könnte. Beim „Salon Rouge“, den die SPD zum Thema veranstaltete, war Lipp dabei und stellte dort ihre Ideen vor, etwa die Verlegung der Eisbahn auf den Adenauerplatz. Damals wurde ihr empfohlen, sich mit dem Stadtmarketing und dem Stadtforum kurz zu schließen. „Doch da sitzen die Einzelhändler, Ideen der Bürger sind da gar nicht an der richtigen Stelle platziert“, findet die 31-jährige Betriebswirtin.

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Sie will nun andere Menschen finden, die „Fäden ziehen können und Dinge ins Rollen bringen“, sagt die junge Frau. Bereits jetzt habe sie mit sieben Leuten einen regen E-Mail-Kontakt etabliert, immer neue Ideen werden ihr angetragen. Auch auf einer eigens eingerichteten Facebook-Seite können Ideen gepostet werden. „Nun geht es darum, ein Team aufzustellen, damit unsere Ideen auch Wirklichkeit werden können“, sagt die Häflerin. Auch Marketing-Studenten wären ihr willkommen, um bei ihrem Projekt zu helfen.

Glaube an die Lokalpolitik schwindet

Enttäuscht ist Alissa Lipp über die Häfler Kommunalpolitik. Im Wahlkampf zur Gemeinderatswahl hatten alle Parteien mit der Belebung der Innenstadt geworben. „Die schreiben das in ihre Wahlprogramme, dann aber passiert nicht viel“, kritisiert die 31-Jährige.

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Wenn es die Politik nicht schaffe, dann müssten die Bürger das Thema eben selbst in die Hand nehmen, davon ist sie überzeugt. Sollten die lokalen Parteien sich beteiligen wollen, so seien die natürlich „herzlich willkommen.“ Was die abgesagten Open-Air-Konzerte betrifft, hat Alissa Lipp eine klare Meinung: „Die Namen der Kläger sollten veröffentlicht werden. Denn dann könnten wir mit ihnen in den Dialog treten und nach Lösungen suchen.“ Eine Idee, die sicher für mehr Frieden in „Friedhofshafen“ sorgen würde.

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Die Ideen der Häflerin:

Schon länger hat sich Alissa Lipp Gedanken gemacht, wie mehr Schwung in die Innenstadt kommen könnte. Ein Überblick:

  • .Schlemmermarkt: Diesen bezeichnet Lipp als „lieblosen Versuch, einen Street Food Markt zu etablieren.“ Bisher sei der Schlemmermarkt vor allem von Rentnern besucht. „Dabei würde ein bisschen Flair bestimmt helfen und wenn es nur fünf Palmen wären“, meint Lipp.
Schlemmermarkt auf dem Friedrichshafener Adenauerplatz.
Schlemmermarkt auf dem Friedrichshafener Adenauerplatz. | Bild: Claudia Wörner
  • .Silent Disco: Das Dauerproblem Lärmbelastung könnte mit einer „Silent Disco“ elegant umgangen werden. Was in anderen Städten bereits gang und gäbe ist, wäre vielleicht eine Idee für Friedrichshafen. Der Clou: Tanzbare Musik wird bei einer Lichtshow gespielt und Tanzwütige können via Kopfhörer den vollen Klang genießen.
  • .After-Work-Event: Diese Idee einer Petitionsunterzeichnerin sieht vor, einmal im Monat – etwa jeden ersten Donnerstag von 17 bis 21 Uhr einen Ort zu schaffen, an dem sich die Häfler nach der Arbeit treffen können.
  • .Motto-Flohmarkt: Alissa Lipp schlägt vor, öfters Flohmärkte in der Stadt stattfinden zu lassen, etwa Mädels- oder Rock‘n‘Roll-Märkte (für Männer). Sie könnte sich vorstellen, dass jeden letzten Samstag im Monat ein Motto-Flohmarkt in der Karlstraße zwischen 16 Uhr und 19 Uhr stattfindet. „Nicht lang, nicht laut, aber für Jung und Alt eine gelungene Abwechslung“, schreibt sie.
  • .Musikmuschel: Lipp bemängelt, dass abseits von Kulturufer und Seehasenfest die Musikmuschel nur selten genutzt werden. Sie kann sich vorstellen, dort Newcomer-Comedians auftreten zu lassen oder öffentliche Auktionen stattfinden zu lassen.
Die Musikmuschel steht meistens leer.
Die Musikmuschel steht meistens leer. | Bild: Singler, Julian

.Hüpfburg: Im Uferpark könnte sich Alissa Lipp einmal im Monat eine Hüpfburg für Kinder vorstellen, inklusiver Picknickeinladung. So hätten Familien die Möglichkeit, mit ihren den Kindern ein tolles Erlebnis direkt am See zu erleben. Die Picknick-Verpflegung könnte über die Vereine stattfinden, die damit Geld einnehmen für ihre eigenen Events.

.Fashion4FN: Alissa Lipp schlägt vor, abends Modenschauen auf einem Catwalk vom Durchgang Hafenbahnhof bis zum K42 stattfinden zu lassen. Dort könnten die Einzelhändler die neueste Mode präsentieren.