Der Wasserbus für Konstanz kommt – zumindest auf Zeit. Das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag, 26. Juni, entschieden. Anstatt, wie ursprünglich geplant, ein Elektroschiff zu kaufen, soll ein bestehendes Schiff für den Betrieb angemietet werden. Dieser soll zunächst auf ein Jahr begrenzt laufen. Dann entscheidet der Gemeinderat erneut, wie es weitergeht.
„Zum nächstmöglichen Zeitpunkt“ soll die Wasserbuslinie zum Probebetrieb eingerichtet werden, so lautet der Beschluss, der mit 21-Ja bei 14-Nein-Stimmen angenommen wurde. Dem Voraus ging die erwartete Diskussion über die Grundsatzfrage, ob sich die Stadt den Wasserbus in der aktuellen Haushaltslage überhaupt leisten kann und will.
Für Konstanz oder nur für Touristen?
Wer soll den Wasserbus vor allem nutzen? Darüber gab es unterschiedliche Auffassungen. FGL&Grüne sprachen sich im Gemeinderat erneut gegen den Wasserbus aus und forderten stattdessen eine engere Taktung beim Busverkehr. „Das kommt den Konstanzern zugute, nicht nur den Touristen“, sagte Samuel Hofer (FGL&Grüne).
Ähnlich argumentierte Swetlana Wiedenbeck (Junges Forum Konstanz). Man stehe hinter dem Ziel der nachhaltigen Mobilität, sie solle aber „für die Menschen in Konstanz gedacht“ sein. Beim Wasserbus handele es sich weniger um ein Klimaschutzprojekt, sondern mehr um eine touristisches Angebot, bemängelte auch Holger Reile (Linke Liste Konstanz).
Die FDP-Fraktion trieben zwar auch Sorgen um Touristen um, allerdings auf andere Art. „Das Schiff hat aus unserer Sicht zu große Lücken im Fahrplan“, sagte Achim Schächtle (FDP) zur Kapazität von 80 Personen für das Schiff im Testbetrieb. Diese Kombination könne dazu führen, dass potenzielle Fahrgäste durch zu lange Wartezeiten verprellt würden.
Vor allem die Kosten sind das Problem
Im Mittelpunkt der Diskussion um den Wasserbus stehen vor allem die Kosten. Dass jetzt ein Probebetrieb mit einem vorhandenen Schiff aufgebaut werde, sei deshalb positiv, sagte Levin Eisenmann (CDU). So könne man sehen, ob das Angebot angenommen wird. Doch, dass ein etwaiges Defizit durch Mittel aus der Tourismus- und Klimaschutzabgabe bezahlt werden soll, schien noch ein gewisses Unbehagen hervorzurufen.
Für den Wasserbus sprach sich auch die Fraktion der Freien Wähler aus. Mit dem Europaquartier habe die Stadt sich ein großes Projekt angelastet. Es sei nur konsequent, jetzt auch die Folgeschlüsse zu ziehen. Dass man sich von den Kosten der Anschaffung eines neuen Schiffs freigemacht hat, sei richtig gewesen, sagte Daniel Hölzle (FW). Nun sei es „wichtig, dass wir jetzt damit starten“.
Uneingeschränkt hinter dem Wasserbus stand die SPD-Fraktion. „Das ist kein entweder oder, das ist eine Entscheidung für beides“, sagte Andreas Hennemann (SPD). Dass in der Diskussion verschiedene Bausteine gegeneinander ausgespielt werden, könne er nicht nachvollziehen. Die Fraktion wünsche sich die schnellstmögliche Aufnahme des Betriebs.
Burchardt: „So klein darf man nicht denken“
In Konstanz sei man sich seit Jahren einig, dass man die Mobilität verändern will, sagte Oberbürgermeister Uli Burchardt. Man sei sich auch einig, dass die Innenstadt tendenziell zu voll sei. Mehr Busse würden genauso im Stau stehen, wie jene, die jetzt schon nicht durch den Verkehr an Hochlasttagen kommen. Er erlaubte sich auch einen Seitenhieb auf die Klimabewegung Fridays for Future, die sich gegen den Wasserbus ausgesprochen hatte. „So klein darf man nicht denken, wenn man die Mobilität einer Stadt verändern will“, sagte Burchardt.
Auch zur Kritik, dass der Wasserbus für Touristen und nicht für Konstanzer gedacht sei, hatte Burchardt eine Bemerkung: „Wir sind gut beraten, unseren Gästen gute Angebote zu machen“, sagte er. Ohne Tourismus stünde es deutlich schlechter um die Finanzen der Stadt.
Entgegen dem Plan der Verwaltung, den Probebetrieb für ein Jahr mit Option auf ein Jahr Verlängerung zu beschließen, werden sich die Gemeinderatsmitglieder nun nach einem Jahr Betrieb mit der Frage beschäftigen müssen, wie es mit dem Wasserbus weitergeht. Diese Entscheidung wurde mit einer denkbar knappen Mehrheit von 18 zu 17 Stimmen getroffen.
Der Wasserbus soll vor allem an Tagen mit viel Verkehrsaufkommen die Innenstadt entlasten und Stau vermeiden. Seine Strecke soll laut Sitzungsvorlage vom Bodenseeforum in den Konstanzer Hafen zum vorhandenen Liegeplatz am Imperia-Steg führen. Der Wasserbus soll im 40-Minuten-Takt fahren. Das Betriebskonzept sieht etwa 163 Betriebstage mit je 26 Fahrten pro Tag vor: Freitage, Samstage und Sonntage, zudem gegebenenfalls Sonderfahrten, etwa an Adventstagen.
Ein Ticket für den Wasserbus soll für Erwachsene 4,65 Euro kosten, exakt das anderthalbfache eines Bustickets. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Betriebskosten zwischen einem Defizit von 35.000 Euro und 310.000 Euro liegen werden. Wie es wirklich aussieht, wird erst der Probebetrieb zeigen, der laut Sitzungsvorlage im Frühjahr 2026 beginnen soll.