Sie sitzen in einem Callcenter in Izmir und geben sich als falsche Polizisten aus um von älteren Menschen Geld zu ergaunern, meist in Süddeutschland und in der Schweiz.
Masche ist immer gleich
Die Masche ist immer dieselbe: Sie rufen an, geben sich am Telefon als fiktiver Hauptkommissar aus, erfinden wilde Räubergeschichten, überreden die Opfer ihre Wertsachen einem "Polizeibeamten" auszuhändigen. Und noch während sie am Telefon Druck ausüben, klingelt der Abholer an der Tür. Sie nutzen Google Earth, türkische SIM-Karten und das Internet, damit auf dem Display der Polizeinotruf 110 erscheint.
82-jährige Frau hat Glück im Unglück
Eine 82-jährige Frau aus Friedrichshafen hatte ungeheures Glück. Sie ist zwar auf die Masche hereingefallen und hat dem falschen Polizisten am Abend des 26. Februar 2018 ihr Erspartes an der Haustüre ausgehändigt. Aber sie hat ihr Geld zurückbekommen. Ein abgehörtes Handy und gute Polizeiarbeit haben noch am gleichen Abend zur Verhaftung des Abholers und dessen Lebensgefährtin in Ulm geführt.
10 180 Euro aus Nachtkästchen
Die Frau sagt, das Geld habe sie im Nachtkästchen aufbewahrt, damit ihre Tochter an Bargeld komme, falls ihr etwas zustoßen sollte. Nach der Übergabe der 10 180 Euro an den "Polizisten" habe sie zwar das Gefühl gehabt, sie habe einen Fehler gemacht, aber unternommen hat sie nichts. Auch deshalb nicht, weil der Abholer ihr unsicher vorgekommen sei und das Geld am nächsten Morgen zurückbringen wollte.
Polizei schnappt Betrüger mit Beute
Dank Handyortung hat die Polizei den Betrüger samt Fahrerin und Beute wenig später geschnappt. Jetzt mussten sich der Mann und seine Lebensgefährtin vor dem Amtsgericht Tettnang verantworten. Die tief religiöse Frau wurde mit 15 Jahren zwangsverheiratet. Nach dem Tod ihres Ehemanns glaubte sie, im Angeklagten die große Liebe gefunden zu haben. Richter und Schöffen haben ihr abgenommen, dass sie nichts vom Zweck ihrer Fahrt gewusst hatte. Sie wurde freigesprochen.
Angeklagter stellt sich als Opfer dar
Der Mann versuchte, sich ebenfalls als Opfer darzustellen. Man habe ihm in Izmir gesagt, er solle Schwarzgeld aus dem Export von Tomatenmark und Reis abholen. Erst als er die Frau gesehen habe, sei ihm klar geworden, dass sie abgezockt werden solle. Das Geld sollte er, abzüglich zehn Prozent Provision, via Western Union nach Izmir überweisen. Stattdessen war er bereits bei der Verhaftung geständig, hat bei der Aufdeckung der Hintermänner in Izmir mitgearbeitet, hat sich entschuldigt und dafür gesorgt, dass die Geschädigte ihr Geld zurückbekommt.
Zur Tatzeit auf Bewährung
Als Bandenmitglied hat ihn das Gericht deshalb nicht eingestuft, wohl aber als Betrüger, der noch dazu zum Tatzeitpunkt zur Bewährung auf freiem Fuß gewesen ist. Gegen die Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten will Rechtsanwalt Hans Bense Rechtsmittel einlegen.