Statt eines neuen, vollelektrischen Schiffs wird wohl ein gemietetes mit konventionellem Motor als Wasserbus über den Seerhein fahren. Dafür hat sich der Technische und Umweltausschuss (TUA) in seiner Sitzung am Dienstag, 27. Mai, ausgesprochen. Dieser Kompromiss hat das Projekt sprichwörtlich über Wasser gehalten. Bis dahin gab es aber viel Kritik.
Warum steht überhaupt ein Wasserbus zur Debatte?
Der Wasserbus soll zur Entlastung des Verkehrs in der Innenstadt beitragen. Vor rund einem halben Jahr, am 17. Dezember 2024, fasste der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss zum Wasserbus – ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen. Ziel sollte sein, den Betrieb im Jahr 2026 aufzunehmen, dafür wurde nun ein Konzept vorgelegt.
Welche Vorteile sieht die Stadtverwaltung?
Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn verweist in der TUA-Sitzung immer wieder auf einen simplen Umstand: Wenn die ersten beiden Busse im Stau stehen, werden auch zusätzliche Busse im Stau stehen. „Es geht auch darum, eine Lenkungswirkung zu erzielen“, sagte er.
Ziel müsse es sein, den Individualverkehr aus der Altstadt herauszuhalten. Dabei sei der Wasserbus neben dem regulären Busverkehr ein zusätzliches Angebot. Was die Fahrt angeht, sei der Wasserbus schneller, was die Strecke angeht attraktiver, so Langensteiner-Schönborn.
Wie stehen die Fraktionen im Ausschuss dazu?
- FGL&Grüne: Die Fraktion kritisiert das vorgestellte Betriebskonzept als zu teuer und ineffizient. Zwar sei „die Notwendigkeit für die Anbindung zweifelsohne gegeben“, sagt Samuel Hofer. Aus seiner Sicht sei aber eine intensivere Bustaktung der bessere Weg. Der 40-Minuten-Takt mit einem Wasserbus reiche nicht aus, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
- CDU: In der CDU-Fraktion wird die Vorlage der Stadtverwaltung teils kritisch gesehen, so Levin Eisenmann. Zwar müsse es attraktive Angebote für den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr geben. Gleichzeitig befinde sich die Stadt Konstanz in einer angespannten Haushaltslage. Einen zunächst befristeten Betrieb könne sich die Fraktion vorstellen.
- SPD: „Uns liegt dieser Wasserbus am Herzen“, sagt Andreas Hennemann. Die SPD-Fraktion werde dem Vorschlag deshalb zustimmen. Zudem betont Hennemann, dass der Wasserbus „keine alternative Entscheidung“ zum weiteren Ausbau des Busverkehrs sein müsse. Aus seiner Sicht wäre der Wasserbus für die Attraktivität der Stadt ein deutlicher Gewinn.
- Freie Wähler: Susanne Heiß äußert Bedenken zu den Kosten, die der Betrieb des Wasserbusses verursacht. „Ich bin da nicht so optimistisch“, bemerkt sie mit Blick auf den in der Beschlussvorlage berechneten Zuschussbedarf. Die finanzielle Situation bereite der Fraktion große Bauchschmerzen. Ein befristeter Betrieb von ein bis zwei Jahren wäre gut, um den Wasserbus testen zu können.
- Junges Forum Konstanz: „Wir sehen die Notwendigkeit, den neuen Busbahnhof gut an die Innenstadt anzubinden“, sagt Swetlana Wiedenbeck. Bei einem Wasserbus sei die Taktung aber zu gering. Die Fraktion stelle sich nicht gegen den Wasserbus, aber gegen die aktuell diskutierte Form. „Angesichts der angespannten Haushaltslage finden wir, dass eine bessere Busanbindung Vorrang haben sollte“, so Wiedenbeck.
- FDP: „Der Wasserbus ist kein Verkehrsmittel“, kritisiert Achim Schächtle, sondern eher ein touristisches Angebot. „Der Preis ist hoch, die Taktung unannehmbar.“ So werde die gewünschte Entlastung der Innenstadt nicht gelingen. Die Kapazität des Wasserbusses sei besonders bei großen Veranstaltungen im Bodenseeforum oder beim Weihnachtsmarkt viel zu gering.
- Linke Liste Konstanz: Holger Reile bewertet den Wasserbus eher als touristisches Angebot, „von dem unsere Stadtgesellschaft kaum oder gar nicht profitiert“. Auch die Kosten sprechen aus seiner Sicht dagegen. Stattdessen sollte der öffentliche Nahverkehr attraktiver und günstiger werden.
Wie geht es jetzt weiter?
Anstatt die Wasserbuslinie als festes Angebot ab dem kommenden Jahr zu etablieren, soll zunächst ein befristeter Testbetrieb starten. Dieser soll für ein Jahr laufen, mit Option auf Verlängerung um ein weiteres Jahr. Der Plan ein vollelektrisches Schiff zu kaufen, ist zunächst vom Tisch. Dafür soll ein bestehendes Schiff gemietet werden. Um welches es sich dabei handeln wird, ist noch unklar. Aber einen E-Antrieb wird es voraussichtlich nicht haben.
Auf die restlichen Details der Vorlage hat diese Ergänzung zunächst wohl keinen Einfluss. Es wird also weiterhin mit einem 40-Minuten-Takt geplant. Das zu erwartende Defizit dürfte durch die weggefallene Investition wohl geringer ausfallen.
Von der Pressestelle der Stadt heißt es, dass bei einem Schiff mit etwa 80 Personen und rund 160 Betriebstagen „voraussichtlich 100.000 Fahrgäste pro Jahr kostenneutral transportiert werden könnten“. Im Betriebskonzept der Stadtverwaltung ist vorgesehen, ein anfallendes Defizit durch Einnahmen aus der Tourismus- und Klimaschutzabgabe (Bettensteuer) auszugleichen.
Dass der Wasserbus durch den Verzicht auf den Kauf eines Schiffs schneller an den Start geht, deutet sich nicht an. „Der Praxistest folgt ab Frühjahr 2026 mit der Fertigstellung des Asisi-Panoramas“, heißt es auf SÜDKURIER-Anfrage. Die endgültige Entscheidung zum Wasserbus trifft der Gemeinderat im Juni.