Der Vorstand beim FC 08 Villingen ist völlig zerstritten. Jetzt leiden auch die Jugendfußballer darunter. In der inzwischen fünften Pressemitteilung bekriegen sich Reinhold Warrle sowie Armin Distel einerseits sowie Dennis Stogiannidis andererseits. Klar scheint nur zu sein, dass eine Hauptversammlung eine Lösung bringen muss.

Warrle (Vorstand für Finanzen), Distel (Marketing und Strategie) sowie Stogiannidis (Jugend und Sport) stehen sich dabei unversöhnlich gegenüber. Blieben die Differenzen in der Vergangenheit meist auf den engeren Kreis des Vorstands begrenzt, sieht dies inzwischen gänzlich anders aus.

Auslöser des Konflikts ist die Einrichtung eines neuen Jugend- und Koordinationsteams, was über den Kopf von Stogiannidis geschah. Stogiannidis sollte dabei in die Schranken verwiesen werden, weil es in der Jugendabteilung zu „anhaltender Unruhe“ gekommen sei.

U-19-Trainer wird suspendiert

Nun eskaliert die Lage aber zusehends: Aktuell melden sich die neuen Jugendkoordinatoren in einer weiteren Pressemitteilung zu Wort. Die fehlende Struktur, unklare Planung und wiederholte persönliche Einflussnahme auf sportliche Entscheidungen hätten das Vertrauen vieler Beteiligter erschüttert.

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Mannschaft verlässt Platz

Ein aktueller Vorfall mache die Problematik besonders deutlich, schreiben die Koordinatoren: Die U-19-Mannschaft habe Montagabend, 28. Juli, den Trainingsplatz verlassen, nachdem ihr Trainer Mike Duffner, einer der neuen Koordinatoren, von Jugendvorstand Denis Stogiannidis eigenmächtig freigestellt und durch Toni Szarmach ersetzt worden sei.

Mannschaft will neuen Trainer nicht

In den Tagen zuvor wurde Mike Duffner von beiden mehrfach unter Druck gesetzt und persönlich beleidigt – nicht aus sportlichen Gründen, sondern offenbar, weil sich Mike Duffner offen gegen die internen Missstände positioniert habe. Die U-19-Spieler sprachen sich daraufhin deutlich gegen eine Zusammenarbeit mit Toni Szarmach aus, heißt es weiter.

Auch dieser zeige deutlich: Es gehe hier nicht um sportliche Entwicklung oder das Wohl des Vereins, sondern um persönliche Interessen des Jugendvorstands. Anders sei es kaum zu erklären, warum ein lizenzierter Trainer, den Denis Stogiannidis selbst erst vor wenigen Wochen in die Verantwortung der U-19 berufen und der über Jahre hinweg wertvolle Aufbauarbeit im Jugendbereich geleistet habe, plötzlich abgesetzt werden soll.

Ärger beim FC 08 Villingen: Der Machtkampf zwischen den Vorständen ist eskaliert.
Ärger beim FC 08 Villingen: Der Machtkampf zwischen den Vorständen ist eskaliert. | Bild: Hahne, Joachim

Mike Duffner genieße als U-19-Trainer die volle Rückendeckung des Vereinsvorstands sowie der eingesetzten Jugendkoordinatoren. Seine Freistellung sei nicht legitim und werde daher nicht akzeptiert.

Neuer Jugendleiter?

Hinzu kommt, dass Stogiannidis aktuell plane, bei der kommenden Jugendversammlung einen Jugendleiter einzusetzen, der bis heute dem Verein kein Führungszeugnis vorgelegt habe – obwohl dies für eine Tätigkeit im Jugendbereich verpflichtend sei. Ohne ein aktuelles Führungszeugnis sei eine verantwortliche Funktion im Jugendbereich nicht tragbar.

Zum Schutz der Kinder müsse entschieden gehandelt werden. Die Wahl des von Stogiannidis vorgesehenen Jugendleiters könne nicht befürwortet werden.

Denis Stogiannidis soll vor allem seinen Sohn protegieren.
Denis Stogiannidis soll vor allem seinen Sohn protegieren. | Bild: Heinz Wittmann

Bevorzugt Stogiannidis seinen Sohn?

