Die Lage rund um das Thema "Landshut" wird Tag für Tag verworrener. Nach dem Besuch von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) Mitte August in Friedrichshafen schien eigentlich alles klar. Er verkündete offiziell, dass die "Landshut" künftig in der Zeppelinstadt ausgestellt werde. "Ich bin dankbar, dass die Dornier-Stiftung uns dieses großartige Angebot gemacht hat", sagte Sigmar Gabriel damals. Museumsdirektor David Dornier sagte am Rande des Besuchs des Außenministers gegenüber dem SÜDKURIER, dass die Finanzierung für das "Landshut"-Projekt gesichert sei.
Doch nach und nach wird klar, dass dem offenbar nicht so ist. "Der Spiegel" berichtete am Samstag, dass es am 8. August ein Treffen von Vertretern des Auswärtigen Amtes, des Staatsministeriums für Kultur und Medien, der Dornier-Stiftung und des Hauses der Geschichte gegeben habe. Laut einem Protokoll dieser Sitzung habe Staatsministerin Monika Grütters kritisiert, dass bisher kein Ausstellungskonzept vorläge und auch die Fragen der laufenden Finanzierung nicht geklärt seien.

Laut "Spiegel" habe Staatsministerin Grütters eine laufende finanzielle Unterstützung für den Betrieb des Museums abgelehnt. Auch eine rasche Remontage des Flugzeuges in Friedrichshafen stellte sie offenbar in Frage, solange kein Konzept ausgearbeitet sei. Dabei hatte David Dornier bei einer Pressekonferenz die Ankunft der "Landshut" in Friedrichshafen am 18. Oktober, dem 40. Jahrestag der Geiselbefreiung in Mogadischu, in Aussicht gestellt.
Verantwortliche zeigen sich wenig auskunftsfreudig
Eine Nachfrage des SÜDKURIER bei der Pressestelle des zuständigen Staatsministeriums für Kultur und Medien führte zu keinen Erkenntnissen. Mit dem Hinweis auf laufende Gespräche würden Antworten frühestens Ende der Woche möglich sein. Weder konnte Pressesprecher Sven Lindner das Treffen am 8. August bestätigen, noch weitere Fragen zur ungeklärten Finanzierung beantworten. Auch das Auswärtige Amt gibt sich zugeknöpft. "Die Kosten für das Projekt werden vom Auswärtigen Amt, Bundesbeauftragter für Kultur und Medien, Lufthansa und Dornier-Museum gemeinsam getragen", heißt es wenig konkret aus dem Auswärtigen Amt. Weitergehende Fragen wurden nicht beantwortet.
David Dornier selbst, den der SÜDKURIER schon vor zwei Wochen um ein Interview angefragt hatte, weilt nach Auskunft von Museumssprecher Philipp Lindner im Urlaub auf Mallorca und könne derzeit keine Fragen zu Finanzen und Ausstellungskonzept beantworten. "Herr Dornier wird demnächst in Berlin Gespräche führen, um alle Irritationen auszuräumen", erklärt Lindner. Erst danach könnten weitere Fragen beantwortet werden. Die finanziellen Details des "Landshut"-Projektes sowie des Museums an sich dürften aber für Stadt und Gemeinderäte äußerst interessant sein. Unter anderem steht demnächst die Zukunft der Häfler Museumslandschaft auf der Agenda.
Zwar steht nach bisherigen Äußerungen für OB Andreas Brand sowie viele Gemeinderäte fest, dass das "Landshut"-Projekt kein Fall für die Zeppelin-Stiftung ist. Eine Antwort gilt es aber auf die Frage zu finden, ob und in welchem Umfang finanzielle Unterstützung ans Dornier-Museum gehen soll.
Die persönliche Meinung von SPD-Gemeinderat Dieter Stauber: "Wenn Friedrichshafen Verantwortung und Kosten für die museale Darstellung der Erfindungen von Zeppelin, Maybach und Dornier übernehmen sollte, müssen wir nicht auch noch die 'nationale Aufgabe' der Präsentation der 'Landshut' finanzieren." Aus Sicht der Grünen sollte die Stadt zurückhaltend mit Zuschüssen sein, teilt Fraktionsvorsitzende Mathilde Gombert mit, "weil es sich um ein privates Museum handelt und die Zeppelin-Stiftung dafür auf keinen Fall in Anspruch genommen werden kann". Die Stadt könne nicht für alles aufkommen, was andere initiiert haben und dann nicht mehr bezahlen wollen oder können.
Vom "Landshut"-Projekt abgesehen hätte CDU-Gemeinderat Norbert Fröhlich "keinen Schmerz" dabei, dem Dornier-Museum einen laufenden Zuschuss "im unteren sechsstelligen Bereich" zuzusagen. Dornier sei für Friedrichshafen ein wichtiger Name. Er betont aber auch: "Je mehr das Museum will, desto mehr muss es sich mit der Stadt arrangieren." Bislang sei die Zusammenarbeit von wenig Offenheit geprägt gewesen. Zumindest wird derzeit an der Terminfindung für Gespräche gearbeitet, so Monika Blank, Pressesprecherin der Stadt.
