"Die 55. Interboot ist hiermit offiziell eröffnet!" Der Häfler Oberbürgermeister Andreas Brand, Moderatorin Chrissie Weiß und Jacky Kirsch läuten was das Zeug hält und haben plötzlich den Klöppel der Messingglocke in der Hand: Macht nichts, muss man eben bis zum nächsten Jahr reparieren. Denn es wird nicht nur eine 56. sondern auch noch eine 70. Interboot geben, ist Brand überzeugt. "Die Leut' wolle was alange", sagt er, das könne man im Internet und im Katalog schließlich nicht.
Nicht gerade zum Anlangen, aber hautnah konnten die zahlreichen Gäste der Eröffnungsfeier der Wassersportmesse den Olympiateilnehmer Toni Wilhelm vom Württembergischen Yachtclub auf der Bühne erleben. Zusammen mit DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner schilderte er seinen Einsatz in Rio. "Ich hätte mir natürlich gewünscht mit einer Medaille heimzufahren", sagte der sympathische Windsurf-Profi, "vor allem weil es davor in London mit dem vierten Platz so knapp war".
Während Wilhelm surfen musste, sorgte Stegenwalner für den passenden Rahmen. "Meine Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass die Sportler sich auf den Wettkampf konzentrieren konnten". Und das war in Rio nicht immer einfach und machte sie auch oft nervös. Trotzdem musste die Teamleitung Ruhe ausstrahlen und nicht aufgeregt rumhüpfen, wie sie sagte. Aller Anstrengung zum Trotz konnte sie nicht verhindern, dass sich Wilhelm erkältete und pünktlich zum Medal Race eine Magen-Darm-Infektion bekam. "Was Toni da geleistet hat, war hervorragend", sagte die Sportdirektorin. Und als Sechster schloss er die Olympischen Spiele mit einem Spitzenergebnis ab.
Von einem Virus ganz anderer Art ist Simone Schuft befallen. Als sie ihre ersten Runden in einem Rennboot drehte, war es um sie geschehen. Heute ist sie eine von ganz wenigen Frauen in diesem Sport. "Es ist ein Sport, der Unfälle provoziert, denn wir bringen unsere Sportgeräte ans Limit", sagte die Powerfrau, doch verrückt sei sie nicht. "Gefährlich ist alles", sagt ihr Kollege Mike Szymura dazu, "auch wenn man über die Straße geht". Die Sicherheitsvorkehrungen seien hoch, das Risiko daher kalkulierbar.
Auch Jacky Kirsch fährt mit kalkulierbarem Risiko. Auf der Leinwand ist sie hinter einem Motorboot zu sehen. Sie fährt Wasserski, barfuß, abwechselnd rückwärts, vorwärts oder gleich im Liegen. "Es kribbelt an den Füßen", sagt sie, "weh tut es nicht." Bereits mit zweieinhalb Jahren stand sie zum ersten Mal auf einem Wasserski. Als Tochter einer Weltmeisterin und einem der ersten Barfuß-Wasserskiläufer Deutschlands habe sie keine andere Chance gehabt, wie sie sagt. Heute ist sie Junioren-Europameisterin in dieser exotischen Disziplin und hat bei der Weltmeisterschaft in USA die Bronzemedaille gewonnen. Mit 60 bis 70 Stundenkilometern rast sie dahin. Danach muss sie im Whirlpool ihre Füße massieren. Auf der Interboot wolle sie jetzt nach einem SUP, einem Stehpaddelbrett, schauen. Vielleicht macht sie ja mit ihrem neuen Board ein Foto von sich.
Denn wer seine Fotos oder kurzen Videos im gif-Format auf der Interboot beim Posten bei Twitter oder Instagram mit dem entsprechenden Hashtag versieht, der entdeckt sie in Großformat projiziert auf der Sozial Wall in Halle B 2 wieder. Dort war auch die La-Ola-Welle der Eröffnungsgäste in Endlosschleife zu sehen. OB Andreas Brand hat fleißig mitgemacht.
Zeiten und Preise
Die Häfler Wassersport-Ausstellung Interboot findet bis einschließlich Sonntag, 25. September statt. Die Messe ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Ein Sunset-Shopping, nur in Halle B 1, gibt es am Donnerstag, 22. September bis 21 Uhr. Der Interboot-Hafen ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise: Die Tageskarte kostet 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, die Zwei-Tageskarte kostet 17 Euro, die Familienkarte (Eltern mit allen Kinder von 4 bis 16 Jahren) 28 Euro; Kinder von 6 bis 14 Jahren müssen fünf Euro bezahlen. Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt. Der Besuch des Interboot-Hafens ist kostenlos. (abe)