Vor allem, dass Stogiannidis seinen eigenen Sohn bevorzugen soll, sorgt für Ärger. Mehrfach habe Denis Stogiannidis die Aussage getroffen, dass seine einzige Motivation „die Förderung seines Sohnes ist“, behaupten Warrle und Distel in einer ihrer Pressemitteilungen. Dies stehe im klaren Widerspruch zu dem Verständnis von Verantwortung und Ehrenamt, das in einem gemeinnützigen Verein gelten sollte. Die Motivation sei damit klar persönlich getrieben, zeitlich begrenzt – und nicht im Sinne des Vereins, seiner sportlichen Entwicklung oder sozialen Verantwortung.

Seit der Amtsübernahme herrsche nahezu durchgängig Unruhe im Verein. Eine konstruktive Zusammenarbeit sei unter diesen Umständen unmöglich. Zum Wohle des Gesamtvereins wäre es nun an der Zeit, dass „Herr Stogiannidis den Weg für einen Neuanfang frei macht“, erklären die beiden Vorstände weiter.

Armin Distel ist einer von zwei Vorständen, die das neue Jugendkoordinatorenteam eingesetzt haben.
Armin Distel ist einer von zwei Vorständen, die das neue Jugendkoordinatorenteam eingesetzt haben. | Bild: Marc Eich

„Mangel an Struktur“

Die Situation in der Jugendabteilung sei nicht mehr tragbar gewesen, führen Warrle und Distel zudem aus. Zahlreiche Beschwerden aus der Jugend, ein erkennbarer Mangel an Struktur sowie wiederkehrende Konflikte hätten gezeigt: Es habe eine klare Entscheidung für Stabilität, Verlässlichkeit und Entwicklung gebraucht – insbesondere für die Kinder, die Jugendtrainer sowie das Umfeld des Vereins.

Stogiannidis seinerseits hält dagegen: „Das Wohl der Kinder darf niemals zum Spielball vereinsinterner Politik werden.“ Er wiederum wirft den neuen Jugendkoordinatoren eigenmächtiges Verhandeln in Abstimmung mit den beiden Vorständen Warrle und Distel vor.

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Griff Trainer Kind an?

Ein Trainer, den er in der Vergangenheit „nach einem grob unangemessenen körperlichen Angriff auf ein Kind freigestellt“ hatte, sei ohne jede Rücksprache erneut eingesetzt worden – „offenbar sogar mit einem neuen Vertrag“, erklärt Stogiannidis. Diese Entscheidung sei nicht mit ihm abgestimmt gewesen, obwohl es seine originäre Zuständigkeit als Jugendvorstand betreffe.

Die Eltern des betroffenen Kindes, das künftig nicht mehr für den FC 08 auflaufen soll, hätten sich bereits bei ihm gemeldet: „Aus Sorge nicht nur um ihr eigenes Kind.“

Bisheriger Jugendleiter zurückgetreten

Notwendig wurde die Installation eines Jugend-Koordinationsteams, weil der bisherige Jugendleiter Torsten Caltabellotta zurückgetreten ist. Caltabellotta quittiert die Kontroversen mit einem Kopfschütteln.

„Streit gibt es in der besten Ehe“, sagt er auf Anfrage. Öffentlich ausgetragen sollte der aber nicht werden. Man hätte sich zusammensetzen sollen, glaubt er. Allzu viel zum Zwist wolle er daher gar nicht sagen, nur dies: Zurückgetreten sei er aus Enttäuschung über Stogiannidis, weil der Jugendvorstand ihn allein gelassen habe. So musste Caltabellota meist alles selbst organisieren, obwohl das so nicht ausgemacht war.

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Und: Es habe tatsächlich einen Vorfall mit einem Trainer gegeben. Im Siegestaumel habe der Trainer dem Kind im Gesicht geküsst. Das sei eine Missachtung der Privatsphäre gewesen, die auch intern aufgearbeitet worden sei. Es handele sich um einen Fehltritt, dem betroffenen Trainer wurde „die gelb-rote Karte“ gezeigt.