Eine Schlange formiert sich vor dem Eingang des Kulturhauses Caserne, da ist der Auftritt von Faber noch einige Zeit entfernt. Um 17.30 Uhr ist Einlass, der Auftritt des Schweizer Musikers beginnt allerdings erst um 19.45 Uhr. Die Besucher können sich aber an einem Foodtruck mit Essen versorgen und sich im Innenhof auf den Boden unter dem großen Baum setzen und den schönen Sommerabend genießen – so machen es die meisten.
Früh gekommen ist etwa Martin Gutmüller aus Freiburg. Auf die Frage, was ihm an Faber gefällt, antwortet Gutmüller auch mit etwas, das ihm nicht so gut gefällt. „Für die Texte bin ich vielleicht manchmal zu alt“, sagt er. Für ihn müsste es nicht immer ganz so derb zugehen. Aber die Musik überzeugt ihn dennoch. Ihm gefällt an Faber, dass er unterschiedliche Musikstile verbindet, vor allem freue er sich auf die Streicher und die Lieder, bei denen der Sänger allein mit der Gitarre auf der Bühne steht.

Ulrike Schwarzwälder wiederum weiß gar nicht so recht, was sie zu erwarten hat. „Ich kenne Faber eigentlich gar nicht.“ Schwarzwälder hat an dem Abend Geburtstag, das Konzert war ein Geschenk. Sie ist mit Nina Hezel aus Rottweil angereist, deren Kinder ebenfalls vor Ort sind, aber näher vor der Bühne einen Platz gefunden haben. Hezel lobt die schöne Location und freut sich auf einen schönen Abend mit Schwarzwälder.

Richtig begeistert von Faber ist die Familie Westerholt aus Friedrichshafen. „Als gute Mama habe ich meine Tochter vor drei Jahren zu einem Konzert nach München gefahren“, sagt Irena Westerholt. Seither gefällt auch ihr der Musiker mit seiner Band sehr gut. „Musik und Texte sind der Hammer“, sagt sie und ihr Mann Harald pflichtet ihr bei.

Die ironischen Texte hebt Isabelle Lucha aus Ravensburg hervor, sie ist mit Lukas und Katharina vor Ort und steht nah an der Bühne. Dass der Sänger wichtige Themen behandelt, gefällt Lucha. Auf welchen Song freut sie sich am meisten? „Einen Favoriten habe ich nicht.“ Aber die Freundesgruppe nennt gemeinsam „Vivaldi“, „Leon“ und „Alles Gute“ als Highlights.

Mel D überzeugt als Support-Act
Ehe Faber, der bürgerlich Julian Pollina heißt, auf die Bühne tritt und diese Highlights tatsächlich alle spielt, bringt Support-Act Mel D die Besucher in Stimmung. Melanie Danuser und ihre beiden Mitmusiker Dino Brandão und Janos Mijnssen sind auch Teil von Fabers neunköpfiger Band. Zu dritt bieten sie teils atmosphärischen, teils angenehm-krachigen Indie-Rock.
Debjani aus Wahlwies und Duniya aus Freiburg hat der Auftritt von Mel D gefallen, wie sie in der Pause zwischen Vor- und Haupt-Act sagen. Sie stehen ganz vorn am Wellenbrecher. Bei Faber freuen sich nun auch die beiden auf: „Texte, Musik und Stimme.“

Dann kommt er auf die Bühne
Als Fabers Band auf die Bühne kommt, brandet Applaus auf – doch der Sänger selbst fehlt noch. Er lässt erst seinen Mitmusikern das Rampenlicht, lässt sie die Eröffnung spielen. Erneut kann sich Mel D als talentierte Sängerin präsentieren. Mit Faber und dessen imposanter Stimme spielt sich die Band dann durch die vier Studio-Alben, die der aus Zürich stammende Musiker bislang aufgenommen hat.
Neben den von Besuchern genannten Songs überzeugen besonders das in Schweizerdeutsch gesungene, schwere „Ich liebe dich“ oder die tanzbaren Stücke „Du kriegst mich nicht zurück“, „Das Letzte“ und „Generation YouPorn“. Faber kann aber auch auf Italienisch grölen, das beweist er gleich in mehreren Liedern.
„Ihr tragt mich durch den Abend“
Die Musiker spielen auf der Bühne auf einer Art Tribüne. Haben manche von ihnen gerade einmal Pause, setzen sie sich in die hinteren Reihen. So macht es kurz vor Ende auch Faber, zündet sich dort hinten eine Zigarette an und ist zwischenzeitlich nur noch am kurzen Glimmen auszumachen. Es sind einprägsame Bilder, die die schemenhaften Figuren auf der Tribüne erzeugen. Bevor die Band ihr Konzert beendet, bedankt sich der Sänger noch bei den vielen begeisterten Menschen vor sich. „Das ist unglaublich“, sagt er. „Ihr müsstet uns vor der Show sehen.“ Zwanzig Minuten vor dem Auftritt sei es für die von der Tour todmüden Musiker unvorstellbar, schon wieder fast zwei Stunden live zu spielen. Aber: „Ihr tragt mich durch den Abend“, sagt Faber an die Menschen vor sich, die tanzen, mitklatschen und mitsingen.

Nach großem Applaus kehrt die Band zu einer Zugabe noch einmal auf die Bühne zurück – viele Besucher hätten sogar gern noch eine zweite, die gibt es allerdings nicht. Um kurz vor 22 Uhr endet dieser rundum gelungene Open-Air-Abend.