Gut drei Jahre nach Abschluss der Ära Stephan A. Jansen ist es um die Zeppelin-Universität (ZU) ruhig geworden. Zwar ist immer noch nicht klar, ob sich der frühere ZU-Präsident, der nach der Provisionsaffäre im September 2014 zurücktrat, strafbar gemacht hat (siehe unten). Doch die Uni ist nach Angaben von Insa Sjurts, die die ZU seit April 2015 leitet, heute finanziell solide aufgestellt und hat die Schatten der Vergangenheit hinter sich gelassen.

Das sah im Frühjahr vergangenen Jahres noch etwas anders aus. Ein Gutachten über die Baukosten für den neuen ZF-Campus im Fallenbrunnen wies Mehrkosten von 3 Millionen Euro und noch nötige Sanierungen für rund 2,4 Millionen Euro aus. In diesem Papier war von „Unterhaltungsrückstau" am Altgebäude die Rede, das so gut wie gar nicht saniert worden war, und davon, dass die frühere Flakkaserne „energetisch auf dem Stand der 1930er Jahre zurückgelassen“ worden sei. Die Fenster wurden zwischenzeitlich erneuert, so Sjurts. Mit der Dachsanierung, die von den Gutachter auf rund 1,5 Millionen Euro taxiert wurde, will man sich noch Zeit lassen, genau wie für die nötige Wärmedämmung der Altgebäude.

Noch eine alte Hypothek

Obwohl das im April 2016 vorgelegte Gutachten zur Baurevision Fehler in der damaligen Projektsteuerung und etwa eine Vertuschung der negativen Baukostenentwicklung unter der Regie der ZU-Geschäftsführerin Katja Völcker nachwies, wurde das Kapital abgehakt. Damit blieben die Uni selbst und ihre Gesellschafter auf den daraus resultierenden Mehrkosten sitzen. Den Löwenanteil des Campus-Baus hatte die ZF mit einer Spende von 20 Millionen Euro erst möglich gemacht.

Dank finanzieller Unterstützung der drei „Z“ als Gesellschafter – Zeppelin-Stiftung, ZF Friedrichshafen AG und Zeppelin GmbH – musste die Uni seit 2015 trotz angespannter Finanzlage kein negatives Jahresergebnis ausweisen. Im Dezember 2015 hatte ZU-Kanzler Matthias Schmolz dem Gemeinderat noch berichtet, dass trotz eines rigiden Sparkurses unterm Strich ein Defizit von einer Million Euro für das laufende Jahr stehen bleiben wird, weil rund zwei Millionen Euro weniger an Sponsorengeldern und Drittmitteln eingenommen wurden. Damals regte Schmolz erstmals an, darüber nachzudenken, ob sich die Uni den Ur-Campus am Seemooser Horn künftig noch leisten kann. Die Frage hat sich zwischenzeitlich geklärt. „Wir haben den Mietvertrag mit der Zeppelin Wohlfahrt als Eigentümer der Gebäude neu verhandelt. Der Vertrag ist um zehn Jahre zu einem fairen Mietzins verlängert worden", erklärt Insa Sjurts im SÜDKURIER-Gespräch.

Laut ZU-Präsidentin war es in den vergangenen drei Jahren nötig, den Unibetrieb zu konsolidieren. „Ja, wir haben einen wirklich schweren Weg hinter uns“, sagt sie. Jeder Stein an der Uni sei umgedreht worden, sämtliche Strukturen und Prozesse habe man auf den Prüfstand gestellt. Ziel war, so Sjurts, „nie wieder in eine Situation zu kommen, in der wir quasi von der Hand in den Mund leben müssen“. Jetzt könnten zwei, drei schwierige Jahre kommen, „und die würden wir ohne Probleme durchstehen“. Finanziell hat sich die ZU also erholt – mehr noch, sie hat sogar Rücklagen geschaffen. Doch dieser Spar- und Reformkurs hat nicht nur einen hohen Preis. Er sorgt für neue Herausforderungen.

42 Mitarbeiter kehren den Rücken

Allein im vergangenen Jahr haben 42 Mitarbeiter der Zeppelin-Universität den Rücken gekehrt, davon 21 aus einem unbefristeten Vertrag heraus, bestätigt die ZU auf Anfrage – und zwar vom Professor bis zum Verwaltungsangestellten. Damit hat etwa ein Fünftel der Belegschaft die Privat-Uni im Jahr 2017 verlassen. Der Frust sitzt bei vielen offensichtlich tief. Offen darüber sprechen möchte niemand, doch die Zahlen sprechen eine eigene Sprache. Für die Präsidentin scheint es kein Alarmsignal zu sein. „Ich glaube, dass es da sehr unterschiedliche Beweggründe gibt. Früher herrschte an der ZU wohl eher so eine Art Ermöglichungskultur, was in diesem Ausmaß nicht mehr vorhanden ist“, versucht sie sich an einer Erklärung.

450 statt 850 Bewerber pro Jahr

Seit sich ihr Vorgänger verabschieden musste, hat sich allerdings auch die Zahl der Studierenden stetig verringert. Und nicht nur das: Die Bewerberzahlen sind nach 2015 eingebrochen und seither weiterhin auf Sinkflug. Wollten von 2012 bis 2014 jährlich über 850 junge Leute an der ZU studieren, so waren es im vergangenen Jahr nur noch 450 Bewerber um einen Studienplatz. Im gleichen Zeitraum sank die Anzahl der Studienanfänger von rund 330 auf 211 im vergangenen Jahr. Angesichts dieser Zahlen werden Stimmen an der ZU lauter, man müsse den Kurs wieder neu und mit innovativen Ansätzen auf Forschung und Lehre ausrichten, statt auf mehr Stipendien und die Regionalisierung der Uni zu setzen. Das Verfahren zur Reakreditierung der ZU und die damit verbundene Verleihung eines dauerhaften Promotionsrechts laufen noch.

Insa Sjurts bestreitet diese Zahlen nicht und verweist auf wachsende Konkurrenz in der deutschen Uni-Landschaft mit jährlich etwa 700 neuen Studiengängen. „Es ist richtig, dass die Zahlen niedriger sind, aber wir versuchen sie, auf diesem Niveau zu halten.“ Das wären rund 1200 Studierende pro Jahr in allen Programmen an der ZU.

Verfahren läuft noch

Gegen den Ex-Präsidenten der Zeppelin-Universität, Stephan A. Jansen, wird nach wie vor strafrechtlich ermittelt. Das Verfahren läuft bereits seit Oktober 2014. Im Zentrum der Untersuchungen der Staatsanwaltschaft Ravensburg steht nicht nur die frühere Provisionspraxis an der Privathochschule, die 2003 mit Jansen als Präsident gegründet wurde. Dabei geht es um den Verdacht des Betrugs zu Lasten jener Förderer, die private Gelder für Wissenschaft und Forschung an der Häfler Privat-Uni zur Verfügung gestellt hatten – ohne zu wissen, dass bis zu zehn Prozent der Drittmittel und Spenden als Provisionen in private Taschen fließen. Hauptnutznießer dieses jahrelang angewandten Boni-Systems war der ehemalige ZU-Präsident selbst. Er hatte nach Recherchen dieser Zeitung maßgeblich darüber verfügt, wer in den Genuss der oft fünfstelligen Boni kam.

Die Staatsanwaltschaft lässt aber auch ein Netzwerk prüfen, das offenbar von Auftragsvergaben der ZU profitierte.