Das Sportbad neben der Volleyballarena hat im Juni eröffnet, das angrenzende Parkhaus ist bereits seit Oktober 2018 in Betrieb. Seitdem wird es allerdings so gut wie gar nicht genutzt. Bei einem Rundgang fällt auf: Das obere der drei Parkdecks ist komplett leer. Kein einziges Auto steht auf den Stellplätzen. Auf dem unteren Deck sind zwölf Plätze belegt, auf dem mittleren fünf – von insgesamt 420 Plätzen.
Auslastung im geringen einstelligen Bereich
Für das Stadtwerk am See und ihre Tochtergesellschaft, die Technischen Werke Friedrichshafen (TWF), ist die schlechte Auslastung ein tägliches Problem – das der TWF als Betreiber sehr teuer zu stehen kommt.
„Die Auslastung der Parkplätze liegt im geringen einstelligen Bereich“, wird Stadtwerk-Pressesprecher Sebastian Dix konkret. In dieser Kalkulation enthalten sind alle Parkvorgänge von Januar bis einschließlich September 2019. Etwa 20 000 Mal parkten Autos in diesem Zeitraum. In den ersten Betriebsmonaten von Oktober bis Dezember 2018 war das Parken gratis, weshalb keine Statistik geführt wurde, erklärt Dix.
Umgerechnet auf die 420 Parkplätze bedeuten diese Zahlen: Täglich wurden durchschnittlich nur acht Plätze genutzt. Die Auslastung betrug demnach gerade einmal zwei Prozent.
Verluste in mittlerer sechsstelliger Größenordnung
Dass das auf die Bilanz schlägt, bestätigt Stephan Senftleben, Sprecher der TWF, auf SÜDKURIER-Nachfrage: „Als Eigentümer des Parkhauses am Sportbad verzeichnen die Technischen Werke allein mit diesem Parkhaus jährlich Verluste in mittlerer sechsstelliger Größenordnung.“ Mit anderen Worten: Rund eine halbe Million Euro macht die TWF mit dem Parkhaus jährlich Verlust. Für dessen Bau wurden mehr als 13 Millionen Euro investiert.
432 Parkplätze sind baurechtlich vorgeschrieben
Doch wieso wurde ein so großes Parkhaus überhaupt gebaut, wenn der Bedarf nicht vorhanden ist? Wie die Häfler Stadtverwaltung mitteilt, musste für den Bau des neuen Schwimmbades ein Stellplatznachweis erbracht werden. „Die Berechnung der notwendigen Stellplätze wird vorgeschrieben“, erklärt Monika Blank, Pressesprecherin der Stadt.
Die baurechtliche Anordnung habe ergeben, dass man 432 Stellplätze brauche. 20 Stellplätze direkt an der ZF-Arena habe man anrechnen können. Die verbleibenden 412 Plätze wurden mit dem Parkhaus realisiert.
Eine Lösung, um das leer stehende Parkhaus für Autofahrer attraktiver zu machen, gibt es bisher nicht. Zwar zahlen die Nutzer hier deutlich weniger als in den anderen Parkhäusern, aber das Preisargument zieht offenbar nicht. Zum Vergleich: In den Parkhäusern „Am See“ oder „Altstadt“ kostet die halbe Stunde tagsüber 90 Cent, die Tagespauschale 15 Euro. Im Sportbad zahlt man für die halbe Stunde 50 Cent, für den ganzen Tag 8 Euro.
Auslastung von mehr als zehn Prozent aktuell unrealistisch
„Solange die Parkplätze rund um das Bodensee-Center unbegrenzt kostenlos sind, ist eine Auslastung von mehr als zehn Prozent im Parkhaus Sportbad unrealistisch“, schätzt Sebastian Dix. Ihm ist auch bewusst, dass Touristen, die in die Innenstadt oder zum See wollen, nicht im Parkhaus am Sportbad parken.
Wenzel Massag lädt sein Elektroauto auf, während er das Sportbad besucht
Einer der wenigen Autofahrer, die das Parkhaus regelmäßig nutzen, ist Wenzel Massag. „Ich komme zwei bis drei Mal in der Woche nach der Arbeit zum Schwimmen her und parke immer im Parkhaus“, erzählt der 28-Jährige. Für ihn hat das einen entscheidenden Vorteil: Er kann hier sein Elektroauto kostenfrei aufladen.

„Wenn ich etwa eine Stunde schwimmen gehe, spare ich sogar trotz Parkhausgebühr“, freut sich Massag. Er sagt aber auch: Ohne Elektroauto würde er das Parkhaus nicht nutzen.
Adriana Szabo parkt kostenlos am Bodensee-Center
Die Häflerin Adriana Szabo hat kein Elektroauto und bevorzugt deswegen den kostenfreien Parkplatz am Bodensee-Center. „Ich parke dort, wenn ich einkaufen gehe, aber auch, wenn wir mit der Familie schwimmen gehen. Die paar Meter kann man ja wirklich laufen“, sagt Szabo.

Gespräche zwischen Stadt, TWF und Bodensee-Center dauern an
Wie Monika Blank mitteilt, sind Stadt und TWF seit zwei Jahren in Gesprächen mit Vertretern des Bodensee-Centers. „Wir empfehlen eine Stellplatzbewirtschaftung“, sagt Blank. Ziel sei es, sogenannte „Fremdparker“ vom Parkplatz am Bodensee-Center fernzuhalten. Damit sind Autofahrer gemeint, die das Schwimmbad oder die ZF-Arena besuchen, aber trotzdem am Bodensee-Center parken.
Stadt nimmt Kontakt zu Unternehmen auf
„Darüber hinaus haben wir mit den Unternehmen in der Nachbarschaft Kontakt aufgenommen, ob das Parkhaus für Pendler zur Entlastung der dortigen Stellplatzanlagen genutzt werden kann“, sagt Monika Blank. Dazu fehlen der Stadt noch Rückmeldungen.
Parken am Bodensee-Center bleibt kostenfrei
Weil auch das Bodensee-Center keine Fremdparker auf seinen Parkplätzen möchte, habe man in den vergangenen Monaten nach Lösungsmöglichkeiten für das Problem gesucht, erklärt Mark Jarosz vom Management des Bodensee-Centers. Trotzdem gelte: Das Parken auf den etwa 1400 Parkplätzen am Bodensee-Center soll auch in Zukunft kostenfrei sein.
„Natürlich merken wir, dass der Parkplatz an Tagen eines Volleyballspiels völlig ausgelastet ist. Die Gäste der ZF-Arena parken auf unseren kostenlosen Parkplätzen“, sagt Jarosz. Etwas dagegen unternehmen könne das Center-Management derzeit nicht.
Schranken aus Sicht des Bodensee-Centers keine Lösung
Schranken an den Zufahrten zu installieren oder die Benutzung einer Parkscheibe zu verlangen, komme derzeit laut Jarosz nicht infrage. „Für die vielen verschiedenen Betreiber am Bodensee-Center ist eine einheitliche Schranke nicht möglich“, sagt er.
Suche nach optimaler Lösung dauert an
Auch das Parken mit Parkscheibe sei aus Sicht des Center-Managers nicht durchzusetzen. „Wer im Möbelhaus einkauft, braucht unter Umständen drei Stunden. In dieser Zeit kann eine Familie auch zum Schwimmen ins Sportbad gehen“, stellt er das Problem dar. Die Suche nach einer optimalen Lösung für die Parksituation am Bodensee-Center und am benachbarten Sportbad dauert also an.