Am Samstagabend hat der erste Stammtisch der Interessierten, die sich rund um die Petition „Aufleben in FN“ gefunden haben, im Lammgarten stattgefunden. Ohne die Anonymität des Internets zeigte sich hier schnell ein anderes Bild, als in der gleichnamigen Facebookgruppe.
Es ging freundlich zu, konstruktiv und statt langer Gespräche über leere Straßenzüge oder Veranstaltungsflops wurden hier von der ersten Minute an konkrete Ideen ausgetauscht. Ein Flohmarkt im Anschluss an den samstäglichen Schlemmermarkt, dessen Standgebühren an lokale Projekte gespendet werden könnten, wurde beispielsweise vorgeschlagen. Auch über Sitzmöbel im Uferpark, die im Frühling auf- und im Herbst abgebaut werden könnten, wurde diskutiert.
Mehr Ausgehmöglichkeiten
Es stießen auch Menschen hinzu, die gar nicht in den sozialen Medien aktiv sind, wie der 71-jährige Walter Schmid. Schnell wurde an dem Abend deutlich: Das Thema „Aufleben“ beschäftigt alle Generationen. Klar war auch: „Wir sind nicht die, die über Lärm meckern.“ So lag auch ein Wunsch nahe, der besonders häufig zur Sprache kam: Es sollte mehr Ausgehmöglichkeiten geben, die für eine breite Zielgruppe ansprechend seien, Orte, an denen Alte und Junge, Familien und Alleinstehende, Studierende und Rentner zusammenkommen könnten.
An einem der vier Tische lebhaft diskutiert, folgte vom Nachbartisch eine Idee: Es könnte eine Stadtolympiade stattfinden. Als Vorbild könnte Füssen dienen, wo dieses Format seit Jahren Alt und Jung zusammenbringe. Eine Woche lang trete die Stadtbevölkerung in unterschiedlichen Disziplinen – wahlweise einzeln oder im Team – in sportlichen Disziplinen gegeneinander an: „Wer nicht antritt, kommt trotzdem und feuert die Sportler an.“ Die große Abschlussparty runde die Veranstaltung ab.
Genug Angebote für einzelne Zielgruppen
Zielgruppenspezifische Angebote gebe es hingegen genug, lautete (beinahe) einhellig die Meinung. Als Beispiel wurde der Seniorentanztee im Graf-Zeppelin-Haus genannt oder die Angebote für Kinder im Medienhaus am See.
Während in der Facebookgruppe häufig Parkhäuser oder generell günstige Parkgelegenheiten als Lösung für die zu unbelebte Innenstadt gefordert werden, füllten hier Menschen ganze vier Biertische, die fast ausnahmslos zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus in den Lammgarten gekommen und auch überzeugt von diesen Verkehrsmitteln waren.
Forderungen die Stadt formuliert
So wurde dann auch über das Thema Sicherheit auf dem Nachhauseweg gesprochen, etwa am Stadtbahnhof – aus Sicht mancher Teilnehmer ganz klar ein „sozialer Brennpunkt“. So wuchs dann auch die Liste der Forderungen an die Stadt nach mehr Polizeipräsenz um den Stadtbahnhof herum.
Positiv wurde über die im Jahr 2010 eingeführten Abendlinien gesprochen. Überhaupt, so waren die Anwesenden sich einig: Es solle nicht darum gehen, bestehende Angebote schlechtzureden. Das betonte auch Petitionsstarterin Alissa Lipp, die klarstellte, dass sie keinen Profit aus der Initiative schlage. „Ich bin selbst keine Gastronomin und besitze auch keine Immobilien“, erklärte sie.
Inspirationen für Neues gesammelt
Vielmehr gehe es darum, Veranstalter und Gastronomen, die bereits vor Ort aktiv seien, zu neuen Projekten zu inspirieren und so Angebotslücken zu schließen. Umso mehr freue sie, dass der Lammgarten nun inspiriert von „Aufleben in FN“ ein Oktoberfest für alle Generationen in Zusammenarbeit mit dem benachbarten Minigolfplatz veranstalte. Am 21. September, 14 Uhr, starte das Fest mit einem kleinen Seehasenfanfarenzug. Das Fest will Lipp zum Anlass nehmen, das Ende der Petition zu feiern.
Übergabe der Unterschriften an den Gemeindeart
Mit der Übergabe der Unterschriften an den Gemeinderat erhofft sie sich, ein eindeutiges politisches Signal zu erwirken. Denn auch sie weiß – nicht zuletzt durch die zahlreichen Zuschriften, die sie seit Petitionsstart erreicht haben – mit reiner Eigeninitiative ist das Problem „Friedhofshafen„ nicht gelöst.
„Ich habe jetzt so oft gelesen, dass jemand ganz konkret etwas umsetzen wollte und es nicht genehmigt bekam. Das geht schon über Jahre so.“ Hinzu komme der Umgang mit Anwohnerbeschwerden, wie im Falle der Open-Air-Konzerte, mit neuen Veranstaltungen und der Eröffnung gastronomischer Betriebe.
Facebookgruppe soll nicht zum Veranstaltungskalender werden
Gerade deshalb schaltet sie auch gezielt bestimmte Beiträge in der Facebookgruppe nicht frei: Werbung für bestehende Veranstaltungen etwa. Die Gruppe solle nicht zum Veranstaltungskalender werden, sondern gezielt auf den Erfolg der Petition hinwirken. „Das hat jetzt Priorität“, sagt Initiatorin Alissa Lipp.
Zur Petition
- Bis zum 20. September läuft die Petition „Aufleben in FN“ noch und ist unter folgendem Link erreichbar: https://www.openpetition.de/petition/online/appell-neues-aufleben-friedrichshafen. Aktuell gibt es 2176 Zeichnende, 1539 aus Friedrichshafen. Das Quorum ist bereits erreicht.
- Auf der gleichnamigen Facebookseite werden konkrete Ideen für das „Aufleben“ vorgestellt, in der Gruppe tauschen sich derzeit 1771 Mitglieder aus.