Das Innenhof-Festival jährt sich aktuell zum 35. Mal – eigentlich schon zum 37. Mal, allerdings sind die beiden verlorenen Corona-Jahre 2020 und 2021 zu berücksichtigen, in denen keine Veranstaltungen möglich waren. Seit 1989 gibt es also dieses „Festival der Kontraste“ in Villingen, wie es Mitorganisator Richard Hehn gerne in seinen Ankündigungen ausdrückt.

Jenseits des Mainstreams
Und tatsächlich, was das Publikum hier zu hören und zu sehen bekommt, ist jenseits des Mainstreams, will entdeckt werden und führt nicht selten zu großem Staunen bei denjenigen, die sich bereitwillig auf dieses wahrlich kontrastreiche Programm aus Musik, Kabarett, Film und Comedy einlassen.

Seit 1989 ist es darüber hinaus auch ein echtes Festival des Ehrenamtes. Denn, und das dürfte in dieser Größenordnung einmalig sein: Die insgesamt neun Abendveranstaltungen (und bis vor wenigen Jahren noch zusätzlich eine sonntägliche Matinee) werden bis zum heutigen Tag ausschließlich von ehrenamtlichen Kräften gestemmt. Sie rekrutieren sich aus verschiedenen Kulturvereinen von Villingen-Schwenningen.

Die Anfänge lagen im Hof der Sparkasse
Heute sind das der Folk- und der Rockclub, das Kommunale Kino Guckloch sowie der türkische Kulturverein Caba. Früher war noch der Jazzclub mit an Bord, besser ausgedrückt: mit dabei im Innenhof der Sparkasse in der Gerberstraße.
Seit 2001 ist der Schauplatz verlegt in einen anderen Hof – jenen des Villinger Jugendhauses, wo man mehr Platz für das wachsende Publikum fand, und eine Küche, die ebenfalls fleißig genutzt wird.

Den Platz braucht es auch immer wieder. Wie beispielsweise im Jahr 2016, als die Punkrockband Extrabreit ein sensationelles Konzert ablieferte und soviel Publikum wie noch nie anzog.

Über 500 Menschen stapelten sich damals im Hof in der Kalkofenstraße, was dazu führte, dass im Folgejahr eine Publikumsgrenze eingeführt wurde. Mehr als 400 zahlende Gäste werden seither nicht mehr zu den Konzerten eingelassen.

Normaler Job und abends das Festival
Was auch den ehrenamtlichen Helfern zugute kommt, denn die Belastungen für diese über neun aufeinander folgenden Abende sind nicht unerheblich, sind die meisten von ihnen in Arbeitsverhältnissen tätig und kaum einer von ihnen nimmt sich extra frei für diese Zeit. Insgesamt rund 50 Freiwillige, so berichtet Jürgen „Jogi“ Kern, sind für die verschiedenen Arbeitsbereiche zuständig.

Die größte Gruppe umfasst dabei das Thekenteam. Immer vier Mitarbeiter sind den ganzen Abend damit beschäftigt, Bier zu zapfen oder andere Getränke, alkoholisch und nichtalkoholisch, auszuschenken und die Vorräte aufzufüllen. Ebenso ist die Theke der Bar immer gut besucht, wo weitere vier Helfer neben Kaffee auch Caipirinha und Hugo sowie alkoholfreie Cocktails mixen und servieren.

Die Abendkasse muss ebenfalls regelmäßig mit zwei, besser drei Personen besetzt sein. Neu in diesem Jahr ist die Kasse und die Ausgabe für das Essen, die ebenfalls von zwei Personen betreut wird, dazu kommt der Grill, der im Hintergrund immer bedient werden will.

Neben den beiden Verantwortlichen in der Küche müssen Abend für Abend zusätzlich zwei Freiwillige die Vorspeisenteller richten und die Spülmaschine füttern, darüber hinaus verlangt die Technik auf der Bühne und hinter dem Mischpult Aufmerksamkeit und entsprechende Fähigkeiten.

Harte Arbeit beim Bühnenaufbau
Und nicht zu vergessen die Vor- und Nacharbeiten für das Festival. Wenn die Bühne im Innenhof aufgebaut wird, sind zwei Tage intensive und körperlich schwere Arbeiten fällig. Die zahlreichen Kühlschränke, die schwere Lichtanlage und das elektrische Equipment müssen eingerichtet sowie alle Bierbänke, Tische und Schirme gestellt werden.

Und dann der Abbau, der genauso viel Einsatz verlangt. Das alles mit freiwilliger Arbeit von einem halben Hundert Menschen, damit das Publikum ein schönes Festival der Kontraste erleben kann.