Flensburg enttäuscht
Eine Sprecherin der Stadt Flensburg bestätigte dem SÜDKURIER, dass das Auswärtige Amt ein offizielles Wettbewerbsverfahren bei der Suche nach einem Standort für das Flugzeug Landshut zugesagt habe. Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange habe von der Entscheidung für Friedrichshafen durch eine Radiomeldung erfahren. Diese habe sie völlig überrascht. Die Stadt lebe nun mit dieser Entscheidung. Auf eine Nachfrage beim Außenministerium, warum es kein Wettbewerbsverfahren gab, habe die Stadt verzichtet. Die Stadt Flensburg wollte in Zusammenarbeit mit einem Unternehmer ein Museum beim Flensburger Flughafen schaffen. (dim)
Handlungsbedarf bei mehreren Museen
Das Zeppelin Museum stößt räumlich an seine Grenzen, das Schulmuseum bedarf einer Sanierung, die Wünsche, Stadtgeschichte wahrnehmbarer sowie das Werk der Maybachs überhaupt darzustellen, sind bekannt. Kurzum: Für die Häfler Museumslandschaft sind Ideen gefragt. Wie der SÜDKURIER berichtet hatte, wurde die Verwaltung vor der Sommerpause mit der Erarbeitung eines Museumskonzepts beauftragt.
- Aus seiner Sicht sei es wünschenswert, dass ein ganzheitliches Konzept alle Häuser – und damit auch das privat getragene Dornier-Museum – berücksichtigt, sagt CDU-Gemeinderat und stellvertretender Fraktionsvorsitzender Norbert Fröhlich. „Wir stehen da ganz am Anfang“, erklärt Fröhlich, von einer Erweiterung des Zeppelin Museums und der Integration einer Maybach-Ausstellung gehe er allerdings aus. Wichtig sind ihm genaue Blicke auf finanzielle Aspekte und belastbare Zahlen. „Wir werden nur das auf den Weg bringen können, was wir auch von den Folgekosten her finanzieren können.“
- „Friedrichshafen mit seiner Industriegeschichte und den damit verbundenen namhaften Persönlichkeiten wie Zeppelin, Maybach, Dornier, Soden, Eckener und anderen tut gut daran, diese Geschichte der Nachwelt zu erhalten“, teilt Eberhard Ortlieb, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler mit. Ein Ziel sollte sein, diese Industriegeschichte in ihrer Gesamtheit darstellen zu können. „Dazu bedarf es eines Konzepts, das die Interessen möglichst aller vereint und den finanziellen Rahmen für Stadt beziehungsweise Stiftung in einem vertretbaren Rahmen hält.“ Auch die „überaus spannende und interessante Geschichte der Stadt, von Buchhorn bis heute,“ sollte aus Sicht der Freien Wähler ihren Platz finden.
- „Die SPD begrüßt es, wenn die Museumslandschaft in Friedrichshafen konzeptionell weiterentwickelt und erweitert wird“, teilt Fraktionsvorsitzender Dieter Stauber mit. „Wichtig sind uns in diesem Zusammenhang die Worte ‚alle Museen’ und ‚ganzheitlich’.“ Es gehe nicht nur um eine Maybach-Abteilung, den Erweiterungsbedarf des Zeppelin Museums oder das Dornier-Museum, sondern auch um das Schulmuseum, die stadtgeschichtliche Sammlung im Max-Grünbeck-Haus, eine Möglichkeit, endlich die Industrie- und Stadtgeschichte zu präsentieren, und es gehe um weitere kleine Museen wie das Feuerwehrmuseum in Ettenkirch und das Heimatmuseum von Ailingen-Berg. „Die Fairness und Transparenz gebieten es, die dafür notwendigen Maßnahmen und Kosten abzuwägen“, so Stauber.
- „Die Integration der Maybachsammlung ins Zeppelin Museum ist unserer Ansicht nach der richtige Weg“, heißt es von den Grünen. Es sei wichtig und richtig, ein ganzheitliches Museumskonzept zu erstellen. „Über Inhalte und Kosten wird in den kommenden Monaten im Kultur- und Sozialausschuss und im Gemeinderat noch zu reden sein“, teilt Fraktionsvorsitzende Mathilde Gombert mit. Aus Sicht der Grünen sollten dabei nicht nur die architektonischen, baulichen und räumlichen Fragen beantwortet werden.
- Grundsätzlich steht die Fraktionsgemeinschaft ÖDP/parteilos einem Museumsquartier positiv gegenüber, teilt deren Vorsitzende Sylvia Hiß-Petrowitz mit. „Allerdings werden wir abwarten, wie die beauftragte Konzeption aussieht und was es kostet“, ergänzt sie. „Zuschüsse ja, aber nicht um jeden Preis.“ Friedrichshafen habe eine bedeutende Industriegeschichte, die es wert sei, gezeigt zu werden. „Da müssen jetzt erst mal die Fachleute ran“, sagt FDP-Gemeinderätin Gaby Lamparsky. „Und dann muss man sich das Thema genau anschauen.“ (böm)