Friedrichshafen wächst und gedeiht. Der Stadt geht es gut, sowohl finanziell als auch was Arbeitsplätze und Industrie, Handel und Gewerbe betrifft. Gewerbeflächen sind gefragt, doch sie fehlen. Schon seit Jahren ist bekannt, dass es weiteren Flächenbedarf geben wird. Hinter verschlossenen Türen wird darüber diskutiert. Das war schon so, als es 2009 darum ging, für das Materialwirtschaftszentrum der MTU einen Platz zu finden. Offenbar hat die Stadt noch keinen Masterplan entwickelt – und wenn doch, wird darüber nicht öffentlich diskutiert.
Nun soll also ein Stück des Seewaldes geopfert werden, um zwei Unternehmen entgegen zu kommen. Dass für sie bereits ein Filetstück an der Flughafenstraße reserviert ist, das aber etwas unbequemer zu realisieren wäre, spielt offenbar nur eine untergeordnete Rolle. Wie wohl die Häfler Bürger auf das Ansinnen der Verwaltung reagieren werden? Wenn es um die Fällung von Bäumen oder um Artenschutz geht, reagieren die Menschen empfindlich.
Warum können die Unternehmen nicht in Richtung Westen expandieren, also dorthin, wo derzeit eine Aldi-Filiale samt massenhafter Parkplätze steht? Für Aldi einen neuen Standort zu finden, müsste doch möglich sein, ist der derzeitige Standort alles andere als ideal, weil viel zu versteckt.
Natürlich geht es "nur" um eine vergleichsweise kleine Fläche. Ich sehe die Gefahr, dass es eines Tages weitergehen wird, weil der nächste wichtige Arbeitgeber ein Plätzchen braucht. Dass der Waldstreifen zwischen Flughafen und B30 als Gewerbefläche hoch attraktiv ist, ist nicht schwer zu erraten. Doch der Wald hat eine wichtige Funktion für die Stadt, er liefert frische Luft, Tiere und Vögel leben dort. Ein weiteres Problem ist, dass ein Ausgleich geschaffen werden müsste, drei Mal so groß wie die gerodete Fläche. Wo aber soll diese Fläche sein? Ich bin gespannt, wie diese Geschichte ausgeht.
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