Kerstin Mommsen und Fabiane Wieland

Das Symbol des deutschen Herbstes 1977 kommt an den Bodensee. Die Landshut soll restauriert und anschließend von den Besuchern des Dornier-Museums in Friedrichshafen besichtigt werden können. Während die Freude bei den Verantwortlichen des Museums groß ist, äußern sich die Gemeinderäte überwiegend skeptisch.

Horst Baier, Vorsitzender des Freundeskreises Dornier-Museum, sieht die Landshut als "kein ursprüngliches Dornier-Thema". Allerdings könne das Flugzeug als Magnet helfen, künftig noch mehr Besucher ins Museum nach Friedrichshafen zu locken. "Es muss natürlich gut gemacht sein", betont Baier. Der Freundeskreis sei in ersten Gesprächen bereits in die Planung eingebunden worden. "Wir als Freundeskreis können das Dornier-Museum auf fachlicher Ebene beratend unterstützen", so der Vorsitzende des Freundeskreises.


Ein Überblick über die Anlage des Museums.
Ein Überblick über die Anlage des Museums.

Als Flugzeugexperten kennen sich die Freundeskreismitglieder durchaus auch mit einer solchen Lufthansa-Maschine aus. Eine finanzielle Beteiligung des Freundeskreises an dem Projekt ist nach Angaben von Horst Baier nicht vorgesehen. David Dornier müsse dafür sorgen, dass das Projekt entsprechend finanziert wird. "Es geht hier um keine kleinen Summen." Schließlich müsse das Ausstellungsprojekt dann auch am Leben gehalten werden. 
Die frühere Lufthansa-Maschine «Landshut».
Die frühere Lufthansa-Maschine «Landshut». | Bild: Paulo Wagner/TMA Fortaleza/Archiv

Dieter Stauber, SPD-Fraktionsvorsitzender, erklärt hingegen: "Ich habe meine Zweifel und finde es sehr anspruchsvoll, diese Maschine, welche in den historischen Kontext des Kampfes gegen den Terrorismus eingeordnet werden soll, in das museale Konzept eines Luftfahrtmuseums zu integrieren." Außerdem wundere er sich, dass sich fast 40 Jahre lang niemand für das Flugzeug interessiert habe und es nun ganz wichtig sei. "Friedrichshafen hätte sich für mich als Standort nicht aufgedrängt, aber ich respektiere andere Meinungen und Menschen, die sich dafür stark gemacht haben." Zur Finanzierung sagt er: "Das Dornier-Museum hat gerade erst – unabhängig von der Landshut-Maschine – bei der Stadt um finanzielle Hilfe angeklopft. Wenn sich die Zeppelin-Stiftung hier engagieren sollte, dann – aus meiner Sicht – möglicherweise im Rahmen des musealen Betriebs, nicht konkret für die Ausstellung der Landshut. Es handelt sich hier um die Entscheidung der Betreiber des Dornier-Museums und beteiligter Behörden und Geldgeber. Wer diese Entscheidung trifft oder getroffen hat, soll es bitte auch bezahlen."
 

Daniel Oberschelp von der CDU ist prinzipiell der Meinung, dass die Landshut besser in München aufgehoben sei als in Friedrichshafen. Zudem sei fraglich, ob das Symbol des deutschen Herbstes überhaupt zum derzeitigen Museum passe. "Aber natürlich ist das Flugzeug etwas Besonderes und ist deutschlandweit bekannt. Sicherlich wird die Landshut Friedrichshafen bekannter machen", erklärt Oberschelp. Was die Finanzierung betreffe, so gebe es sicher andere Projekte in der Stadt, die Geld dringender nötig hätten. "Wenn ich zu entscheiden hätte, so lägen die Prioritäten sicher wo anders", sagt der CDU-Mann.

Mathilde Gombert, Grüne, betont: "Für unserer Fraktion ist es eindeutig: Wir sehen keinen Grund, warum die Landshut nach Friedrichshafen kommen sollte. Wir sehen keine Verbindung zur Stadt. Von der Entscheidung wurden wir überrascht. Wir sind der Meinung, dass die Landshut besser im Haus der Geschichte aufgehoben wäre, das wäre der ideale Standort für das geschichtsträchtige Flugzeug." Sie könne sich nicht vorstellen, dass sich die Zeppelin-Stiftung an der Kosten für die Landshut beteiligen wird. "Warum sollte sie auch? Das ist absolut nicht nachvollziehbar."

Eberhard Ortlieb, Freie Wähler: "An der Landshut hängt viel Geschichte, die Geschichte der Roten Armee Fraktion (RAF). Es sind vor allem traurige Erinnerungen, die mit dem Flugzeug in Verbindung stehen." Als Ausstellungsstück sei die Landshut sehr interessant, allerdings hätte es sicher bessere Standorte gegeben. "Was die Kosten betrifft, so werden diejenigen sie tragen müssen, die die ganze Sache initiiert haben. "Wer bestellt, der zahlt" ist das Motto. Dass die Zeppelin-Stiftung sich beteiligt, sehe ich nicht", sagt Ortlieb. Denn die Aufgaben der Stiftung seien andere, etwa die Finanzierung von Kindergärten und Schulen. Die Finanzierung sei Sache der Bundesregierung.

Gaby Lamparsky, FDP-Gemeinderätin, erklärt: "Begeisterungsstürme löst das Thema bei mir nicht aus." Sie sei der Ansicht, dass die Landshut nicht hundertprozentig nach Friedrichshafen passe. Zwar gebe es ein paar thematische Bezüge, mehr aber auch nicht. Insgesamt seien ihr noch zu viele Fragen offen. "Bislang wissen wir ja nur, dass das Auswärtige Amt die Landshut nach Deutschland holen und restaurieren will. Wie das Thema dann vor Ort museal bearbeitet werden soll, was man sogar vielleicht noch dafür bauen muss, ist uns bislang nicht bekannt." Das alles müsse zunächst öffentlich gemacht werden. "Erst dann ist ein endgültiges Urteil möglich." Eine Beteiligung der Zeppelin-Stiftung hält sie für nicht gegeben. "Laut Satzung soll das Geld dem Wohl der Häfler Bürger dienen. Was die Landshut mit den Häflern zu tun hat – da fällt mir nun nichts ein. Daher ist eine finanzielle Beteiligung möglicherweise sogar ausgeschlossen."

Auch Sylvia Hiß-Petrowitz (ÖDP) betont: "Die Landshut hat mit Friedrichshafen nichts zu tun." Das Flugzeug als Teil der deutschen Geschichte sei beim Haus der Geschichte in Bonn wesentlich besser aufgehoben. Da die Geiseln damals von der GSG 9 befreit wurden, sei die Landshut auch am Stützpunkt der Spezialeinheit gut aufgehoben. Wenn das Auswärtige Amt das Flugzeug nach Deutschland holen will, "dann muss es auch dafür zahlen", macht sie deutlich. Friedrichshafen könne dafür keine Mittel zur Verfügung stellen.

Die "Landshut"

Das Flugzeug ist zum Symbol bundesdeutscher Geschichte geworden. Im Oktober 1977 entführten Mitglieder eines palästinensischen Terrorkommandos die "Landshut", eine Boeing 737 der Lufthansa. Mit dieser Aktion sollten deutsche Gesinnungsgenossen – inhaftierte Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) – freigepresst werden. Die Bilder aus Mogadischu gingen um die Welt.