Das Innenhof-Festival jährt sich aktuell zum 35. Mal – eigentlich schon zum 37. Mal, allerdings sind die beiden verlorenen Corona-Jahre 2020 und 2021 zu berücksichtigen, in denen keine Veranstaltungen möglich waren. Seit 1989 gibt es also dieses „Festival der Kontraste“ in Villingen, wie es Mitorganisator Richard Hehn gerne in seinen Ankündigungen ausdrückt.

In der Küche sorgen Christian Vöhrenbach (rechts) und Gabi Higler für einen reibungslosen Ablauf. Auch Kilian Schmidt (links), ...
In der Küche sorgen Christian Vöhrenbach (rechts) und Gabi Higler für einen reibungslosen Ablauf. Auch Kilian Schmidt (links), eigentlich der Herr über die Finanzen und Vorsitzender des Kommunalen Kinos Guckloch, hilft tatkräftig mit. | Bild: Uwe Spille

Jenseits des Mainstreams

Und tatsächlich, was das Publikum hier zu hören und zu sehen bekommt, ist jenseits des Mainstreams, will entdeckt werden und führt nicht selten zu großem Staunen bei denjenigen, die sich bereitwillig auf dieses wahrlich kontrastreiche Programm aus Musik, Kabarett, Film und Comedy einlassen.

Gunther Nobs und Harald Krüger, ganz entspannt im Hier und Jetzt und immer bereit zur Mithilfe, in diesem Fall an der der Essenstheke.
Gunther Nobs und Harald Krüger, ganz entspannt im Hier und Jetzt und immer bereit zur Mithilfe, in diesem Fall an der der Essenstheke. | Bild: Uwe Spille

Seit 1989 ist es darüber hinaus auch ein echtes Festival des Ehrenamtes. Denn, und das dürfte in dieser Größenordnung einmalig sein: Die insgesamt neun Abendveranstaltungen (und bis vor wenigen Jahren noch zusätzlich eine sonntägliche Matinee) werden bis zum heutigen Tag ausschließlich von ehrenamtlichen Kräften gestemmt. Sie rekrutieren sich aus verschiedenen Kulturvereinen von Villingen-Schwenningen.

Alfred Kolarczyk und Barbara Veil sind für die Kasse am Essensstand zuständig und geben auch die gerichteten Vorspeisenteller aus.
Alfred Kolarczyk und Barbara Veil sind für die Kasse am Essensstand zuständig und geben auch die gerichteten Vorspeisenteller aus. | Bild: Uwe Spille

Die Anfänge lagen im Hof der Sparkasse

Heute sind das der Folk- und der Rockclub, das Kommunale Kino Guckloch sowie der türkische Kulturverein Caba. Früher war noch der Jazzclub mit an Bord, besser ausgedrückt: mit dabei im Innenhof der Sparkasse in der Gerberstraße.

Seit 2001 ist der Schauplatz verlegt in einen anderen Hof – jenen des Villinger Jugendhauses, wo man mehr Platz für das wachsende Publikum fand, und eine Küche, die ebenfalls fleißig genutzt wird.

Am Grill bruzzeln Ali Pekesen, Kenan Ciftci und Arif Oruc vom türkischen Kulturverein Caba die leckeren Köstlichkeiten wie Köfte.
Am Grill bruzzeln Ali Pekesen, Kenan Ciftci und Arif Oruc vom türkischen Kulturverein Caba die leckeren Köstlichkeiten wie Köfte. | Bild: Uwe Spille

Den Platz braucht es auch immer wieder. Wie beispielsweise im Jahr 2016, als die Punkrockband Extrabreit ein sensationelles Konzert ablieferte und soviel Publikum wie noch nie anzog.

Der Herr der Kühlschränke und Getränkekisten: Thomas „Tutti“ Freymuth hat sichtlich Spaß an seinem Job.
Der Herr der Kühlschränke und Getränkekisten: Thomas „Tutti“ Freymuth hat sichtlich Spaß an seinem Job. | Bild: Uwe Spille

Über 500 Menschen stapelten sich damals im Hof in der Kalkofenstraße, was dazu führte, dass im Folgejahr eine Publikumsgrenze eingeführt wurde. Mehr als 400 zahlende Gäste werden seither nicht mehr zu den Konzerten eingelassen.

