Oberbürgermeister Andreas Brand zitierte am Donnerstagabend bei der Eröffnung der Ausstellung "In der Luft, zu Wasser und zu Land" im Stadtarchiv aus der Absichtserklärung der Beteiligten, der der Gemeinderat zugestimmt hat: "Die Familie Maybach und die Stadt Friedrichshafen haben den gemeinsamen Wunsch, am Standort Friedrichshafen dem Gedächtnis an das Lebenswerk der beiden Visionäre Wilhelm und Karl Maybach einen würdigen Rahmen zu geben." Familie Maybach, Maybach Foundation und die Stadt hätten in den vergangenen Monaten Ideen entwickelt, wie diese Geschichte erlebbar werden könne. "Ich sehe darin eine Chance nicht nur für die Museumslandschaft unserer Stadt, sondern auch dafür, uns unserer Geschichte bewusst zu werden", sagte Brand. "Als wir das Projekt SVT-Zug angefangen haben, habe ich mir nicht vorgestellt, dass es so weit geht, dass wir jetzt hier über ein Museum in Friedrichshafen reden", sagte Ulrich Schmidt-Maybach, Enkel Karl Maybachs und Gründer der "Wilhelm & Karl Maybach Foundation". "Sie könnten uns an diesem besonderen Tag keine größere Freude machen als mit dieser Nachricht", sagte Siegfried Rehm vom Freundeskreis Maybach-Museum, der seit zwei Jahren für ein solches Museum eintritt.

Vier Lampen aus der Lehrwerkstatt hängen heute im Stadtarchiv, als Teil der Ausstellung "In der Luft, zu Wasser und zu Land". Sie beleuchtet die Geschichte der Maybachs anhand von 120 Originalteilen, Fotos und Modellen: von Wilhelm Maybachs erstem schnelllaufenden Benzinmotor mit Glührohrzündung über die Zusammenarbeit mit Graf Zeppelin und die Gründung der Maybach Motorenbau GmbH bis zum Bau von Luxuslimousinen und Dieselmotoren. Der "Fliegende Holländer" mit SVT-Motor, der 1933 sagenhafte 160 Stundenkilometer erreichte, ist im Modell vertreten.
Auf einem Foto erkennen sie sich wieder: "Das war eine Faschingsparty in Vernon", sagt Willi Schacher. Josef Menhard erinnert sich: "Auf der hat mich Karl Maybach zur Seite genommen und gesagt: Wenn du nicht aufhörst, mit der Frau von dem französischen Offizier zu tanzen, schicke ich dich auf der Stelle heim!" Schacher und Menhard haben bei Maybach technischer Zeichner gelernt.
Karl Maybach nahm die beiden mit nach Vernon, wo er im Rahmen der Reparationsleistungen seinen Benzin-Einspritzmotor weiterentwickelte. "Wir wurden als Verräter beschimpft, als wir in Friedrichshafen in den Zug nach Frankreich stiegen", sagt Schacher. Für die 19-Jährigen war es Abenteuer und Chance. Sie waren Franzosen gleichgestellt und hatten manchmal sogar Schokolade. "Wir waren viel zu jung, um etwas gegen die Franzosen zu haben und die sind uns auch ohne Vorbehalte begegnet", sagt Menhard. "Maybach wusste auch, dass er auf diese Weise seine Konstruktionen und einen Teil der Mannschaft behalten konnte, der hat immer vorausgeblickt", sagt Schacher. "Er hatte damals schon eine Vision für die deutsch-französische Zusammenarbeit."
Bereits Vater Wilhelm hatte mit Gottlieb Daimler in europäischen Zusammenhängen gearbeitet. An ihn erinnert bei der Eröffnung Susanne Zoller von der Bruderhaus Diakonie Reutlingen. Früh verwaist, wuchs Wilhelm Maybach im evangelischen Bruderhaus von Gustav Werner auf. Zoller entwirft einen fiktiven Dialog zwischen Werner und Maybach. Sie lässt Werner sagen: "Als ich dich kennenlernte, war dir nicht anzusehen, dass du mal "König der Konstrukteure" genannt würdest." Eigentlich sollte der Junge Konditor werden. Maybach lässt sie sagen: "Für mich war es entscheidend, dass ich in Reutlingen aufgewachsen bin. Für dich war die Umsetzung christlicher Nächstenliebe ein Motor, gesellschaftliche Probleme anzugehen." Diesen Grundsätzen fühlte er sich im eigenen Betrieb verpflichtet – und gab sie an seinen Sohn Karl weiter.


So erinnern sich auch Schacher und Menhard an ihren Chef: "Wir haben ihn als väterlichen Freund geschätzt, weniger wegen seiner Konstruktionen als wegen seiner Einstellung", sagt Menhard. Täglich habe der Chef jeden Mitarbeiter begrüßt, sich nach Wohlbefinden und Familie und dann erst nach dem Arbeitsfortschritt erkundigt. "Er war verbindlich, nett und sozial", sagt Schacher.
Ausstellung
Die Ausstellung "In der Luft, zu Wasser und zu Land" des Freundeskreises Maybach-Museum ist bis 21. Januar im Stadtarchiv (Katharinenstraße 55) zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 9 bis 12 Uhr, Dienstag/Mittwoch 13 bis 17 Uhr, Donnerstag bis 18 Uhr, Samstag/Sonntag 11 bis 17 Uhr.