Wie immer platzte das Graf-Zeppelin-Haus fast aus allen Nähten. 1800 Häfler waren zum Jahresempfang gekommen. Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Politik nutzten den Rahmen, um in lockerer Atmosphäre miteinander ins Gespräch zu kommen.

In seiner Neujahrsansprache wurde Oberbürgermeister Andreas Brand deutlich, als er sich zum schwelenden Stiftungsstreit äußerte.
Erst ganz zum Schluss seiner Rede kam das Stadtoberhaupt auf die juristische Auseinandersetzung mit Graf Brandenstein-Zeppelin zu sprechen. Andreas Brand machte deutlich, dass die Stadt Friedrichshafen der Auffassung ist, dass der Graf nicht klageberechtigt sei. Am kommenden Mittwoch, 22. Januar, entscheidet das Verwaltungsgericht Sigmaringen über die Zulässigkeit der Klage.
„Andere wollen die Stiftung beherrschen, andere wollen über die Mittelverwendung entscheiden“, führte der OB aus. Sollte die Stiftung in ihren Zustand vor 1947 zurück versetzt werden, so „wäre die Welt in Friedrichshafen eine andere“, warnte Brand. In Bezug auf die neueste Klage des Grafen beim Landgericht Ravensburg, in der es um die Rückzahlung von vier Millionen Euro geht, wurde der OB deutlich: „Warum sollten Sie über einen Vergleich nachdenken, wenn Sie wissen, dass der andere sich an keinen Vergleich in der Vergangenheit gebunden fühlt?“ Die Zeppelin-Stiftung gehöre nach Friedrichshafen.
Brand machte klar, dass Friedrichshafen auch in Zukunft Messe- sowie Luft- und Raumfahrtstandort bleibe. Die Gewerbesteuer werde in den kommenden Jahren auf ein niedrigeres Niveau sinken. Trotzdem sei er in Bezug auf die Stiftungsunternehmen zuversichtlich. Die Zeppelin GmbH profitiere von der guten Baukonjunktur und die ZF gehe die Transformation der Autoindustrie mit exzellenten Ideen an.
Mit Blick auf die umstrittene geplante Erweiterung der Firma Liebherr Aerospace in den Seewald sagte der OB: „Es darf kein Entweder-Oder zwischen Ökologie und Wirtschaft geben. Es muss das Ziel sein, beides in Einklang zu bringen.“
Der OB teilte mit, dass der Bau der B 31-neu im Zeitplan liege. Über eine Teilfreigabe im Sommer sei noch nicht entschieden. Mit Blick auf die Trassendiskussion für das Teilstück der B 31 zwischen Immenstaad und Meersburg forderte er seine Bürgermeisterkollegen dazu auf, Einigkeit zu demonstrieren. „Nur dann werden Bund und Land die nötigen Mittel bereit stellen“, so Andreas Brand.
Erstmals stand auch eine Gebärdensprachen-Dolmetscherin mit auf der Bühne. Verena Siebke übersetzte die Reden simultan.