Fabian „Furby“ Höller arbeitet tagsüber in einem Schwenninger Betrieb und abends im Innenhof konzentriert hinter dem Mischpult.
Fabian „Furby“ Höller arbeitet tagsüber in einem Schwenninger Betrieb und abends im Innenhof konzentriert hinter dem Mischpult. | Bild: Uwe Spille

Normaler Job und abends das Festival

Was auch den ehrenamtlichen Helfern zugute kommt, denn die Belastungen für diese über neun aufeinander folgenden Abende sind nicht unerheblich, sind die meisten von ihnen in Arbeitsverhältnissen tätig und kaum einer von ihnen nimmt sich extra frei für diese Zeit. Insgesamt rund 50 Freiwillige, so berichtet Jürgen „Jogi“ Kern, sind für die verschiedenen Arbeitsbereiche zuständig.

Frank Peter Ade und Jürgen „Jogi“ Kern sind an diesem Abend an der Theke im Einsatz.
Frank Peter Ade und Jürgen „Jogi“ Kern sind an diesem Abend an der Theke im Einsatz. | Bild: Uwe Spille

Die größte Gruppe umfasst dabei das Thekenteam. Immer vier Mitarbeiter sind den ganzen Abend damit beschäftigt, Bier zu zapfen oder andere Getränke, alkoholisch und nichtalkoholisch, auszuschenken und die Vorräte aufzufüllen. Ebenso ist die Theke der Bar immer gut besucht, wo weitere vier Helfer neben Kaffee auch Caipirinha und Hugo sowie alkoholfreie Cocktails mixen und servieren.

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An der Bar stehen die vier von der (Cocktail-) Tankstelle: Nick Wernick, Sybille Roth, Birgitta Schäfer und Adrian Albrecht sind eigentlich jeden Abend im Einsatz. | Bild: Uwe Spille

Die Abendkasse muss ebenfalls regelmäßig mit zwei, besser drei Personen besetzt sein. Neu in diesem Jahr ist die Kasse und die Ausgabe für das Essen, die ebenfalls von zwei Personen betreut wird, dazu kommt der Grill, der im Hintergrund immer bedient werden will.

Mustafa Karacolcu vom Kulturverein Caba studiert noch einmal intensiv das Programm des diesjährigen Festivals.
Mustafa Karacolcu vom Kulturverein Caba studiert noch einmal intensiv das Programm des diesjährigen Festivals. | Bild: Uwe Spille

Neben den beiden Verantwortlichen in der Küche müssen Abend für Abend zusätzlich zwei Freiwillige die Vorspeisenteller richten und die Spülmaschine füttern, darüber hinaus verlangt die Technik auf der Bühne und hinter dem Mischpult Aufmerksamkeit und entsprechende Fähigkeiten.

Gertrud Cammerer Karger und Helga Eimer Esslinger sind schon seit der Schulzeit befreundet. „Wir saßen in der Mädelschule im Klosterring ...
Gertrud Cammerer Karger und Helga Eimer Esslinger sind schon seit der Schulzeit befreundet. „Wir saßen in der Mädelschule im Klosterring in der ersten Klasse Bank an Bank“, erzählt Gertrud Cammerer Karger. Heute sitzen sie zusammen an der Abendkasse des Festivals. | Bild: Uwe Spille

Harte Arbeit beim Bühnenaufbau

Und nicht zu vergessen die Vor- und Nacharbeiten für das Festival. Wenn die Bühne im Innenhof aufgebaut wird, sind zwei Tage intensive und körperlich schwere Arbeiten fällig. Die zahlreichen Kühlschränke, die schwere Lichtanlage und das elektrische Equipment müssen eingerichtet sowie alle Bierbänke, Tische und Schirme gestellt werden.

Marita Klostermeier ist jeden Abend im Innenhof, sorgt unter anderem dafür, dass die Kerzen auf den Tischen immer ordentlich gerichtet ...
Marita Klostermeier ist jeden Abend im Innenhof, sorgt unter anderem dafür, dass die Kerzen auf den Tischen immer ordentlich gerichtet und die Pflanzen gegossen sind sowie alles an seinem Platz zu finden ist, wo es hingehört. | Bild: Uwe Spille

Und dann der Abbau, der genauso viel Einsatz verlangt. Das alles mit freiwilliger Arbeit von einem halben Hundert Menschen, damit das Publikum ein schönes Festival der Kontraste erleben kann.