Hampton by Hilton, Ibis Styles, Ibis Budget, Holiday Inn – The Niu, B&B Hotel, Rioca Posto 10 und dann noch die Riesenbaustelle für ein weiteres Haus mit 300 Zimmern: Auf einer Fläche von 200 mal 300 Meter ist etwas entstanden, das inzwischen auch im Gemeinderat für Unbehagen sorgt. „Hotelmeile“, sagten die Wohlmeinenden. „Bettenburgen“ die anderen.
Wie konnte es dazu kommen? Hat die Stadtverwaltung ihre eigenen, vom Gemeinderat als verbindlich beschlossenen Konzepte zur Entwicklung des Tourismus missachtet? Und wird Konstanz zur austauschbaren Drei-Sterne-Destination für Busreisen statt eines einzigartigen, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Urlaubsziels?
Der Unmut ist fast mit Händen zu greifen, als das Thema in der Politik zum ersten Mal seit Jahren mit Wucht aufschlägt. Denn im Raum steht die Festlegung, dass in Konstanz eigentlich nur noch vier neue Hotels mit maximal 900 Betten entstehen sollten.
Doch was in Stromeyersdorf und direkter Umgebung entstanden ist, spricht für viele Beobachter eine andere Sprache. Und auf der anderen Seite der Schänzlebrücke ist ja auch noch ein Hostel beim Fernbusbahnhof geplant, ebenso wie ein weiteres Hotel am Bahnübergang an der Riedstraße, direkt neben dem SÜDKURIER-Medienhaus.
SPD setzt das Thema auf die Agenda, CDU stellt bohrende Fragen
Es sei „kritisch, was da an Entwicklung stattgefunden hat“, sagt Stadtrat Jürgen Ruff dazu – seine Fraktion, die SPD, hat das Thema auf die Agenda gesetzt. Auch, weil es in der Stadt für Unfrieden sorgt: „In einer Stadt, in der der Tourismus funktionieren soll, müssen die Bürger dabei sein“, sagt Ruff.
Und er erhält dazu Unterstützung aus der CDU, die mit einem bemerkenswerten Fragenkatalog von der Verwaltung Transparenz fordert. Was zuletzt an Hotels gebaut worden sei, sagt Stadtrat Manfred Hölzl, entspreche ganz überwiegend nicht dem, was Konstanz braucht.


„Der Stadteingang sieht total beliebig aus“, sagt Anne Mühlhäußer (FGL&Grüne) über die Neubauten an der Reichenaustraße. Ziel sei es doch, dass individuelle Hotels entstünden, die Konstanz einzigartig machten. Warum es dennoch zur Massierung von Ketten-Hotels im Drei-Sterne-Bereich kommen konnte, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Die Marketing und Tourismus Konstanz GmbH (MTK) erklärt zu dem Antrag der SPD zur Fortschreibung des Tourismuskonzepts wörtlich: „Der im Antrag angedeutete unbegrenzte und ungesteuerte Wildwuchs sollte vermieden werden.“ Und sieht die Verantwortung dabei im Baudezernat.

Dort weist Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn den in Teilen des Rats bestehenden Eindruck zurück, die Behörde ignoriere den „Wildwuchs“ oder knicke vor Investoren zu schnell ein. Einige der neuen Hotels seien schon vor dem Stichtag 2017 genehmigt gewesen. Seither sei das Wachstum wie beschlossen auf 900 Betten begrenzt worden.
Was allerdings gebaut wird – ob Bio-Nobelunterkunft, günstige Familienherberge oder eben Kettenhotel – das könne das Baurecht nicht steuern. Nur wenn die Stadt selbst das Grundstück verkauft, könne sie weitgehend Einfluss nehmen, ergänzt dazu Marion Klose, die Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt.

Doch der Unmut im Gemeinderat, gepaart mit einigem Misstrauen in Teile der Verwaltung, ist dennoch da. Daniel Hölzle (Freie Wähler) spricht es aus: Bevor nun ein neues Konzept aufgestellt werde, gelte es erst einmal, das alte anzusehen und „aus diesen Fehlern zu lernen“.
Und Joachim Filleböck (CDU) meint zu den Busladungen, die zu den neuen Hotels am Rand von Stromeyersdorf gekarrt werden: „Ob das der sanfte Tourismus ist, den wir wollen, ist die andere Frage“.
Und wie geht es nun weiter? Die MTK soll ein neues Tourismuskonzept erarbeiten oder erarbeiten lassen, denn das aktuelle läuft im Sommer 2026 aus, danach kann die Stadt noch weniger Einfluss nehmen auf die Entwicklungen.
Geschäftsführer Eric Thiel findet den Vorstoß ausdrücklich sehr gut und will auch versuchen, schnellstmöglich das nötige Geld dafür zusammenzukratzen. In den Augen der Kämmerei ist das in den 1,6 Millionen Euro, die die Stadt der MTK dieses Jahr gibt, mit drin.